Der Band Batman: Jenseits der Schatten bietet drei verschiedene Geschichten, die in der Welt des Dunklen Ritters spielen. Ihnen gemein ist dabei nicht nur ein eher düsterer Charakter. Mit John van Fleet hat auch der gleiche Zeichner die Illustration übernommen.
Den Auftakt bildet dabei die von Chuck Dixon (Birds of Prey) erdachte Geschichte Batman: Der heilige Gral. In dieser wird Bruce Wayne eine besondere Rolle zuteil: Er soll das legendäre Gefäß hüten, das Jesus Christus beim letzten Abendmahl verwendete und das sein Blut am Kreuz aufnahm. Doch mehrere Parteien sind hinter dem Gral her – vor allem, weil dieser das ewige Leben gewähren soll. Dixon kreiert hier eine atmosphärische, mythologisch angehauchte und fast durchweg spannende Story. Diese bietet auch wegen der unterschiedlichen Gralsucher, von denen die meisten Batman-Fans bekannt vorkommen dürften, Abwechslung. Lediglich das Ende wirkt – angesichts des Selbstverständnisses des Dark Knight und seiner Verhaltensweisen in ähnlichen Situationen – leider wenig glaubwürdig.
Mythologie spielt auch in der folgenden, ebenfalls von Chuck Dixon verfassten Geschichte Batman: Das Ankh eine wichtige Rolle. Dieses Mal geht es aber nicht um die Historie des Christentums, sondern um die ägyptische Geschichte. Hier sucht die uralte Khatera nach einer Möglichkeit, zu sterben. Dafür setzt sie ihre besonderen Fähigkeiten ein und gerät irgendwann auch mit Batman aneinander.
»Batman: Das Ankh« beginnt wie eine klassische Gruselgeschichte. Dixon nimmt sich viel Zeit, die Ereignisse nachzuzeichnen. Das kommt einerseits der Stimmung zugute. Anderseits vergehen mehr als 20 Seiten, bis der Mitternachtsdetektiv erstmals überhaupt auftaucht. Am Ende bleiben eine interessante Antagonistin, ein ungewöhnlicher Abschluss jedoch auch einige Längen.
Die Abschlussstory Batman / Poison Ivy: Schattendasein stammt schließlich aus der Feder von Ann Nocenti (Daredevil). In ihr sterben mehrere schwerreiche Geschäftsleute an einer rätselhaften Krankheit, bei der manipulierte Pflanzen eine Rolle spielen. Um den Fall zu lösen, ist Batman gewillt, mit Poison Ivy zusammenzuarbeiten, die gerade in Arkham einsitzt, aber ihre Verbrecherkarriere hinter sich gelassen zu haben scheint. Oder handelt es sich nur um einen Trick? Ann Nocenti gelingt es, die Figur von Poison Ivy glaubhaft und interessant auszugestalten. Sie verdeutlicht nicht nur die Motivation der Pflanzenliebhaberin, sondern sorgt zudem dafür, dass diese dem – hier teilweise etwas naiv agierenden – Dunklen Ritter weitgehend auch die Show stiehlt. Gleichzeitig spielt Nocenti gekonnt mit Metaphern um Gegensätze wie Licht und Schatten, Leben und Tod oder Metall und Pflanzen. An den besten Stellen wirkt die Story poetisch, kann aber nicht alle Kitschklippen umschiffen. Immerhin bietet sie einen versöhnlichen und stimmigen Schluss.
John van Fleets (Matrix) Stil ist in allen drei Geschichten unverkennbar. Seine besten Panels wirken wie gemalte Kunstwerke. Dabei nutzt er offensiv die Farbe Schwarz, die so zu einem besonderen Designelement avanciert. Dadurch wirken viele seiner Zeichnungen düster und mysteriös. Für Teile des Lesepublikums dürfte der Zeichenstil zunächst gewöhnungsbedürftig sein. Immer wieder drängt sich bei der Betrachtung der Panels der Eindruck auf, als könnte etwas in Schatten oder anderen dunklen Flächen lauern. Die Architektur gestaltet John van Fleet oft sehr präzise und realistisch. Einen Gegensatz dazu bildet sein Design der Charaktere. Denn dieses ist eher expressionistisch angehaucht. Hier geht es dem Künstler eher darum, Gefühle und Stimmungen auszudrücken, als realistische Personen darzustellen. Da kann es auch schon mal sein, dass die Gestaltung einiger Figuren etwas enttäuschend ausfällt. Das gilt etwa für Killer Croc, der eher skizzenhaft und unfertig wirkt.