Am Abgrund von Wolfgang Hohlbein
Reihe: Die Chronik der Unsterblichen Bd. 1
Rezension von Christoph Fischer
Klappentext:
Osteuropa im 15. Jahrhundert.
Wie ein Blitz aus heiterem Himmel wird ein kleines Dorf im fernen Transsilvanien von den grausamen Vollstreckern der Inquisition in Schutt und Asche gelegt. Die Überlebenden werden verschleppt; nur der junge Frederic entkommt dem brutalen Überall.
Als Frederic herausfindet, daß die heimtückische Tat einzig und allein dem Schwertkämpfer Andrej galt, ist es schon fast zu spät. Aber Andrej spürt den jungen Mann auf und nimmt ihn mit auf eine abenteuerliche und unglaublich gefährliche Reise quer durch Transsilvanien.
Doch schon bald hegt Frederic einen furchtbaren Verdacht: Andrej, der Mann, der fast unbeschadet durchs Feuer gehen kann und die schwersten Verletzungen mühlos übersteht, muß mit dem Teufel im Bunde sein! Daß Andrej zu den letzten Unsterblichen gehört, die für ihr ewiges Leben einen hohen Preis bezahlen, ahnt er nicht.
Inhaltsangabe:
Transsilvanien im 15. Jahrhundert. Ziellos und ganz in seine Trauer versunken reitet ein Mann aus einfachen Verhältnissen durch das Land. Erst vor kurzem hatte Andrej Delãny seine im Kindbett verstorbene Frau und das ungeborene Kind zu Grabe tragen müssen. Als er nach einer Weile die Umgebung wieder wahrnimmt, stellt er überrascht fest, dass er an den Ort seiner Geburt zurückgekehrt ist.
Unmittelbar am Ufer des Brasan liegt das alte Dorf Borsã. Vor vielen Jahren war Andrej wegen angeblicher Beteiligung an einem Kirchenraub aus dem Dorf gejagt worden. Seit damals scheint sich nicht sehr viel verändert zu haben. Trotzdem hat er ein ungutes Gefühl, als er durch die menschenleeren Strassen reitet. Irgendetwas stimmt nicht. Borsã wirkt wie ausgestorben, obwohl Andrej nicht den Geruch des Todes über dem Ort erkennen kann.
In dem etwas außerhalb stehenden zweihundert Jahre alten Wehrturm, der den Bauern des Dorfes in Krisenzeiten als letzte Rückzugmöglichkeit dient, findet Andrej bei seiner Suche nach den Dorfbewohnern den schrecklichen Grund für die unnatürliche Stille. Zu seinem Entsetzten entdeckt er hier einen Teil der Dorfbevölkerung. Sie wurden erst vor kurzem auf grausame Art und Weise zu Tode gefoltert - anscheinend ohne sich vorher ernsthaft zu wehren, da er nirgends Kampfspuren entdecken kann. Während Andrej langsam versucht, seine Fassung wieder zu finden, stößt er auf den Jungen Frederic. Unter Tränen berichtet ihm dieser, was den Dorfbewohnern widerfahren ist.
Ein paar Tage zuvor waren Männer der Inquisition auf der Suche nach einem angeblichen Hexenmeister in das Dorf gekommen. Statt wie eigentlich erwartet einen gemeinsamen Gottesdienst abzuhalten, erhoben sie schwere Anklagen gegen das Dorf. Wie ein heiterer Blitz aus dem Himmel mordeten plötzlich die grausamen Vollstrecker der Inquisition unter der Dorfbevölkerung. Wen sie nicht zu Tode folterten, schleppten sie in Ketten fort. Nur Frederic konnte durch eine glückliche Fügung diesem Schicksal entgehen. Doch er musste aus seinem Versteck mit ansehen, was seiner Familie und den anderen in diesen schrecklichen Stunden angetan wurde.
Gemeinsam beschließen sie, blutige Rache für dieses Unrecht zu nehmen oder zumindest die verschleppten Dorfbewohner zu retten. Ihre abenteuerliche und gefährliche Verfolgung führt sie quer durch Transsilvanien.
