Armitage III – Complete Edition
Rezension von Christel Scheja
Ähnlich viel „Ghost in the Shell“ und „Akira“ gehört auch „Armitage III“ zu den stilbildenden Animes für das Cyberpunk- Genre in Japan. Die vierteilige OVA erschien erstmals 1995 in Japan, 1997 kam noch einmal eine Kinofassung der Geschichte als „Armitage III: Poly-Matrix“ heraus, für die die Serie zusammengeschnitten und um einige nachgedrehte Szenen ergänzt wurde. „Dual-Matrix“ von 2002 ist quasi eine Fortsetzung und spielt gut zehn Jahre nach den Ereignissen der OVA. Die Complete Edition von Nipponart vereint nun alle diese Fassungen in der deutschen Synchronisation von 2004in einer Ausgabe.
Im Jahr 2179 ist das Terraforming des Mars noch immer nicht ganz abgeschlossen, auch wenn dieser schon längere Zeit bewohnt ist. Androiden übernehmen die schweren und gefährlichen Arbeiten und sollten eigentlich den Menschen nur helfen, aber als soziale Probleme auftreten, gelten die künstlichen Wesen als die Schuldigen.
Einer scheint ganz besonderen Hass auf die Androiden entwickelt zu haben, denn der unbekannte hat es sich wohl auf die Fahne geschrieben, die künstlichen Menschen zu enttarnen und ermorden, die unerkannt und fast schon eher ungewohnten Positionen – als Künstler und Schriftsteller - unter den Menschen leben.
Zur Verstärkung der Polizei wird der Chicagoer Polizist Ross Sylibus auf den Mars geschickt. Der Mann hasst Androiden, weil seine Partnerin durch einen starb und auch er schwer verletzt wurde, und kommt zunächst gar nicht mit seiner neuen Kollegin Naomi Armitage zurecht, die so ganz anders ist als sie als Vertreterin des Rechts sein sollte.
Aber je tiefer sie in den Fall eintauchen, desto mehr wachsen die beiden zusammen, auch wenn Naomi nicht ganz die ist, die sie zu sein scheint, die sie glaubt zu sein. Denn schon bald stecken sie mittendrin in einem Komplott, in das höchste politische Stellen, Wissenschaftler und Konzerne auf Erde und Mars verstrickt sind …
Die Geschichte folgt erst einmal vertrauten Mustern des Genres, denn es bietet sich immer an, Helden mit einem Beruf zu nehmen, der von vorneherein dafür geschaffen ist, herumzuschnüffeln und Dinge herauszufinden, die die Täter gerne verschleiern möchten. Auch die Zusammensetzung ist fast klassisch – da ist der Cop, der schon eine Menge durchgemacht hat und deshalb ein wenig zynisch und bitter daher kommt. Auf der anderen Seite ist da seine junge, natürlich sehr sexy gekleidete Kollegin, die von Regeln und Zurückhaltung nicht viel hält, es aber schafft, ihn nach und nach mitzureißen und wieder zu dem zu machen, der er einmal war.
Immerhin kommen die Enthüllungen erst so nach und nach, dass der Held seinen Groll längst abgelegt hat und nun mit Feuereifer auf der Seite der jungen Frau kämpft, selbst als er ihr Geheimnis kennt.
Das ganze ist unterhaltsam und spannend erzählt, die Handlung findet eine gute Mischung aus Konfrontationen, Verfolgungsjagden, Enthüllungen und Charaktermomenten. Die Figuren gewinnen rasch an Profil und werden dem Zuschauer sympathisch, auch der manchmal recht überdrehte Humor fügt sich angenehm in das Gesamtbild ein.
Es lohnt sich durchaus die OVA und „Dual-Matrix“ anzusehen, denn auch wenn beide im Prinzip die gleiche Geschichte erzählen, so setzen sie doch andere Schwerpunkte und bieten deshalb interessante Einblicke.
„Poly-Matrix“ schreibt die Ereignisse fort und greift auch noch ein paar offene Fäden auf, um sie am Ende zu einem runden Bild zusammen zu fügen, so dass die Geschichte dann passend abgeschlossen ist. Die Handlung baut schon ziemlich auf den Vorgängern auf, so dass man sich zumindest den Film „Dual-Matrix“ angesehen haben sollte, um zu verstehen, was die Figuren eigentlich antreibt.
Bild und Ton sind auf der Höhe ihrer Zeit – gerade bei der OVA und dem ersten Film muss der heutige Zuschauer ein paar kleine Abstriche machen, aber die durchdachte und sehr dichte Handlung, die eben nicht nur auf Action und Ambiente setzt, macht all das wett.
An Extras gibt es einen Sticker und ein Booklet, das an Text spart, aber ein paar kleine Einblicke in die Beziehungen der Personen zueinander bietet. Wer sich nicht spoilern lassen will, sollte sich es also später ansehen. „Poly-Matrix“ besitzt auch noch ein kurzes Making-Of.
Fazit:
Die „Complete Edition“ von „Armitage III“ ist eine lohnenswerte Investition für alle Fans der klassischen Cyberpunk-Geschichten, die nicht nur durch Action und Zynismus in Erinnerung bleibt, sondern auch durch eine unterhaltsame und abwechslungsreiche Geschichte mit sympathischen Figuren und einem durchdachten Hintergrund.
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