Batman – Knightfall von Denis O’Neill
Hörspiel
Rezension von Björn Backes
Das Jahr 1993 war eines der lebendigsten und wichtigsten in der bisherigen Historie der DC Comics. Zunächst ließ der renommierte Verlag seinen Vorzeigehelden Superman in einem spektakulären Event sterben, und anschließend brachte man den dunklen Ritter Batman zum ersten Mal an den Rand des totalen Abgrunds, als man ihn in „Knightfall“, der wohl wagemutigsten DC-Trilogie dieser Epoche, in den Rollstuhl brachte. 15 Jahre nach der Veröffentlichung der Comic-Reihe veröffentlicht der Hörverlag hierzulande zum ersten Mal offiziell die BBC-Hörspiel-Adaption dieser Story, die nicht nur in den Staaten große Wellen schlug, sondern auch in hiesigen Gefilden seinerzeit und auch darüber hinaus heiß diskutiert wurde. Dennoch wurde bislang keine deutsche Übersetzung umgesetzt, was sich dank der – soviel sei vorab gesagt – brillanten Geschichte hoffentlich in Zukunft noch ändern wird.
Inhalt:
Ein mysteriöser neuer Schwerverbrecher mit bislang ungeahnten Kräften erschüttert die Unterwelt von Gotham City. Sein Name: Bane. Sein Ziel: Batman in einem mächtigen Spektakel endgültig in die Knien zu zwingen. In seinem majestätischen Plan öffnet er die Pforten des Arkham Asylums für alle inhaftierten Bösewichte und nutzt die Gunst der Stunde, um Batman bei der Jagd auf die Flüchtigen anzugreifen und zu besiegen. Doch sein Attentat hat fatale Konsequenzen für den dunklen Hüter der Justiz; eine schwere Verletzung zwingt ihn in den Rollstuhl, von wo aus er hilflos mit ansehen muss, wie die Riege der Schurken die Stadt unsicher macht. Ein neuer Batman muss her, um dem Chaos Einhalt zu gebieten und die bevorstehende Übernahme der Gangster zu vermeiden. Niemand geringeres als Jean-Paul Valley, der unter dem Namen Azrael bereits eine harte Prüfung unter den Fittichen der Fledermaus durchlief, nimmt den Posten an, geht aber in seiner neuen Berufung radikaler und kompromissloser vor als sein Vorgänger. Dieser wiederum spürt, dass auch mit Azrael irgendetwas nicht in Ordnung ist, und forciert im Hintergrund bereits seine nie mehr für möglich gehaltene Rehabilitation…
Rezension:
Es sind meist die mutigen, schier revolutionären Akte im Universum der beiden großen amerikanischen Superheldenverlage, die aufgrund ihrer teils fehlenden Glaubwürdigkeit die größte Skepsis bei den langjährigen Fans auslösen und in diesen Kreisen auch polarisieren. Letzteres dürfte vor anderthalb Dekaden sicherlich auch geschehen sein, als Denis O’Neill die Grundidee zu „Knightfall“ vorstellte und den beliebten Titelhelden für eine bestimmte Zeit stilllegte, ohne dabei den letzten Schritt zu gehen und ihn endgültig ins Jenseits zu befördern – was angesichts des vorgeschobenen Superman-Tods allerdings im selben Jahr auch mächtig in die Hose gegangen wäre. Derartige Radikallösungen waren zu diesem Zeitpunkt aber gar nicht notwendig, weil das Potenzial der Story schlichtweg unglaublich groß war und es letztendlich im Hörspiel nur noch um die Umsetzung und Performance der Sprecher ging, um diese ideale Ausgangsposition auch konsequent und ähnlich überzeugend zu transferieren.
Dies ist in der gut dreistündigen Fassung des Dreiteilers aber auch absolut tadellos gelungen. Die Sprecher wirken überaus motiviert, die Geschichte bekommt überdies einen sehr schönen sphärischen Rahmen, und die Inszenierung wirkt auch ohne bombastische Effekte und übertriebene Klangmalereien spektakulär und dem gehaltsschwangeren Inhalt entsprechend außergewöhnlich.
Inhaltlich dürfen sich Fans dabei auf die ganze Schar des Schurkentums freuen, angefangen beim Riddler über den Joker bis hin zum neuen Oberbösewicht Bane, dessen Aura man später leider nie mehr kreuzen durfte. Hier allerdings strahlt er all das aus, was einst das fiese Clownsgesicht zu Batmans Gegner Nr.1 machte und all seine Verbündeten erst so wahnsinnig erschienen ließ. Quasi trifft man hier auf das Charisma des gesamten Undergrounds von Gotham City in einer Person. Darüber hinaus kommen auch weitere bis dato unscheinbare Heroen – Fragezeichen – in den Plot hinein, wobei diesbezüglich vor allem der mysteriöse Azrael zu nennen ist, dem die wohl am meisten besondere Rolle zukommt, eigenwillige Wendungen nicht ausgeschlossen. Und die Titelfigur? Nun, die wirkt erstmals völlig gebrochen, seelisch noch weiter verwrackt als beim Mord an seinen Eltern, letztendlich aber trotz aller Melancholie entschlossen genug, das Zepter in die Hand zu nehmen und seiner Heldenposition gerecht zu werden – wenn auch auf ungewöhnliche, gleichsam aber auch sehr interessante Art und Weise. Und gerade dieser Aspekt macht „Knightfall“ auch nach al den Jahren zu einer der immer noch besten Storys um den dunklen Ritter, die im lebendig aufgebotenen Hörspiel mitunter noch besser funktioniert als im Comic. Der BBC und ihren großartigen Sprechern sei Dank!
Fazit:
Auch wenn die Hürde der englischen Sprache manchen abschrecken wird – zumal das Level der Texte partiell tatsächlich nicht niedrig ist – sollten sich Fans des wohl populärsten DC-Helden hiervon nicht entscheidend beeinflussen lassen. Die Story ist hervorragend, die Präsentation ebenfalls großartig und die Dialoge lebendig und aufregend. Letztendlich hält die Story in jeglicher Hinsicht, was die interessante Inhaltsangabe verspricht – und dies ist im Falle von „Knightfall“ die Hauptursache für eine uneingeschränkte Empfehlung.