Androidenträume (Autor: John Scalzi)
 
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Androidenträume von John Scalzi

Rezension von Carina Schöning

 

Der amerikanische Autor John Scalzi hat schon in seinen früheren Science Fiction Romanen „Krieg der Klone“, „Geisterbrigaden“ und „Die letzte Kolonie“ einen gewissen Sinn für Humor gezeigt. Sein neuestes Abenteuer „Androidenträume“ erschien im Original schon 2006 und der Titel „The Android`s Dream“ ist eine bewusste Anspielung auf den 1968 erschienen Science Fiction Klassiker „Do Androids Dream of Electric Sheep?“ von Philip K. Dick.

 

Alles fängt damit an, dass ein Diplomat aus dem Handelsministerium aus persönlichen Gründen mitten in einer Besprechung seinen Verhandlungspartner zu Tode furzt. Sral-win-Getag gehört zu der reptilien-ähnlichen Alienrasse der Nidu, einem sehr aufbrausenden und rassistischen Volk. Leider stehen die Nidu in der Hierarchie der Großen Konföderation über den Menschen und sind gleichzeitig auch deren wichtigster Verbündeter und Handelspartner. Sie sind sehr stark in einem altertümlichen Kastenwesen verwurzelt und die höheren Kastenmitglieder kommunizieren untereinander in einer Sprache der Gerüche. Der menschliche Diplomat hat Sral-win-Getag mit seinen geheimen Furz-Botschaften soweit gereizt, dass er einen Schlaganfall erlitt und starb.

 

Nun stehen die Botschafter von dem Handels- und Außenministerium vor großen Problemen. In wenigen Tagen findet die Krönungszeremonie des Anführers der Nidu statt, dem so genannten Fehen. Das Verfahren ist recht kompliziert und für menschliche Verhältnisse sehr komisch. Man braucht jedoch dazu ein Opferschaf und nicht nur irgendeins, sondern eines der seltenen Rasse der „Androidenträume“ mit gentechnisch modifizierter elektrisch-blauer Wolle. Diese spezielle Rasse ist sehr selten und zudem grassiert gerade ein Virus, der genau diese Schafe tötet. Der Computerfachmann und Kriegsveteran Harry Creek wird beauftragt die Gen-Datenbanken der Versicherungsgesellschaften nach dieser Rasse zu durchsuchen. Falls es ihm nicht gelingt ein Schaf aufzutreiben, droht ein interstellarer Krieg. Denn die wenig zimperlichen Nidu haben schon ihre Schlachtschiffe in die Nähe der Erde positioniert und sind bereit für den Angriff.

 

In „Androidenträume“ präsentiert der amerikanische Autor John Scalzi eine wirklich sehr abgedrehte Science Fiction Story. Im Laufe der Handlung stellt sich heraus, dass zwar alle Androidentraum-Schafe getötet worden sind, aber einige DNS Spuren in Robin Baker, einer unwissenden Zoohändlerin auffindbar sind. Sie ist das Kind einer genetisch modifizierten Schaf-Prostituierten. Zudem tritt auch eine geheimnisvolle Religionsgemeinschaft auf, die von einem drittklassigen Science Fiction Autor aus rein finanziellen Gründen erfunden worden ist. Die Kirche des Höheren Lammes glaubt an die Erlösung durch ein göttliches Schaf. L. Ron Hubbard lässt grüßen. Genüsslich wird hier der Scientology Gründer und seine zweifelhafte Religion durch den Kakao gezogen. Sehr bissig und sarkastisch wird sich über falscher religiöser Eifer und absurde Prophezeiungen lustig gemacht. Nebenbei kommt aber auch die Action nicht zu kurz. Der anfangs recht harmlos wirkende Computerexperte und xenokultureller Moderator Harry entpuppt sich als Spezialist und hat alle Hände voll zu tun Robin und sich selbst aus brenzligen Situationen zu retten.

Der Roman ist somit nicht jedermanns Geschmack und realistische SF sieht doch etwas anderes aus. Wer sich aber auf die wilde Mischung aus Science Fiction Satire und temporeichen Agententhriller einlässt, bekommt beste Unterhaltung mit wirklich originellen Wendungen und skurrilen Figuren geboten. Der Erzählstil ist dabei gewohnt klar und einfach gehalten, so dass die Seiten nur so vorbei fliegen und man über die witzige Suche nach dem heiligen Schaf nur schmunzeln kann.

 

Insgesamt ist „Androidenträume“ ein etwas anderer Science Fiction Roman, der zwar mit viel schwarzen Humor und Originalität überzeugen kann, aber sicherlich nicht jedem Leser gefallen wird. Probelesen ist daher vor dem Kauf angebracht.

 

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Buch:

Androidenträume

Autor: John Scalzi

Original: The Android’s Dream, 2006

Übersetzung Bernhard Kempen

Umschlagbild: Tomislav Tekulin

Heyne Verlag, 2009

Taschenbuch, 494 Seiten

 

ISBN-10: 9783453525047

ISBN-13: 978-3453525047

 

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 24.03.2009, zuletzt aktualisiert: 04.10.2024 19:17, 8459