Alone In The Dark (XBox 360)
 
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Alone In The Dark (XBox 360)

Rezension von Björn Backes

 

„Alone In The Dark“ gehört – dies mag manch einen überraschen – zu den ältesten aktuellen Action-Game-Serien und verzückt Freunde des düsteren, bisweilen an das Horror-Segment angelehnten Hollywood-Spaß bereits seit den frühen Neunzigern. Mit den ersten beiden Episoden des Spiels schaffte man damals zwei bahnbrechende Releases, die mit Lovecraft’schen Elementen und einst revolutionärem Gameplay haufenweise zufriedene Abnehmer fand. Doch schon mit der dritten Episode aus dem Jahr 1994 folgte mangels frischer Ideen der Einbruch. Eine Ewigkeit Pause und ein nicht wirklich bestechender vierter Teil sieben Jahre später sollten folgen, ließen „Alone In The Dark“ aber alsbald in Vergessenheit geraten. Vor einiger Zeit machte jedoch die Kunde von einer Next-Gen-Fortsetzung die Runde. Edward Carnby sollte in einer rehabilitierenden, fünften Episode endlich wieder zu alter Form finden. Doch ist dem auch wirklich so?

 

Das Spiel:

Die Startbedingungen für das erneute Comeback hätten jedoch nicht schlechter sein können. Mehrfach wurde der geplante VÖ-Termin verschoben, bis man sich schließlich dazu durchrang, die Release-Daten für Xbox 360 und Playstation 3 unabhängig voneinander festzulegen. Während das Sony-Publikum noch bis in den Herbst hinein warten muss, bis ihr vermeintlicher Held wieder einen Streifzug durch die Dunkelheit startet, dürfen sich Besitzer der Microsoft-Konsole bereits vorab über das neueste Abenteuer aus der Düsternis freuen.

 

Und so spektakulär wie die vorgezogenen Ansagen, so spektakulär erweist sich „Alone In The Dark“ auch schon in seiner Präsentation. Bereits die Startsequenz zeigt sich absolut Hollywood-reif. In einem bombastischen Filmschnipsel entflieht der Protagonist einem Henker, der innerhalb der nächsten Sekunden über dessen Leben richten sollte. Eine dämonische Kraft bestimmt sein Schicksal und rettet ihn vor dem sicheren Tod, bevor dann in direkter Umgebung das pure Chaos losbricht. Der Central Park verwandelt sich in die Brutstätte einer extraterrestrischen Kraft und entwickelt sich zu einem furchtbaren Höllenschlund, aus dessen Rachen die abscheulichsten Kreaturen entsteigen. Gleichzeitig verwandelt sich die Szenerie in den Schauplatz eines Erdbebens; Wolkenkratzer stürzen unbedarft in sich zusammen, und in kürzester Zeit entwickelt sich eine Szene der absoluten Zerstörung. Zeit also für unseren Helden, erst einmal aus seinem Hotel zu stürzen, um draußen Sicherheit zu finden.

Carnby macht sich im Folgenden daran, die Ursache für die neueste Verwüstung zu suchen. Er stürzt sich durch die von unmenschlichen Wesen gesäumten Straßen der New Yorker Metropole, erkundet die zahlreichen dunklen Fleckchen des Central Parks und reist durch einige historische Gebäude, die ihm bei der Aufklärung all dessen helfen sollen. Währenddessen ist man natürlich ständig damit beschäftigt, sich seiner zahlreichen Gegner zu entledigen. Diesbezüglich ist eine Menge Kreativität gefragt, da man in „Alone In The Dark 5“ nicht bloß mit einer fetten Wumme durch die Szenerie poltert. In bester MacGyver-Manier bastelt man sich Waffen mit den Inhalten seiner Hosentaschen, nutzt umher liegende Gegenstände wie Äxte oder auch brennende Stühle oder nutzt auch schon mal hochexplosiven Stoff, den man fast schon zufällig irgendwo aufschnappt. Natürlich darf man auch ‚echte’ Waffen einsetzen, allerdings sind die Action-Sequenzen sehr stark vom klassischen Action-/Shooter-Segment abgegrenzt und bescheren dem Spiel in dieser Hinsicht ein ganzes Stück Eigenständigkeit.

Auf diese Art steuert man durch die insgesamt acht Episoden des Spiels, die jede für sich noch einmal in mehrere Sub-Levels unterteilt ist. Außergewöhnlich hierbei: Es gibt keinen tatsächlich linearen Spielverlauf, wenngleich die Story natürlich auf einer realen Chronologie aufbaut. Wer sich jedoch an bestimmten Stellen festbeißt, darf hier gerne einen alternativen Abschnitt anwählen, um nicht zu viel Frust anzustauen. Über derlei Modi darf man natürlich geteilter Meinung sein. Einerseits ist es natürlich ziemlich komfortabel, härtere Spielphasen zu umgehen oder zumindest mal auszusetzen. Andererseits ist er Wert der echten Herausforderung natürlich deutlich geringer, zumal man nicht alle Episoden durchspielen muss, um das Spielende zu erreichen. Der schmale Grat zwischen Anspruch und Bequemlichkeit will daher auch nicht recht zum üppig proportionierten Spielsystem passen.

