Animation Runner Kuromi OVA 1 (DVD)
 
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Animation Runner Kuromi OVA 1

Filmkritik von Christel Scheja

 

Viele haben sie zu Hause bei sich im Filmregal stehen, aber so gut wie kein Fan macht sich Gedanken darüber, wie eigentlich ein Anime entsteht. Was genau passiert zwischen Idee, Skript und dem fertigen Film? Und wie viele Mitarbeiter arbeiten in den einzelnen Stufen der Fertigung eigentlich mit?

Von der Vielzahl der zu erledigenden Aufgaben und dem Druck, der durch den engen Zeitplan entsteht, dringt dabei nur wenig nach draußen. Deshalb verkennen die meisten, die von einem Job in der Filmindustrie träumen, was wirklich an Arbeit und Stress auf sie zukommt und fallen aus allen Wolken, wenn sie wirklich einmal in den Genuss kommen sollten dort eine Arbeit zu finden.

Um den interessierten Fans zumindest eine Ahnung davon zu geben entstehen hin und wieder Animes, die aus dem Leben der Künstler oder Crew berichten und zumindest einen vagen Einblick in die Arbeiten hinter den Kulissen geben. Einer davon ist die OVA „Animation Runner Kuromi“ von Akitaro Daichi, der sich unter anderem für „Die letzten Glühwürmchen“, „Saber Marionette J“ oder „Fruits Basket“ verantwortlich zeichnet und im Jahr 199 mit einem Preis für sein bisheriges Schaffen ausgezeichnet wurde.

 

Die Geschichte ist schnell erzählt: Für die junge Mikiko Ogura wird der Traum wahr, als sie tatsächlich den Job im Studio Petit erhält, auf den sie sich beworben hat.

Ihre Aufgabe ist, dafür sorgen, dass die Künstler den Zeitplan des aktuellen Projekts – nämlich die Erstellung der Key-Animationen für den zweiten Teil einer OVA – auch wirklich einhalten.

Doch das ist leichter gesagt als getan. Schon am ersten Tag wird sie auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Ein Blick auf den Kalender und die bereits fertigen Zeichnungen verrät ihr, das einiges im Argen liegt. Obwohl nur noch etwa drei Wochen Zeit sind, liegen kaum fertige Einstellungen und Szenen vor. Die beiden im Büro anwesenden Mitarbeiter lassen es eher ruhig angehen, die Künstler erscheinen erst gar nicht im Studio sondern arbeiten zu Hause.

Mikiko, ist entsetzt, versucht aber dennoch ihr Bestes, um die Künstler zur Arbeit zu bewegen. Die höchst eigenwilligen und extrem empfindlichen Zeichner reagieren jedoch weder auf freundliches Zureden noch auf wütende Drohungen. Da sie nicht einmal von der desillusioniert wirkenden Art-Direktorin unterstützt wird wird, gerät sie unter massiven Stress und will aus purer Verzweiflung schließlich aufgeben.

Doch dann wendet sich durch eine kleine Geste das Blatt noch einmal und gibt Mikiko, die inzwischen den Spitznamen „Kuromi“ erhalten hat, den Mut es noch einmal zu versuchen. Dank einiger kluger Hinweise versucht sie noch einmal die Mitarbeiter des Studios zu motivieren. Und tatsächlich scheint sie damit mehr Erfolg zu haben als mit allen vorherigen Methoden. Aber reicht das aus, um den Plan noch einzuhalten?

Ein Wettlauf mit der Zeit beginnt..

 

Natürlich ist „Animation Runner Kuromi“ in erster Linie eine heitere Komödie, die das Vorgehen und die Probleme in einem Anmationsstudio einerseits vereinfacht, dann aber bestimmte Dinge auch wieder satirisch überspitzt. Die Künstler sind allesamt exotische Vögel, mit denen man so im Beruf eigentlich nicht rechet: Es fängt an mit der von ihrer Ehe bereits frustrierten jungen Hausfrau, geht über den computerspielsüchtigen und stark übergewichtigen Otaku bis hin zu der zarten und schüchternen alternativ wirkenden Künstlerseele und dem lockeren Lebemann, der zwar eine große Klappe hat, aber nicht unbedingt viel Talent.

