Das Kabinett des Doktor Caligari (1919)
 
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Das Kabinett des Doktor Caligari (1919)

Kurzkritik von Oliver Kotowski

 

Francis (Friedrich Fehér) sitzt mit einem Freund im Garten, als seine Verlobte Jane (Lil Dagover) ihn völlig missachtend vorüberstolziert. Francis erzählt von einer höchst seltsamen Begebenheit. Vor einiger Zeit hatte es einen Jahrmarkt in Hostenwall gegeben, auf dem allerlei Sonderbarkeiten ausgestellt wurden. Auch Dr. Caligari (Werner Krauß) will seinen somnambulen Cesare (Conrad Veidt) ausstellen. Trotz eines kleinen Bestechungsgeldes muss Caligari jedoch warten und wird rüde behandelt. In der Nacht wird der betreffende Beamte ermordet. Die Stadt rätselt, wer der Mörder sein mag. Am folgenden Tag besuchen Francis und sein Freund Alan (Hans Heinrich von Twardowski) den Jahrmarkt. Sie sind beide in Jane verliebt, wollen ihr die Entscheidung überlassen, aber unbedingt Freunde bleiben. Der somnambule Wahrsager Caligaris interessiert die beiden – Alan lässt sich auf Caligaris Aufforderung ein und fragt Cesare, wie lange er noch zu leben habe. Er werde noch in dieser Nacht sterben lautet die Antwort – und so kommt es auch: Der rätselhafte Mörder ersticht Alan noch in derselben Nacht. Francis macht sich auf, zusammen mit dem Vater von Jane den Mord aufzuklären. Dr. Caligari scheint ihm dabei sehr verdächtig. Als Jane auf der Suche nach ihren Vater bei Caligari und Cesare landet, verkompliziert sich die Angelegenheit.

Robert Wiene hat einen stilbildenden Horrorfilm gedreht. Das liegt weniger an der Geschichte, bei der es sich eigentlich nur um eine eher belanglose Mörderjagd mit persönlicher Verflechtung (Jane) und trickreichen Mörder (Cesare/Caligari) handelt – wobei sich auch dieses Schema nur allzu häufig in Kriminalfilmen wieder findet. Die Stärken des Filmes sind einerseits die enorm ausdrucksstarken Schauspieler, die nur mit ihrer Mimik komplexe Szenen schaffen können. Höhepunkt ist meines Erachtens die Begegnung von Jane mit Caligari und Cesare. Die Körperhaltung ist fast unverändert, doch man muss sehr genau die veränderten Gesichtsausdrücke beobachten, die die Szene erzählen. Das ist allerdings die generelle crux des Stummfilmes – entweder sind die Schauspieler brillant oder der Film ist schwach. Eine wesentlich spezifischere Stärke ist das Setting. In Holstenwall (oder Holstenwald – der Zuschauer mag einmal darauf achten: Der Name wird fast jedes Mal anders geschrieben, was kein Zufall ist) gibt es kaum rechte Winkel und noch weniger, die einander gegenüberliegen. Kurven gibt es auch nur wenige. Damit wirkt alles extrem verwinkelt und verengt. Oftmals sind die Gassen zu schmal, sodass sie nur ein Mensch zurzeit passieren kann. Bemalung, Licht und Schatten sorgen dafür, dass die Übergänge zwischen Boden und Decken verwischen – manchmal scheint es, als würde jemand eine Wand entlanglaufen. Kurzum: Der Film ist expressionistisch bis surreal. Darin liegt sein großer Einfluss, denn immer noch beziehen sich Filmemacher wie Tim Burton, Ridley Scott oder Terry Gilliam auf diesen Film. Ein Meisterwerk, das dem von heutigen Sehgewohnheiten geprägten Zuschauer den Zugang allerdings nicht leicht macht.

 

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Film:

Das Kabinett des Doktor Caligari

Original: -

Produktion: D 1919

Regisseur: Robert Wiene

Spieldauer: 71 min

 

Darstellerauswahl

Werner Krauss

Conrad Veidt

Friedrich Feher

Lil Dagover

Hans Heinrich von Twardowski

Rudolf Lettinger

 


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Erstellt: 23.10.2010, zuletzt aktualisiert: 03.02.2015 15:19, 11130