Pontypool - Radio Zombie (2008)
 
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Pontypool - Radio Zombie (2008)

Kurzkritik von Oliver Kotowski

 

Frühmorgens am Valentinstag fährt der Radiomoderator Grant Mazzy (Stephen McHattie) durch ein leichtes Schneegestöber zum Sender in Pontypool, Ontario. Er hat ein wenig erquickliches Gespräch mit seinem Agenten, der einfach keine anständige Arbeit für den ehemaligen Starjournalisten auftreiben kann. Kurzerhand feuert er seinen Agenten. Seine formal markige, aber inhaltlich banale Moderation der Nachtshow (aufgezeichnet) hebt seine Laune auch nicht. Plötzlich klopft eine junge, verstört aussehende Frau ans Fenster, stammelt Unverständliches und verschwindet wieder im Schneegestöber. Mazzy fragt sich, wann man die Polizei anrufen soll. Im Sender erwarten ihn schon die junge Afghanistanveteranin Laurel-Ann Drummond (Georgina Reilly), die die Technik im Sender übernimmt, und die Produzentin Sydney Briar (Lisa Houle). In der Sendung will Grant die Hörer irritieren, will inhaltlich Aufregendes bringen. Laurel-Ann bewundert seinen Stil, Sydney will die Hörer nicht herausfordern, sondern ihnen Routine und Sicherheit vermitteln. Aber mit der Mazzy-Stimme. Die Stimmung im Sender ist gereizt. Dann kommt ein Bericht von Ken Loney (Rick Roberts) herein – ein Mob habe die Klinik erstürmt. Ist das ein Witz? Seine Berichte werden zunehmend wirrer und künden von grausigen Details – wie Kannibalismus.

Bruce McDonalds Film ist erfrischend andersartig. Sieht man von der kurzen Fahrt zu Beginn des Filmes zum Sender ab (bei der eigentlich auch nur Mazzy zu sehen ist), spielt der Film nur in den wenigen Räumen des Senders – und das Geschehen findet zum größten Teil außerhalb davon statt. Die Journalisten (und damit auch der Zuschauer) hören nur durch Anrufer von den Ereignissen. Lange Zeit bleiben die Journalisten unsicher, ob die schrecklichen Schilderungen nun ein böser Witz oder grausame Realität sind. Höhepunkt ist ein Anruf des britischen Senders BBC, dessen Journalist zwar auch nur völlig unzureichend, aber dennoch besser informiert ist als die Leute in Pontypool. Während die meisten Zombiefilme von der Action und dem Splatter leben und die Charakterentwicklung bestenfalls sekundär ist, lebt Pontypool von der Charakterentwicklung: Davon, wie zu Beginn die gelangweilten Charaktere unterschiedlich mit der Kleinstadtbanalität umgehen, dann die unterschiedlichen Reaktionen auf die wirren Informationen, dann den Horror draußen und schließlich den Horror drinnen. Daneben gibt es ein klein wenig Action und etwas Splatter – zu sehen. Über die Berichte via Telefon gibt es einige erschütternde Szenen zu hören – Ken Loney hat einiges zu erleiden; einmal teilt er mit, dass das, was er gerade gesehen hat, sein restliches Leben zerstört habe. Apropos Loney und sehen – man sieht ihn nie, man hört ihn nur. Daher ist auch die Angabe, dass Rick Roberts ihn im Original sprach einigermaßen sinnlos. Leider ist mir die deutsche Synchronstimme unbekannt. Da der Film vor allem von den Reaktionen der Figuren lebt, war die Wahl ausdrucksstarker Schauspieler sehr wichtig; hier auch ein riesiges Lob an die deutschen Synchronsprecher; Klaus-Dieter Klebsch (Mazzy) leistet Großartiges – seine Stimme füllt tatsächlich den ganzen Raum. Bei den Zombies handelt es sich wiederum um bloße Infizierte – dieses Virus ist aber im Rahmen des Zombiefilms, meines Wissens nach sogar im Film überhaupt, originell. Die implizierte Heilung wird aber oftmals als etwas zu simpel kritisiert. Das ist natürlich eine Frage dessen, wie man die Symbole deutet. Meines Erachtens einer der eindrucksvollsten Zombiefilme.

 

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Film:

Pontypool - Radio Zombie

Original: Pontypool

Produktion: CND 2008

Regisseur: Bruce McDonald

Spieldauer: 94 min

 

Darstellerauswahl:

Stephen McHattie

Lisa Houle

Georgina Reilly

Hrant Alianak

Rick Roberts

Boyd Banks


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Erstellt: 24.10.2010, zuletzt aktualisiert: 19.02.2016 13:41, 11158