Doch schon bald hegt Frederic einen furchtbaren Verdacht: war es etwa Andrej, dem die heimtückische Tat galt? Ein Mann, der fast unbeschadet durchs Feuer gehen kann und die schwersten Verletzungen mühelos übersteht, muss einfach mit dem Teufel im Bunde sein. Dass Andrej zu den letzten Unsterblichen gehört, die für ihr ewiges Leben einen hohen Preis bezahlen, ahnt nicht mal Andrej selbst…
Beurteilung:
Der Autor der „Chronik der Unsterblichen“ ist der bekannte Schriftsteller Wolfgang Hohlbein. 1953 in Weimar geboren, zählt er heute zu Deutschlands erfolgreichsten Autoren phantastischer Unterhaltung.
Mit der „Chronik der Unsterblichen“ widmet sich Hohlbein, wie im Roman „Dunkel“ den Vampiren, nun einem zweiten Mythos der Menschheit - den Unsterblichen. Diese leben schon seit Ewigkeiten unter den Normalsterblichen und fechten einen Krieg untereinander aus - frei nach dem Motto der bekannten Kinofilme „Highlander“ zum gleichen Thema: „Es kann nur einen geben!“. Ob aus lizenzrechtlichen Gründen oder weil Hohlbein sich nicht ganz von den Vampiren trennen konnte, erinnert aber die eigentliche „Transformation“ dann schon eher wieder an Vampirgeschichten.
Der Roman ist gebunden und die Schrift sehr gut lesbar. Das Seitenlayout ist meiner Meinung nach etwas zu großzügig ausgefallen: an den Seitenrändern wurde viel Platz gelassen, wodurch die Seitenanzahl künstlich erhöht wurde.
Das schlichte Cover zeigt auf der Vorderseite ein stimmungsvolles Foto eines alten Herrenhauses. Das schwarz-weiße Bild fängt die düstere Stimmung des Romans ein, und man fühlt sich beim Betrachten in eine andere Zeit versetzt. Einziges Manko: die „Chronik der Unsterblichen“ spielt im 15. Jahrhundert, das Gebäude auf dem Foto entstammt aber einer sehr viel späteren Epoche. Dadurch wird beim potentiellen Leser, wenn er das Buch das erste Mal in die Hand nimmt, ein falscher Eindruck über die zeitliche Einordnung der Geschichte geweckt, erst der Klappentext klärt dieses Missverständnis auf.
Ansonsten ist der Klappentext allerdings nicht zu gebrauchen. Der Verfasser scheint das Buch nicht wirklich gelesen zu haben. Er versucht mit Floskeln wie „… ein kleines Dorf … von den grausamen Vollstreckern der Inquisition in Schutt und Asche gelegt …“ Spannung zu wecken. Doch bereits im ersten Kapitel wird beschrieben, dass das Dorf zwar menschenleer ist, aber noch unversehrt steht.
Fazit:
Was mir besonders gut an dem ersten Band der Chronik gefallen hat, ist, dass es Hohlbein gelingt, eine spannende Welt voller Intrigen aufzubauen. Der nächste Schritt in der Handlung ist nicht, wie so oft in solchen Romanen, vorhersehbar. So fesselt „Am Abgrund“ bis zur letzten Seite, und einige überraschende Wendungen erwarten den Leser. Ärgerlich und zugleich fesselnd ist, dass sich für jede beantwortete Frage gleich drei neue auftun. Zum Glück hört das erste von bisher vier erschienenen Bänden der Chronik nicht mitten in der Handlung auf. Trotzdem konnte ich es nicht erwarten, den nächsten Band „Der Vampyr“ in die Hände zu kriegen.
Typisch Hohlbein ist wohl das Andrej begleitende Kind. Der junge Frederic, der wie ein Todesengel über allem schwebt, wird sicher im Laufe der Geschichte noch für Überraschungen sorgen.
Warum aber gerade die „Transformation“ nicht wie in den Kinofilmen und in der TV-Serie „Highlander“ abläuft, sondern eher einem klassischen Vampirroman entstammen könnte, ist mir ein Rätsel. Dadurch wirkt das eigentlich gute Thema über die Unsterblichen nicht konsequent umgesetzt. Ich werde einfach das Gefühl nicht los, dass Hohlbein Vampirelemente drin haben wollte, um seine Verkaufszahlen zu erhöhen. Verstärkt wird dieses „Kommerz“ -Gefühl durch die künstliche Erhöhung der Seitenzahl der gebundenen Ausgabe und dem daraus resultierenden Preis.
Wer also keinen besonderen Wert auf die gebundene Ausgabe legt und wem es nur um die gute Geschichte geht, sollte deswegen zur deutlich günstigeren Taschenbuchausgabe greifen.
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