Genüsslich lassen sie Mikiko zuerst auflaufen, bis das junge Mädchen lernt, sie mit ihren eigenen Methoden zu schlagen. Sie greift zu schrägen Mitteln, um die Zeichner zu motivieren. Das geht natürlich nicht ohne verrückte Einfälle und wird begleitet von frechen Gags. Augenzwinkernd werden Klischees auf die Schippe genommen, Archetypen aus ihren Verstecken gezerrt und Vorurteile breitgetreten. Passend dazu ist auch der cartoonhafte Zeichenstil, der bestimmte körperliche Merkmale bewusst hervorhebt.

So erscheint die OVA zunächst wie eine schrille Parodie auf das Business, hinter der nicht viel zu stecken scheint. Der bunte Klamauk drängt sich in den Vordergrund und nimmt viel Platz in der Geschichte ein, doch dann gibt es auch wieder ruhige Momente, wie die Gespräche zwischen Mikiko und der Art Direktorin, in denen man lernt, dass dich nicht alles so unrealistisch überdreht ist, wie es scheint. Dabei stört ausnahmsweise nicht einmal die leicht schwächelnde Synchronisation, da sie gerade durch die lässige Ungenauigkeit dem ganzen eine passende Stimmung verleiht.

Gerade in den stillen Augenblicken lernt man einiges über die strengen Hierarchien in den Studios, dem was Anfänger in dem Job erwartet. Und auch der Druck, dem man ausgesetzt ist wird nicht außer Acht gelassen. Doch all das scheint vergessen, wenn der Film oder die Episode abgedreht ist, und Zeichner wie Crew das fertige Ergebnis betrachten können. Und dann beginnt man ein wenig zu ahnen, was wirklich hinter den Kulissen abgeht.

Das ganze wird noch durch die ausführlichen Texttafeln vertieft, die übersichtlich beschreiben, welche Produktionsschritte zur Fertigstellung eines Animes notwendig sind, und was das für die Mitarbeiter bedeutet. Und wer möchte kann Vor- und Abspann auf Deutsch und Japanisch anhören und das letzte Lied auch noch in der Karaokeversion mitsingen.

Interessant ist, dass der beigelegte Katalog von Anime-House nicht nur einen Überblick über die bereits erschienenen und für das aktuelle Jahr geplanten DVDs gibt, sondern auch kleine Artikel zu den unterschiedlichsten Themen enthält, unter anderem einen über die Entstehung von Animes.

 

„Animation Runner Kuromi“ ist ein vergnüglicher Blick hinter die Kulissen der Anime-Industrie, der interessierten Zuschauern auf lockere, ungezwungene Weise näher bringt, was Zeichner und Crew in den Studios eigentlich zu leisten haben. Mit sympathischen Figuren und schrägem Humor vermittelt sie ein an sich eher ernstes Thema so unterhaltsam, dass man von nun an die Arbeit der Künstler und des Produktionsstabes etwas aufmerksamer zur Kenntnis nimmt.

 

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 202403290014292addcc4a
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DVD:

Animation Runner Kuromi OVA 1

OVA mit einer Episode, Japan 2001

Regisseur: Akitaro Daichi

Bildformat: 4:3

Synchronisation: dt. & jap. (D. D. 2.0), Untertitel: dt.

Spieldauer: 38 Min, 1 DVD

FSK: 6

Anime House/AV-Visionen

DVD-Erscheinungstermin: 26. Mai 2008

Extras: Trailer, Texttafeln, Karaoke

ASIN: B000V2SG5S

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 08.07.2008, zuletzt aktualisiert: 08.03.2024 09:25, 6872