Assassin’s Creed – Odyssey (PC)
 
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Assassin’s Creed – Odyssey

Rezension von Cronn

 

Während ich den Berg erklimme, mache ich mir Gedanken über meinen Auftrag.

Ich soll in die Privatgemächer der Pythia eindringen, des Orakels von Delphi. Bald stehe ich auf dem Berg und überblicke die romantische Landschaft von Delphi, sehe das Meer im Hintergrund, wo Schiffe vorbeifahren und anlanden; sehe Bauern ihren Arbeiten auf dem Feld nachgehen; sehe Tänzer versunken in Trance am Lagerfeuer; sehe Liebende, die sich in den Armen liegen. Kurzum: Ich vergesse meinen Auftrag und träume einen Moment lang von Frieden.

Aber der ist in der Welt momentan schwer zu finden. Die Athener bekämpfen die Spartaner und ich bin mittendrin. Zu alledem bin ich einer Verschwörung auf der Spur. Und hierbei soll mir das Orakel helfen. Aber dazu muss ich erstmal in den viereckigen Innenhof des Gebäudes gelangen.

Mein Adler hat mir bereits den Standort der Wachen gezeigt. Ich nähere mich der ersten von hinten und erdolche sie, verstecke anschließend die Leiche im Gebüsch. Der zweite Kerl steht unterhalb eines Dachvorsprungs. Ich erklimme das Dach und werfe mich in einem unbeaufsichtigten Moment auf ihn. Wieder einer weniger.

Der nächste schläft am Lagerfeuer. Nicht sehr sportlich, aber hey – einer weniger.

Doch durch sein Schreien habe ich die zwei anderen alarmiert. Verdammt! Sie rennen auf mich zu, ziehen ihre Schwerter. Dazu haben sie noch ein Schild – und ich nicht! Mist!

Als der erste heran ist, nutze ich meine Spezialfähigkeit und packe seinen Schild. Ein Krach und das Ding fliegt ihm um die Ohren und hinfort ins Gebüsch. Währenddessen ist der zweite heran und drischt auf mich ein. Ich pariere, was ihn zurücktaumeln lässt. Ich hetze hinterher und erledige ihn mit einer Reihe von Schwerthieben. Dann mache ich dasselbe mit dem ersten, der sich von meinem Schildwurf erholt hat.

Kurz darauf stehe ich als Sieger im Innenhof der Pythia und trete mit einem Spartaner-Tritt die Tür zum Orakel von Delphi ein. Was sie mir wohl zu sagen hat?

 

Assassin’s Creed – Odyssey ist der neueste Ableger der Reihe und erscheint exakt ein Jahr nach dem erfolgreichen Assassin’s Creed – Origins, das eine Renaissance des Action-Adventures vorbereitete. Ob das neue Werk der Programmierer der Ubisoft-Studios an den Erfolg des Vorgängers anknüpfen kann?

 

Hintergrund:

In »Assassin’s Creed – Odyssey« schlüpfen wir in die Rolle von wahlweise dem Söldner Alexios oder der Söldnerin Kassandra. Die Wahl beeinflusst den Spielverlauf nur marginal.

Man startet in »Assassin’s Creed – Odyssey« mit einem interessanten Familiendrama, das sich im Lauf der über 50-Stunden langen Handlung in eine Verratsstory wandelt. Dann ist man wieder im bekannten Fahrwasser, aber vorher überrascht »Assassin’s Creed – Odyssey« mit seiner Story und zwar positiv.

Die Geschichte wird mittels Cutscenes weitererzählt, wobei die Charaktere durchaus kernig rüberkommen und Ecken sowie Kanten zeigen. »Assassin’s Creed – Odyssey« gibt sich mutig hinsichtlich der Entscheidungen. Die Entscheidungen des Spielers haben fühlbar Konsequenzen im Spiel. So kann es sein, dass durch eine der gewählten Optionen im multioptionalen Dialog eine andere Quest nicht mehr zugänglich ist. Entscheidet man sich beispielsweise den Priester zu töten, der auf eine Epidemie hinweist und schont dafür die Kranken, dann ist die Konsequenz sichtbar: Gelangt man später zufällig auf diese Insel, ist dort alles zerstört und die Kranken liegen sterbend auf dem Boden.

Gerade in den Nebenquests kann man sich oft zwischen Gewalt und Friedfertigkeit entscheiden. Das führt dazu, dass »Assassin’s Creed – Odyssey« tatsächlich nicht nur ein Action-Spiel geworden ist, sondern sich dem Rollenspiel annähert. Dem passt sich auch das Gameplay an. Allerdings muss man wissen, dass die Qualität der Nebenquests stark schwankt. Von mehrstufigen, spannenden Quests bis zu simplen Besorgungsaufträgen ist alles dabei. Motto: Kann man machen, muss man aber nicht.

Das gleiche Motto kann man zum Abstergo-Abschnitt sagen. Die Verbindung zur Vergangenheit ist gelungen, allerdings fügen die Abstergo-Handlungslinien nichts Wesentliches zu »Assassin’s Creed – Odyssey« hinzu und können getrost weggelassen werden. Für Fans interessant, aber für die meisten Spieler wohl nicht. Die toben sich über 50 Stunden lang im Haupt-Gameplay im antiken Griechenland aus.

