Batman & Robin Anthologie: Die Geschichte des dynamischen Duos
Rezension von Ingo Gatzer
Rezension:
Batman und Robin haben als Heldenduo in der Comic-Welt eine lange Tradition. Bereits ein Jahr nachdem der Mitternachtsdetektiv 1939 seine Verbrecherjagd startete, stellten Bob Kane, Bill Finger und Jerry Robison der düsteren Hauptfigur mit Robin einen jungen, bunten Mitstreiter zur Seite. Genau diese Historie zeigt der Band Batman & Robin Anthologie: Die Geschichte des dynamischen Duos.
Mit 376 Seiten ist die Anthologie sehr umfangreich und umfasst insgesamt sechzehn Abenteuer von Batman und Robin. Das reicht von der Origin-Story des Wunderknaben aus dem Jahr 1940 bis zu einer Geschichte, die 2013 erschien. Auch wenn der Fokus eindeutig auf Storys nach dem Jahr 2000 liegt – immerhin sechs der Geschichten spielen nach der Jahrtausendwende – erhalten Leserinnen und Leser doch einen recht ausgewogenen Blick über die Historie des dynamischen Duos. Dabei ist nicht nur Ur-Robin Dick Grayson, sondern auch seine Nachfolger Jason Todd, Tim Drake und Damian Wayne zu sehen. Auch die weiblichen Robins Stephanie Brown und Carrie Kelley – Letztere kommt allerdings nur in einem beschreibendem Text vor – vergessen die Macher nicht.
Zu jeder Geschichte und ihren Machern sowie zu jedem »Robin« liefern die Macher eine kurze Einführung und beleuchten dabei die Situation. Das ist aufschlussreich und interessant, im Vergleich zu früheren Anthologien ist der Anteil von hinweisenden Texten jedoch geringer. Hier hätten gerne noch einige Erläuterungen dazukommen dürfen, die sich etwa genauer mit dem Wandel der Robinfigur und der Beziehung der beiden Helden näher befassen. Da es keine reine Robin-Anthologie ist, dürften sich einige Leserinnen und Leser wahrscheinlich auch noch mehr Informationen zu Batman wünschen. Der Dark Knight hat allerdings bereits vor einigen Jahren seine eigene Anthologie erhalten.
Einige der älteren Geschichten haben vor allem als Darstellung der Historie des dynamischen Duos eine Daseinsberechtigung in der Anthologie. So ist etwa Der zweite Wunderknabe aus dem Jahr 1957 eine etwas alberne Verwechslungskomödie und Robins Geburt von 1969 ein unnötiger Aufguss der Origin-Story von Batmans Sidekick, die wenig Neues liefert und bestenfalls visuell im Vergleich zum Original etwas aufgepeppt ist. Doch im Band finden sind zum Glück auch diverse Highlights wie die zweite Hälfte der Geschichte Ein Todesfall in der Familie (1988), bei der Fans über das Leben oder den Tod von Batmans Sidekick abstimmen durften. Gelungen ist eigentlich auch Identitätskrise, Kapitel 2: Ohne Angst vor Konsequenzen aus dem Jahr 1990. Leider hängt die Geschichte etwas in der Luft, weil die Auflösung nicht Teil der Anthologie ist. Vollkommen zu Recht in der Sammlung enthalten ist Anarky (1995). Denn die Geschichte zeigt nicht nur einen selbstbewussten Robin, der hier mal der Held im Vordergrund sein darf, sondern auch einen interessanten Antagonisten mit nachvollziehbaren Motiven.
Die 2004 erschiene Geschichte … und voller Blut ist in mehrfacher Hinsicht bemerkenswert. Hier darf nicht nur ein weiblicher Robin an Batmans Seite agieren. Zeichner Pete Woods unterstreicht geschickt die spezifische Sichtweise des Killers, indem er das aus dessen Perspektive dargestellte Geschehen auch visuell anders gestaltet. Da Andersen Garbych einen tollen und realistisch anmutenden Plot liefert, gehört die Geschichte eindeutig zu den Highlights der Sammlung. Deutlich zwiespältiger wirkt da All Star Batman: Episode 9 (2008). Frank Miller tobt sich hier hemmungslos aus und zeigt ein brutales dynamisches Duo, das wie im Steroidwahn agiert. Dafür sind die Zeichnungen von Jim Lee absolut gelungen. Da ist es stimmiger, wenn in Todesfahrt (2007) jemand durchdreht, der dafür prädestiniert ist – nämlich der Joker. Autor Paul Dini erzählt eine packende, temporeiche und bitter-böse Geschichte mit einem Clownprinz in Bestform, zu der Don Kramer dynamische Panels zeichnet. Kampf um die Maske: Mann gegen Mann (2009) – bei der Tony S. Daniel sowohl für die Story als auch die Zeichnungen verantwortlich ist, sodass beide Elemente eine harmonische Einheit bilden – gehört unbedingt in die Anthologie, weil hier gleich mehrere der Robins mit- bzw. gegeneinander kämpfen. Die im gleichen Jahr veröffentlichte Story Batman Reborn , Teil 1: Der Domino-Effekt von Grand Morrison und Frank Quitely ist ein echter Leckerbissen, da hier eine ansprechender Plot – inklusive einer sehr besonderen Batman-Robin-Beziehung – auf eine beeindruckende visuelle Gestaltung – inklusive ausdrucksstarker, seitenfüllender Panels – trifft. Allerdings ist das Ganze mehr ein Appetithäppchem, weil die Handlung leider nicht abgeschlossen ist. Einen würdigen Abschluss bildet die – wiederum von Grant Morrison stammende – Geschichte Der Wunderknabe kehrt zurück und beschließt die Anthologie mit einem Paukenschlag.
Fazit:
»Batman & Robin Anthologie: Die Geschichte des dynamischen Duos« ist trotz einiger loser Fäden eine gelungene Sammlung, die der Historie der beiden ikonischen Superhelden gerecht wird und diverse Leckerbissen bietet, auch wenn vor allem einige der älteren Storys qualitativ nicht immer überzeugen und etwas mehr Hintergrundinformationen wünschenswert gewesen wären.
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