 

Ebenfalls nicht ganz so gut gelungen – und dies scheint bei der genialen Aufmachung schon überraschend – ist die Performance der Story. Zwar sind die episodischen cineastischen Einsprengsel optisch überragend, aber im Laufe des Spiels wird der Background mehr und mehr belanglos, da er in der Handlung auch nicht mehr entsprechend reflektiert wird. Innerhalb des sehr guten Gameplays mag dies zwar zu verkraften sein, doch wenn man sich vor Augen führt, dass die Hintergrundgeschichte bislang immer zu den Highlights der Serie zählte, darf man hier schon ein wenig enttäuscht sein.

 

Technik/Grafik:

Das visuelle Erscheinungsbild hält indes so ziemlich alles, was vorab versprochen wurde. Spektakuläre Effekte, rasante Szenenwechsel, superbe Filmszenen und Bewegungsabläufe, die zur absoluten Referenz im Konsolenzeitalter gehören. Da mag man auch gerne einsehen, dass die Entwicklungsphase etwas mehr Zeit als geplant in Anspruch genommen hat. An Details wird jedenfalls nicht gespart, sei es nun bei den genialen Oberflächentexturen, in den zahlreichen Feuersequenzen oder einfach nur hinsichtlich der fantastischen Hintergründe des apokalyptischen New Yorks. Ein respektvoller Beifall sei an dieser Stelle erlaubt.

Leider präsentiert sich „Alone In The Dark 5“ in der Technik nicht immer ganz so perfekt. Gerade das Handling könnte ein wenig sensibler umgesetzt sein. Nicht immer reagiert Carnby genau so, wie man sich dies nach Betätigung der Sticks vorstellt – diverse Frustmomente inbegriffen. Hat man also die Prioritäten doch nicht wirklich sinnvoll gesetzt? Auch die beiden Spielperspektiven sind lediglich sub-optimal. In der grafisch hervorragenden Ego-Sicht verschwinden zu viele Einzelheiten am Rande; die 3rd-Person-Perspektive wiederum zeigt Probleme in der Steuerung. Außerdem ist auch hier die Gestaltung des direkten Umfelds eher spärlich, da der Sichtradius kaum größer ist als in der Direktsicht.

Immerhin stimmt der audiovisuelle Rahmen und macht die fünfte Episode der verloren geglaubten Serie zum echten Konsolenkino. Sound und Optik sind prima – ohne Wenn und Aber.

 

Spielspaß:

Eines vorweg: Die Spieldesigner haben sich große Mühe gegeben, Frustmomente im Gameplay zu vermeiden und daher auch den sturen chronologischen Ablauf durchbrochen. Obschon der Schwierigkeitsgrad bisweilen ziemlich hart ist, hat man so jederzeit die Möglichkeit, Zerreißproben zu umgehen oder sogar ganz auszublenden. Inwiefern dies mit dem Explorationsgeist des Publikums in Einklang zu bringen ist, sei aber mal dahingestellt. Es wirkt nämlich irgendwie halbfertig, wenn man sich Wege erschummelt und Herausforderungen meidet. Insgesamt wäre man daher vielleicht besser gefahren, der Chronologie treu zu bleiben. In diesem Fall hätte man womöglich auch die Story besser einbinden können.

In Sachen Gameplay ist „Alone In The Dark 5“ wiederum der erhoffte Knüller. Zahlreiche innovative Aktionsmöglichkeiten ersetzen eingefahrene Mechanismen im Action-Bereich, sei es nun bei der Wahl der Waffen oder einfach nur bei der Erkundung der ungewöhnlichen Umgebung: Hier werden die erhofften Akzente am Fließband gesetzt. Schade ist eben nur, dass die Abläufe nicht sinngemäß in die Background-Story eingeflochten werden. Hier bleibt das Konzept größtenteils an der Oberfläche und übergeht das offenkundige Potenzial, dass sich hinter der bombastischen Umsetzung verbirgt. Den Spielspaß soll dies letzten Endes nicht an den Boden bringen; aber im Vergleich zwischen Möglichkeiten und Realität hätte das Verhältnis zugunsten letztgenannter Option deutlich günstiger ausfallen können.

 

Fazit:

„Alone In The Dark 5“ schafft es mit Leichtigkeit, den leicht geschändeten Ruf der Serie nach all den Jahren wieder herzustellen, präsentiert sich aber nicht als der verkündete Geniestreich zwischen Action-Gameplay und mitreißender Horror-Atmosphäre. In vielerlei Hinsicht ist dem Spiel noch der Zeitdruck anzumerken, unter dem der Titel nun au den Markt gedrängt wurde. Andererseits ist die Action spielmechanisch wirklich packend und sorgt für einen nur schwer besiegbaren Langzeitreiz. Ergo: „Alone In The Dark 5“ ist ein gutes bis sehr gutes Spiel, aber dennoch nicht das Ergebnis, das man nach all der Arbeit erwarten konnte.

 

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240418171208a17b2029
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PC-Game:

Alone In The Dark

System: XBox 360

Publisher: Atari

USK-Einstufung: Keine Jugendfreigabe gem. 14. JuSchG

ASIN: B000ELL6CG

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 03.10.2008, zuletzt aktualisiert: 14.04.2024 08:35, 7495