Ashes to Ashes – Zurück in die 80er Staffel 1
Filmkritik von Christel Scheja
Rezension:
Oberflächlich betrachtet ist „Ashes to Ashes“ wie seine Vorgängerserie „Life on Mars“ eine ganz normale Krimiserie, in der Polizeibeamte den Fall der Woche lösen. Tatsächlich steckt aber mehr dahinter. Denn sowohl die Heldin Alex Drake und ihr Vorgänger Sam Tyler sind Kinder des 21. Jahrhunderts und haben das auch noch nicht vergessen. Ihr Bestreben ist es, so bald und so schnell wie möglich in ihre Zeit zurück zu kehren.
Polyband gibt nun die erste von drei Staffeln der Serie heraus. Acht Episoden sind auf den drei DVDs zu finden, zusammen mit einem Making-of, Outtakes und Deleted Scenes.
Die Polizei-Profilerin Alex Drake beschäftigt sich gerade mit der Akte des Polizeibeamten Sam Tyler, der vor kurzem Selbstmord begangen hat, als sie ihre Tochter zur Schule bringen will.
Dann wird sie allerdings zu einem Einsatz gerufen - mit fatalen Folgen. Nicht nur, dass ihre Tochter in Gefahr gerät, der Mann, der wild mit einer Waffe herum fuchtelt, hat es auch noch auf sie abgesehen. Denn kurze Zeit später verschleppt er die Polizeibeamtin unter eine Brücke und schießt auf sie.
Als Alex Drake wieder zu sich kommt, findet sie sich in einem roten Cocktailkleid und hochhackigen, aufgetakelt wie eine Prostituierte auf einem Boot wieder und hat schon bald wieder eine Waffe am Hals.
Sie weiß nicht was sie davon halten soll, denn als ihre Retter nahen ist sie vollkommen verwirrt, denn bei diesen handelt es sich um keine anderen anderen als Gene Hunt und sein Team.
Alex ahnt, dass sie in der gleichen Situation steckt wie Sam Tyler und beschließt ihr Wissen auszunutzen. Aber sie muss feststellen, dass es gar nicht so einfach ist, dieser Alptraumwelt wieder zu entkommen.
Sie erfährt, dass sie sich im Jahr 1981 befindet - nur wenige Monate vor dem Tag, an dem ihre Eltern starben und sie zur Vollwaise machten - ein Schicksal, dass nun vielleicht auch ihrer Tochter droht, die sie in ihrer Zeit zurückgelassen hat. So spielt sie das böse Spiel erst einmal mit, da sie keine andere Wahl hat, auch wenn sie sich zunächst fragt, worin ihre Verbindung zur echten Welt besteht.
An der Seite von DCI Hunt beschäftigt sie sich mit der Verbrechensbekämpfung und erringt sich bald die Achtung von Gene Hunt und den anderen, da ihre Fähigkeit, sich in die Gedanken der Verbrecher zu versetzten, erstaunlich oft und schnell weiter bringt.
Zugleich sucht sie einen Weg zurück nach Hause, nicht ahnend, dass sie das immer mehr in die Nähe ihrer Familie bringt und zu der Tragödie, die ihr Leben vor so vielen Jahren veränderte.
Dabei muss sie auch gegen die Vorurteile ankämpfen, die man ihr als Frau in dieser Zeit noch entgegen bringt und liefert sich manch einen bösen Wortwechsel mit Hunt, der nicht darauf verzichtet, der sexistische Macho und Rüpel zu bleiben, der er auch schon in den 1970ern für Sam Tyler war.
Doch nach und nach fasst sie sogar Freundschaft zu den rauen Männern, die in stillen Momenten auch ganz andere Seiten zeigen können, selbst Gene Hunt...
Das besondere an „Ashes to Ashes“ ist wohl das Spiel mit den unterschiedlichen Zeiten und die halbwegs akkurate Darstellung des entsprechenden Jahrzehnts, auch wenn der ein oder andere kleine Anachronismus in Details auftritt.
Viele, die die Achtziger als Jugendliche miterlebt haben, werden sich an das Ambiente der Zeit erinnern - die Mode, die in heutigen Augen sehr schräg wirkt, die radikaleren Jugendbewegungen und die Polizeiarbeit, die längst noch nicht so ausgefeilt war wie heute. Die Atmosphäre der Serie macht sehr viel aus, aber auch die Geschichten sind intelligent durchdacht und wissen immer wieder zu überraschen. Man beginnt mit Alex Drake mit zu fiebern, als sie merkt, dass sie vielleicht in die Vergangenheit eingreifen kann, fühlt mit ihr, als sie herausfinden muss, was eigentlich zwischen ihren Eltern passiert ist und zu dem ganzen Drama führte, und wie das mit dem Schuss auf sie zusammen hängt. Wie so oft in britischen Serien bleiben die Schilderungen nahe an der Wirklichkeit und verzichten auf jeglichen Kitsch, es sei denn, dieser dient als wichtiges Stilmittel.
Auch die einzelnen Fälle sind nicht immer so klar wie sie scheinen - oft genug ist die Profilerin das Zünglein an der Waage und was sie durch die Lösung der Aufgabe erfährt wird nicht selten durch Ereignisse aus anderen Fällen ergänzt.
Die Figuren aus „Life und Mars“ haben sich ebenfalls weiter entwickelt und sind nicht auf dem dort bekannten Stand geblieben. Tatsächlich zeigt sich Gene Hunt seiner neuen Kollegin gegenüber viel verständnisvoller, als gegenüber Sam. Auch seine Partner haben überraschende Seiten, die man nun besser kennen lernt.
Alex Drake erweist sich ebenfalls als eine vielschichtige Frau -auf der einen Seite selbstbewusst und redegewandt, dann wieder verletzlich, hin und wieder auch zickig und hysterisch. Alle haben gute und schlechte Seiten - das macht sie sehr lebendig.
Interessant ist auch das Spiel zwischen Fiktion und Wirklichkeit, das sich wie ein roter Faden durch die Serie zieht und auch am Ende noch so viele Fragen aufwirft, dass eine Fortsetzung unabdingbar scheint.
Bild und Ton können sich sehen lassen. Auch die Extras sind nicht ohne und geben interessante Einblicke in die Intention und Ideen der Macher und die Gestaltung der Figuren.
Man muss „Life on Mars“ übrigens nicht kennen, um „Ashes to Ashes“ zu verstehen, da die Serie zwar Anknüpfungspunkte hat, aber auch für sich alleine stehen kann.
Fazit:
Alles in allem ist „Ashes to Ashes“ eine intelligent gemachte und spannende Serie, die immer wieder mit neuen Wendungen aufwartet, den Zuschauer durch das gelungene Ambiente und die überraschenden Geschichten in den Bann zieht und neugierig macht. Sie ist zwar in erster Linie eine Polizeiserie, besitzt aber auch sehr interessante phantastische Elemente, die immer wieder Auswirkungen auf die Heldin haben und zu fast surrealen Traumpassagen führen.
Wer also Krimi mit einem Hauch Mystery mag und auch noch einmal an das Lebensgefühl der 1980-er erinnert werden will, der liegt mit der Serie goldrichtig.
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