Bartimäus - Das Auge des Golem (Autor: Jonathan Stroud; Bartimäus Bd. 2)
 
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Bartimäus- Das Auge des Golem von Jonathan Stroud

Reihe: Bartimäus Band 2

Rezension von Christel Scheja

 

Mit „Das Auge des Golem“ setzt Jonathan Stroud seine „Bartimäus“-Trilogie fort, in der die wahren Zauberer nicht nur verborgen unter uns leben, sondern sogar die Gesellschaft nach ihrem Gutdünken kontrollieren.

Mit schrägem Figuren, einer viktorianisch angehauchten Atmosphäre und einem bissigen, fast schon zynischen Humor widmet er sich den Abenteuern eines jungen ehrgeizigen Zauberers und eines Dschinns, der die ganze Sache ein wenig gelassener sieht, da er schon eine Menge erlebt hat. Die Reihe erschien vorher in gebundener Form bei cjb und wurde mehrfach mit Preisen ausgezeichnet.

 

Zwei Jahre sind nach den Geschehnissen in „Das Amulett von Samarkand“ vergangen. Nathanael alias John Mandrake, der begabte junge Lehrling, der im ersten Band in seinem Übermut nicht nur den Dschinn Bartimäus beschwor, ein mächtiges Amulett an sich brachte, sondern nach der überraschenden Ermordung seines Meisters, auch noch eine Verschwörung im Dunstkreis des Premierministers aufdeckte und die Machenschaften eines hinterhältigen Hexenmeisters enttarnte, ist zwar jetzt immer noch ein Schüler, hat aber bereits einen verantwortungsvollen Posten im Ministerium als „persönlicher Assistent des Leiters der Abteilung für innere Angelegenheiten“.

Im Rahmen seiner Aufgaben wird er damit betreut, herauszufinden, wer hinter dem „Widerstand“ steckt, einer terroristischen Gruppe von „Gewöhnlichen“, das heißt magielosen Menschen“, die immer wieder Artefakte stehlen und sie in Anschlägen gegen Zauberer verwenden. Damit er nicht ganz alleine ist, beschwört er wieder einmal Bartimäus, der von der Zusammenarbeit mit dem Jungen wie immer nicht sonderlich begeistert ist.

Bei seinen Nachforschungen trifft er auch wieder auf das Mädchen Kitty, mit dem er schon während der Ereignisse um „Das Amulett von Samarkand“ zu tun hatte. Und genauso wie damals mag sie ihn nicht besonders und er teilt ihre Gefühle. Bartimäus ist von dem Mädchen eher beeindruckt und schürt die Hassliebe zwischen den beiden Menschen noch ein wenig.

Dann wird durch die Öffnung eines alten Zauberergrabes ein verhängnisvoller Bann gebrochen. Während die Frevler, unter ihnen Kitty von einem mörderischen Dschinn verfolgt wird, der die Gestalt eines Gerippes angenommen hat, nutzt ein anderer, um das geheime Wissen des Toten an sich zu bringen und sein Vermächtnis aus Prag zu holen und auf London loszulassen - den Golem.

Nun stehen Bartimäus und der junge Zauberer wieder einmal zwischen den Fronten, und sie können nur hoffen, dass sie mit Kitty eine Einigung finden können, besitzt das Mädchen noch ein Artefakt, mit dem man beide Gefahren beseitigen kann...

 

Obwohl es Zauberschüler in der Kinderliteratur auch schon vor Harry Potter gegeben hat, man denke nur an „Krabat“ von Ottfried Preußler, so sind sie seit den Romanen von J. K. Rowling doch erst in aller Munde. Wie immer gibt es auch Autoren, die sich von dem Erfolg inspirieren lassen - was sie allerdings selbst aus den erfolgreichen Vorgaben machen entscheidet letztendlich darüber, inwieweit die Leserschaft ihre Romane als eigenständig annimmt.

Jonathan Stroud scheint mit seinen „Bartimäus“-Romanen geschafft zu haben. Schon in „Das Auge des Golem“ löst er sich weitestgehend von der klassischen Schülergeschichte. Genau wie im ersten Band teilt er den Fokus unter seinen drei Helden auf und erzählt die Geschichte abwechselnd aus deren Sicht.

Interessant ist dabei die auch Entwicklung der drei Figuren seit dem ersten Band. Nathanael hat ehrgeizig daran gearbeitet, eher seine negativen Charakterzüge auszuarbeiten. Er weiß genau, dass ihn nur Arroganz, Heimtücke und Skrupellosigkeit dafür schützen, auf das Abstellgleis abgeschoben. Wenn er nicht von denen, die in ihm einen Rivalen sehen, untergebuttert werden will, muss er schneller handeln als sie.

Kitty ist gegenüber den Magiekundigen noch misstrauischer geworden, sie ist nicht bereit überhaupt einem zu vertrauen, weil sie zu viel erlebt hat. Andererseits kann sie die alltäglichen Ungerechtigkeiten auch nicht weiter hinnehmen und begehrt dagegen immer wieder ruppig auf.

Weder Nathanael noch sie sind für den Leser wirklich angenehm - beide haben zwar interessante, aber auch sehr düstere Wesenszüge. Die Rolle des Sympathieträgers übernimmt eher Bartimäus. der alles gelassen und mit einer gewissen Resignation und Erfahrung kommentiert.

Das macht das Buch aber auch gerade für ältere Leser interessant, die sich in in dem Dschinn und dessen Überlegungen problemlos wiederfinden können.

Auch wenn zu Anfang die Fußnoten den Lesefluss sehr behindern, weil man immer wieder zwischen ihnen und dem eigentlichen Text hin und her springt, bekommt man recht bald wieder einen guten Einblick in neue Facetten der magischen Welt des Jonathan Stroud, die immer weniger märchenhaft und verträumt ist, sondern der Realität manchmal einen Spiegel vorhält.

 

„Das Auge des Golem“ ist kein lustiges und harmloses Kinderbuch, wie man im ersten Moment denken mag. Auch wenn sich die Gewaltdarstellungen selbst im Rahmen halten, so ist der Unterton des zweiten Bandes der Bartimäus-Trilogie, wesentlich zynischer und boshafter als der in „Das Amulett von Sarmakand“ und man hat das Gefühl, dass es keine klare Trennlinie zwischen Gut und Böse, Licht und Schatten gibt und gerade das Verhalten von Nathanael könnte bei Jüngeren ein ungutes Gefühl zurück lassen. Die vielen kleinen Anspielungen machen das Buch nun eher für Erwachsene interessant, die genau heraus lesen können, was der Autor auf typisch britische Art jetzt schon wieder persifliert.

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 2024032906212815b04bb1
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Bartimäus- Das Auge des Golem

Reihe: Bartimäus Band 2

Autor: Jonathan Stroud

broschiert - 670 Seiten

Blanvalet, erschienen April 2007

ISBN 978-3-442-36642-2

Übersetzung aus dem Englischen von Katharina Orgaß und Gerald Jung

Titelbild von David Wyatt

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 04.04.2007, zuletzt aktualisiert: 10.03.2023 15:30, 3751