 

Gameplay:

Der wahre Kern von »Assassin’s Creed – Odyssey« ist sein Action-Gameplay. Hier wird wieder gekraxelt, gekämpft und gemeuchelt. Dazu hat man den aus »Origin» bekannten Vogel, mit dem man Feinde und andere wichtige Details von oben in der Spielwelt markiert.

Der Kampf geht flott von der Hand. Die Moves sind schnell erlernt, aber nicht immer einfach zu beherrschen, gerade die Paraden müssen gezielt verwendet werden. Im Eifer des Gefechts geht auf der Tastatur schnell die Übersicht über die Spezialmanöver-Tasten verloren, die sich auf die Nummerntasten legen lassen. Es empfiehlt sich ein Gamepad, ist aber nicht zwingend vonnöten.

 

Der Rollenspielanteil ist hoch. Die Gegner lassen Loot fallen und man kann sich auch wieder aufleveln und Perks mit Punkten verbessern. Das trägt dazu bei, dass man seinen eigenen Helden erfinden kann. Auf der anderen Seite ist negativ, dass man viel Zeit in den Menüs verbringt, um seinen Helden neu anzuziehen, wenn man doch viel lieber sich in die gut designten Kämpfe stürzen möchte.

 

Neu sind dabei die Entscheidungsschlachten: Da der Peleponnesische Krieg tobt, hat man immer wieder die Notwendigkeit von Entscheidungsschlachten. Hier greift man auf Seiten Athens oder Spartas ein. In diesen Massenschlachten geht leicht die Übersicht verloren. Man sollte sich auf die Anführer konzentrieren, da das Töten von normalen Gegnern den Wertebalken der Gegnerschaft nur wenig dezimiert.

 

Die Schiffsschlachten haben erneut Einzug gehalten. Sie waren die heimlichen Highlights von Black Flag, wurden bei »Origins« aber nur am Rande verwendet. Im Fall von »Assassin’s Creed – Odyssey« sind sie wieder zentraler in den Fokus gerückt. Der Spieler ist gezwungenermaßen in einer Inselwelt unterwegs, daher ist das nur natürlich. Man kann sein Schiff aufleveln in verschiedenen Perks und auch die Schiffskämpfe sind wieder dabei. Sie machen viel Spaß, vor allem, da man auch Entern und in die Schlacht eingreifen kann. Das Rammen von Schiffen ist dank der Rammsporne der Antike eine effektive Strategie, um die Gegnerschiffe kampfunfähig zu machen. Generell kann man sagen, dass die Seeschlachten großen Spaß machen.

Auf See kann man versunkene Tempel, Schiffswracks und ähnliches entdecken. Haie machen Jagd auf den Spieler, wie schon in »Black Flag». Damit sind die Tauchmanöver eine spannende Alternative zum Entdecken an Land, wo man Festungen erobern kann – was aus dem Vorgänger »Origins« bekannt ist.

Sobald man ein bestimmtes Kopfgeld erreicht hat, machen Söldner Jagd auf den Spieler. Diese gegnerischen Söldner sind harte Nüsse, verlieren aber auch dementsprechend lohnenswerten Loot. Sollte das Spielelement stören, kann man auch gegen Geld sich freikaufen.

 

Grafik und Sound:

Die Grafikqualität von »Assassin’s Creed – Odyssey« ist hoch. Allerorten erfreuen besondere Panoramen das Auge. Hierbei ist auffällig, dass es nicht die hochaufgelösten Texturen sind, die besonders spektakulär sind. Diese sind zwar gelungen, sorgen aber nicht für Staunen. Was begeistert ist die Kombination aus mehreren Elementen: Lichtstimmung, Farbenkomposition und der Sinn für Details.

Die Spielwelt ist das eigentliche Highlight von »Assassin’s Creed – Odyssey«. Allerorten kann man als Spieler interessante Szenen beobachten: Spielende Kinder, in Ekstase versunkene Tänzer, Frauen bei der Herstellung von Brot, Männer beim Fischen, etc. pp. Hier hat sich Ubisoft bei »Assassin’s Creed – Origins« das Beste geholt und noch weiter aufgestockt. Bravo!

 

Im Soundbereich leistet man sich keine Patzer. Die deutsche Synchronisation ist weitgehend gelungen, bis auf kleinere Ausnahmen im Sprechduktus von NPCs in Nebenquests. Das ist allerdings verschmerzbar. Die Umgebungsgeräusche sind stimmig und die Kampfgeräusche klingen passend.

 

Fazit:

»Assassin’s Creed – Odyssey« ist als Nachfolger von »Origins« bereits ein Jahr später auf dem Markt. Man merkt dem Spiel an, dass es nicht die Quantensprünge macht. Das ist auch nicht in der kurzen Zeit möglich.

Allerdings ist es den Designern gelungen, eine stimmige Haupthandlung zu erzählen, die sich zu einem runden Gesamten fügt.

Dazu kommt die atmosphärische, riesige Spielwelt mit ihren zahlreichen Mini-Szenen. Alles erweckt somit den Eindruck einer lebendigen Welt, in der man sich lange Zeit angenehm und abwechslungsreich aufhalten kann – und das ist das größte Lob, das man »Assassin’s Creed – Odyssey« aussprechen sollte.

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PC-Game:

Assassin’s Creed – Odyssey

Ubisoft, 5. Oktober 2018

USK: 16

 

ASIN: B07DM4FDHS

 

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 29.10.2018, zuletzt aktualisiert: 13.04.2024 08:22, 17055