Rezension von Marcus Krug
Um den Titel des besten Tierzüchters zu gewinnen, nehmt Ihr mit Euren Tieren an drei aufeinander folgenden Zuchtwettbewerben teil. Es gilt, eine möglichst große Zahl von Medaillen zu gewinnen. Aber aufgepasst: Eure Gegenspieler haben das gleiche Ziel und werden nicht zögern die speziellen Fähigkeiten ihrer Schützlinge einzusetzen, um Eure Pläne zu durchkreuzen. Seid also wachsam und habt ein Auge auf Eure eigenen Tiere und diejenigen der anderen Spieler. Und los geht die Jagd nach den Medaillen!
Ein Spiel um Tierzüchter und Zuchtwettbewerbe? Wer kommt denn auf die Idee? Ganz einfach, ein Unternehmen für Haustier-Versicherungen. Animalia begann als Werbespiel eines schweizer Versicherungsunternehmens. Anders, als viele schlechte Werbespiele oder die 1000.Themenversion eines alten Spieles, wurden für die Entwicklung des Spiels tatsächlich Spielautoren herangezogen, die ein vernünftiges Spiel entwickeln sollten.
Spielziel
Wie bereits erwähnt, geht es um den Sieg bei Zuchtwettbewerben, genauer drei Wettbewerben, an denen die Spieler mit ihren Tieren teilnehmen. Dafür werden dann jeweils Medaillen verliehen. Wer am Ende die meisten Medaillen sein eigenen nennt, ist der solze Gewinner.
Ausstattung
Animalia erscheint in zwei Ausgaben: der Reiseversion und der de Luxe Ausgabe. Einziger Unterschied ist die Art, in der die Punkte der Spieler festgehalten werden. Müssen in der Reiseversion die Spieler ihre Punkte auf einem beiliegenden Wertungsblock festhalten, stehen in der de Luxe Ausgabe hierfür Medaillen aus Pappe zur Verfügung. Der Rezension liegt die Reiseversion zugrunde.
Das Design des Spiels ist besonders niedlich und bunt gestaltet worden. Damit sticht einem das Spiel sofort in die Augen und macht eine gute Figur auf dem Tisch. Die Karten sind groß und von guter Qualität. Der Wertungsblock sollte einige Zeit reichen.
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36 Spielkarten
6 Kartenhilfen
1 Wertungsblock (Reise)
90 Medaillen (de Luxe)
Spielregel in deutsch und französisch
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Spielregeln
Die Regeln beschränken sich auf ein beidseitig bedrucktes Faltblatt. Sie sind kurz, knackig und sind gut verständlich. Wichtige Punkte sind besonders hervorgehoben. Absolut familientauglich.
Spielverlauf
Die Spielvorbereitung beschränkt sich auf das Mischen des Kartenstapels. Der Startspieler (auch Geber) fängt an, indem er eine Karte vom Stapel zieht und offen in die Tischmitte legt. Er kann diese Karte nun selbst nehmen und damit seiner Sammlung hinzufügen oder sie an seinen linken Nachbarn weitergeben.
Dieser hat wiederum die gleiche Wahlmöglichkeit. Sollte kein Spieler die Karte wollen, zieht der Geber, sobald die Karte wieder bei ihm ist, eine neue Karte vom Stapel und legt diese offen zur ersten Karte. Wichtig: Ist die erste Karte einmal herumgegangen, so muss der Geber eine zweite Karte ziehen, er kann die erste nicht mehr alleine seiner Sammlung hinzufügen.
Der Geber hat nun wieder die Möglichkeit die beiden Karten seiner Sammlung zu sich zu nehmen oder sie an seinen linken Nachbarn weiterzugeben. Es können jetzt jedoch immer nur beide Karten zusammen genommen werden, nicht eine von beiden. Laufen auch diese Karten wieder um den Tisch, ohne dass ein Spieler sie genommen hat, fügt der Geber eine Dritte Karte hinzu und kann wieder wählen wie zuvor.
Nimmt auch kein Spieler diese drei Karten und kommen sie wieder beim Geber an, so muss dieser sie nehmen und seiner Sammlung hinzufügen.
Immer, wenn Karten genommen werden, wechselt der Startspieler (Geber) und die Aktionen von oben wiederholen sich.
Wichtig ist, dass ein Spieler nie mehr als 5 Tiere in seiner Sammlung haben kann. Sobald dies der Fall ist, ist die laufende Runde für ihn beendet. Er darf keine Tiere mehr nehmen und kann auch nicht mehr Geber sein.
Der Geber darf nie mehr Karten herauslegen, als er selbst noch nehmen könnte. Hat er z.B. bereits drei Tiere in der Sammlung, muss er die neu aufgedeckten Tiere schon nehmen, wenn 2 Karten um den Tisch gelaufen sind, ohne dass sie ein Spieler wollte. Seine Sammlung erreicht mit diesen beiden Tieren nämlich 5 Tiere, die Maximalzahl.
Eine Runde endet, sobald alle Spieler 5 Tiere besitzen. Danach erfolgt eine Zwischenwertung. Ist die Wertung erfolgt, geben die Spieler ihre Sammlungstiere wieder ab und die nächste Runde folgt. Nach der dritten Runde endet das Spiel.
