In Gotham City ereignet sich eine Reihe brutaler Morde. Mit diesen scheint der neue Polizeichef James Gordon, der sich erst noch an seine Rolle gewöhnen muss und allen Ansprüchen genügen will, etwas überfordert. Zum Glück macht sich auch Batman auf die Suche nach dem Täter und dessen Motivation. Dabei scheinen Traumata eine zentrale Rolle zu spielen – und unter diesen leiden nicht nur Verbrecher, sondern auch deren Jäger.
Archie Goodwin (Batman: Legends Of The Dark Knight) nimmt sich in der Neuauflage von Batman: Stumme Schreie einer schwierigen Thematik an. Denn es geht hier nicht nur um psychische Traumata im Allgemeinen, sondern auch speziell um Kindesmissbrauch. Der bereits im Jahr 1998 verstorbene Autor nähert sich dem Thema glücklicherweise einfühlsam und nicht reißerisch. Dabei deutet er immer wieder an – ohne dass dieses zu plakativ wirkt – dass viele Charaktere mit den Dämonen der Vergangenheit zu kämpfen haben. So entsteht eine psychologische Tiefe, die auch heute bei Comics längst nicht zum Standard zählt. Nebenher erzählt der mehrfache Eisner-Award-Gewinner eine spannende Geschichte mit einem emotionalen Showdown und kommt am Ende geschickt auf den Anfang zurück. Da ist es zu verschmerzen, dass einige Details der Story – etwa das, durch welches Batman in die Schusslinie gerät – etwas zu konstruiert wirken.
Verantwortlich für die Zeichnungen und Farben des Comics ist Scott Hampton (American Gods). Dabei wirken seine Panels stilistisch immer wieder wie sorgsam komponierte Aquarelle. Die besten davon – etwa wenn der US-Amerikaner eine emotionale Szene hervorhebt, indem er mit dem Licht- und Schattenfall spielt – möchte man sich einrahmen. Oft verzichtet Scott Hampton bei seinen Gemälden bewusst auf Bildschärfe und lässt Objekte und Subjekte leicht verschwimmen. Dazu bilden dann die gestochen scharf präsentierten Kinderbilder einen starken Kontrast. Passend zur Stimmung sind die Bilder häufig in dunklen Farben gehalten. Auch hier setzt der Künstler geschickte Kontrapunkte – etwa gegen Ende durch eine förmlich überbelichtet wirkende – Seite von Zeichnungen. Das Äußere der von Hampton gestalteten Charaktere weist teilweise sogar expressionistische Züge auf. Das wirkt oft – allerdings nicht immer – gelungen. Etwas merkwürdig muten einige Bildrahmen an, die förmlich auseinanderzufallen scheinen. Das mag ein bewusster Kunstgriff sein, stört aber letztlich unnötig die Immersion.