Ash (Autorin: Malinda Lo)
 
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Ash (Autorin: Malinda Lo)

Rezension von Christel Scheja

 

„Ash“ ist das Debüt der 1974 in China geborenen Malinda Lo, die gerade erst zwölf war, als sie ihr erstes Gedicht verkaufte und später auch in Harvard und Stanford studierte, ehe sie als Lektoratsassistentin und Journalistin in verschiedenen großen Städten Amerikas und in Peking arbeitete. Heute hat sie sich mit ihrer Lebensgefährtin in einen kleinen Ort in Kalifornien zurück gezogen.

 

Ash wächst als Tochter eines Kaufmanns in einem verschlafenen Ort im Inneren des Landes auf, in dem sich der neue Glaube und die alten Überlieferungen noch die Waage halten und die Menschen immer noch den Kräften der Natur und Anderswelt Ehrfurcht entgegenbringen. Sie wächst glücklich und unbeschwert auf, da ihr die Eltern auch einiges an Freiheit lässt und ihr unabhängiges Wesen nicht unterdrücken

Das alles endet, als die Mutter überraschend stirbt. Der Vater geht kurze Zeit danach schon wieder auf Reisen und kommt nur ein paar Monate später wieder mit einer unangenehmen Überraschung für Ash zurück. Das Mädchen, das immer noch in der Trauer gefangen ist, kann zunächst gar nichts mit ihrer Stiefmutter und den Stiefschwestern Ana und Clara anfangen und macht weiter wie bisher, streift in den Wäldern umher, als machten ihr die Geschichten von den Feenmännern, die unschuldige Frauen verführen nichts aus.

Doch dann wird auch noch ihr Vater schwer krank und stirbt kurze Zeit später. Weil er seiner zweiten Frau nur Schulden hinterlassen hat, verdammt diese kurzerhand Ash zu einem Leben als Dienstmädchen.

Allerdings bringt auch das Ash nicht auf den Boden zurück. Sie flüchtete sich in ihrer wenigen freien Zeit immer mehr in ihre Traumwelt der Märchen zurück und streift in den Wäldern umher. Doch dort trifft sie nicht nur einen geheimnisvollen Feenmann, sondern auch Kaisa, die Jägerin des Königs, die sie ebenso wenig vergessen kann.

Dann bringt die Entscheidung des Kronprinzen Aidan, sich eine Gemahlin zu suchen, zusätzlich Steine ins Rollen, die auch Ash dazu bringen, zu erwachen und die Wahrheit für sich und die anderen zu erkennen.

 

„Ash“ liegt, wie man leicht erkennen kann, das Märchen von „Aschenputtel“ zu Grunde, das in unterschiedlichen Versionen in ganz Europa erzählt wird und nicht nur das Klischee eines Mädchen aus einfachem Stand, das mit viel Glück und der Hilfe der Feen ihren Traumprinzen wiederkäut.

Tatsächlich stellen die Erzählungen, nach denen Fernsehfilme wie „Drei Nüsse für Aschenbrödel“ entstanden sind, die ursprünglichen Sagen dar, die eine junge Frau in den Mittelpunkt stellt, die mit viel Witz und Verstand ihren eigenen Weg finden und nicht nur geduldig warten.

Malini Lo erweitert die Grundhandlung um eine weitere Facette. Ihre Heldin muss auch lernen, los zu lassen – in diesem Fall ihre Mutter, um eine wichtige Aufgabe zu erfüllen und damit ihr Glück zu finden – und das ist nicht unbedingt in den Armen des Prinzen, sondern einer ganz anderen Figur.

Die Geschichte besitzt einen märchenhaften Unterton, steht aber dennoch mit beiden Beinen fest auf der Erde. Tatsächlich wird man immer wieder an den oben genannten Filmklassiker erinnert, was die Figuren und das Setting angeht, wenn auch keltische Einflüsse mitspielen. Allerdings nimmt die Geschichte dann doch einen überraschenden Verlauf, der dem ganzen einen besonderen Twist gibt.

Auch ist die Liebe nicht das alles erstickende Thema des Romans. Tatsächlich geht es auch um viele andere Dinge, wie dem Umgang mit Trauer und den schweren und steinigen Weg zum Erwachsenwerden, inklusive der Erkenntnis, dass es manchmal nicht der Traumprinz ist, zu dem man gehört, sondern dass es auch andere Ziele im Leben geben kann.

Dass alles wird sehr unaufdringlich und kitschfrei erzählt. Malinda Lo interpretiert das Märchen auf ihre ganz eigene sympathische und lebendige Weise, die einem auch nach der Lektüre noch im Kopf bleibt.

 

Das macht „Ash“ zu einer der seltenen Perlen, die beweisen, dass man auch aus einem altbekannten Stoff immer noch ungewöhnliche Geschichten schaffen kann, die neue Wege abseits der eingetretenen Pfade finden.

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 202404190626268504fccc
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Ash

Autorin: Malinda Lo

gebunden, 269 Seiten

Pan/Knaur, erschienen November 2010

Übersetzung aus dem Englischen von Karin Dufner

Titelbild von Zero Werbeagentur

ISBN-10: 3426283441

ISBN-13: 978-3426283448

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 22.11.2010, zuletzt aktualisiert: 20.02.2024 15:56, 11291