Die Wertungen:
Zunächst wird überprüft, welche Spieler die schönste und zweitschönste Tiersammlung haben. Dazu befinden sich auf den Karten am oberen Rand Sterne und schwarze Flecken. Die Anzahl der Sterne minus die Anzahl der schwarzen Flecken bestimmt den Schönheitsfaktor einer Sammlung. Der Spieler mit der schönsten Sammlung zieht nun verdeckt 2 Karten, der mit der zweitschönsten eine Karte. Die Spieler können nun direkt eine oder mehrere ihrer ausliegenden Karten (die Sammlung) mit den gezogenen Karten überdecken. Warum das Sinn machen kann, wird gleich in der tatsächlichen Wertung klar.
Hiernach erfolgt die eigentliche Wertung. Die Spieler bekommen Siegpunkte (bzw. Medaillen) für ihre Sammlungen. Grundsätzlich gibt es nur Punkte, wenn von einer Tierart mindestens 2 in einer Sammlung sind. Für ein Pärchen gibt es 2, für einen Drilling 3 Punkte, usw. Einzelne Tiere bringen keine Punkte. Einzige Ausnahme dieser Regel ist der Fall, dass ein Spieler 5 verschiedene Tiere hat. Er bekommt dann einmalig 5 Punkte.
Wichtig ist, dass Spieler die Punkte für jede Tierart einzeln aufschreiben, denn nach der dritten Zwischenwertung erhalten die Spieler nochmals 5 Sonderpunkte für jeweils 5 Punkte (Medaillen) einer Tierart.
Wer nun die meisten Punkte hat, ist der Gewinner
Die Sondercharaktere:
Um das Spiel etwas interessanter zu gestalten, gibt es noch drei Sondercharaktere in jeder Tiergruppe. Sobald ein Spieler eine zweite Karte dieses Typs zu einer entsprechenden Karte, die sich bereits in seiner Sammlung befindet, legt, kann er die Sonderfertigkeit nutzen. Hat man also z.B. bereits einen Dieb und legt einen weiteren dazu, kann man dessen Fertigkeit nutzen.
Der Dieb: Mit dem Dieb kann man einem anderen Spieler eine seiner Karten stehlen. Ist die eigene Sammlung voll, kommt die gestohlene Karte unter den Nachziehstapel.
Der Spion: Mittels des Spions darf man die 5 obersten Karten des Nachziehstapels ansehen und sie in beliebiger Reihenfolge wieder verdeckt auf den Nachzeihstapel zurücklegen.
Der Spaßvogel: Hiermit kann man einen anderen Mitspieler zwingen eine Karte, die einem gerade nicht so gut in die eigene Sammlung passt, anzunehmen. Sollten alle anderen Sammlungen bereits voll sein, kann man so dennoch eine Karte loswerden, die dann unter den Nachziehstapel kommt.
Spielspaß
Das Spiel ist, wie die Regel, knackig und kurz, und dürfte damit besonders Gelegenheitsspielern gefallen. Dem Vielspieler bietet Animalia dagegen eher wenig. Ziel ist es ganz klar möglichst 5 Medaillen von 3 verschiedenen Tierarten zu bekommen und so die Maximalpunktzahl von 30 Punkten zu erhalten. Dies ist jedoch, bei gleichguten Spielern, primär dem Zufall überlassen. Hat der Geber Glück und zieht die Karte, die er braucht, kann dies zunächst keiner verhindern. Dieb und Spaßvogel können hier zwar eingreifen, am Ende entschied in den Testpartien jedoch meist das Glück. Auf der anderen Seite ist Animalia so schnell gespielt, dass die deutliche Glückskomponente nicht zu störend ist.
Animalia ist für ein als Werbespiel ins Leben gekommenes Kartenspiel durchaus eine angenehme Abwechslung vom 50 Klon bekannter Spiele mit minimalen Änderungen in der Thematik. Es fällt klar auf, dass das Spiel von Spieleautoren erschaffen wurde.
Wichtigster Aspekt des Spiels ist jedoch die Grafik. Sie zieht neue Spieler, insbesondere weiblichen Geschlechts, magisch an und verleitet sie zum Mitspielen. Da die Einstiegshürden einfach sind und man die Mitspieler auch etwas ärgern kann, kommt schnell gute Laune auf. Nach einer Partie Animalia kann man dann entspannt zu einem etwas längeren und anspruchsvolleren Spiel übergehen.
Fazit
Animalia besticht insbesondere durch die wirklich schöne grafische Gestaltung. Der Designer, auch bekannt von Jamaica, hat hervorragende Arbeit geleistet. Er gibt einem ansonsten eher unauffälligen Spiel das nötige Etwas und hilft ihm so aus der Masse heraus zu stechen. Hat man den ursprünglichen Zweck des Werbespiels im Hinterkopf, ist dies ideal.
Tolle Spielkomponenten und ein gut durchdachtes, einfaches Regelwerk werden vor allem Spiele im Familienkreis zu einem tollen Erlebnis machen. Hier kann die Grafik voll Punkten. Für alle anderen kann Animalia ein schöner Beginn oder Absacker für einen Spieleabend bilden.