Rezension von Christine Schlicht
Benjamin Piff ist nun der Leiter der Abteilung „Geburtstagswünsche der 3-12 Jährigen“ und geht in dieser Stellung voll und ganz auf. Doch dann kommt der Große Tag, an dem er Höchstselbst einem Kind den ersehnten Traum erfüllen soll. Ein Mädchen hat alles richtig gemacht und soll seinen Herzenswunsch erfüllt bekommen – eine große Menge Geld.
Magisch verkleidet als Mitarbeiter einer Lotteriegesellschaft überbringt er einen Scheck über eine Millionen. Doch dann geht alles schief, was schief gehen kann: Die Eltern des Mädchens löchern ihn mit Fragen und der Vater macht einen Masse Fotos und will einen Artikel für die Zeitung schreiben. Bei seiner Flucht zerreißt Bens magische Tarnung und der Vater macht noch ein Foto von ihm in seiner wahren Gestalt, das nachher durch alle möglichen Nachrichtensendungen geistert.
So viel Aufmerksamkeit ist natürlich das allerletzte, das die Wunschwirkwerke brauchen können, zumal ihr alter Feind Thornblood noch immer rege versucht, seine Fluchfabrik wieder zu benutzen. Der Versuch, einen Dschinn zu entführen, wurde bereits von Ben vereitelt, da half dann auch der Feldzug des Juristen Rottenjaw nicht mehr zur Beruhigung.
Nun aber bekommen sie ungeahnte Unterstützung: Bens ungeliebte Cousine Penelope entdeckt das Bild von Ben. Sie ist von Neid zerfressen, da er von seinen Eltern etwas bekommen hatte, was ihr immer verwehrt blieb: Zeit. Sie darf sich alles kaufen, aber ihre Eltern haben nie Zeit für sie. Eigentlich ist sie zu bedauern, doch hat es zu unversöhnlichem Hass auf Ben geführt und ihr Herz versteinert. Ein abtrünniger Kobold bietet ihr Hilfe an und nennt ihr den Weg zur ultimativen Wunscherfüllung. Da sie an diesem Tag Geburtstag hat, klappt es natürlich: Ihr Wunsch, die Wunschwirkwerke zu übernehmen wird erfüllt.
Damit ist die Katastrophe perfekt – statt der Wunscherfüllung kommen nun Wunschflüche über die Kinder der Erde, die Dschinns, deren Magie allein die Werke befähigten, die Wünsche zu erfüllen, verlassen die Fabrik, weil Penelope einen der ihren in eine Wunschlampe bannte.
Und Candlewick, der einzige, der die Geheimwaffen kannte und zu benutzen im Stande war, ist spurlos verschwunden. Ben und Nora, das Koboldmädchen machen sich auf, ihn zu suchen. Hilfe erhoffen sie sich von Snooplewhoop, einem ehemaligen Präsidenten der Wunschwerke, doch der kennt nur die Rätsel seiner Vorgängerin, wie man in die Hallen des Schlafes kommt. Und diese Rätsel haben es in sich.
Nora und Ben gelingt es dennoch, die Hallen des Schlafes zu erreichen, doch eine Prüfung verlangt Ben wirklich alles ab – die Prüfung des Herzens. Alldieweil herrscht Krieg in der Wunschfabrik und es bleibt nicht viel Zeit, sie zu retten...
Genauso rührend, genauso spannend, genauso dramatisch wie der erste Band, da werden wieder Megapacks an Taschentücher benötigt, denn es gibt erneut die ein oder andere Träne zu vergießen. Auch dieses Buch legt man nicht mehr aus der Hand, wenn man es angefangen hat. Selbst wenn man den ersten Band nicht gelesen hat, man kommt doch wunderbar in die Geschichte hinein und sie kann ohne jedes Problem für sich stehen und erfasst werden.
Wieder eine einfach wundervolle Geschichte zum Mitfiebern, mitlachen, mitweinen und mitträumen, mit liebevoll gestalteten Protagonisten, deren Motivationen jeder nachvollziehen kann und die dem Leser dadurch sofort und stark ans Herz wachsen. Und der Beweis wird erbracht, dass ein dummer alter Spruch seine Richtigkeit hat: Die Hoffnung stirbt zuletzt.
Die Sprache ist kindgerecht, doch geht es dieses Mal derartig zur Sache, dass man es jüngeren Kindern als 10-jährigen vielleicht nicht anbieten sollte. Immerhin kommen ein paar Leute um, auch jemand, den die Leser des ersten Bandes gut kennen und mögen. Und wieder gilt die Ermahnung an alle die Kinder, die in ihren Wünschen etwas zu maßlos sind. Wie egoistisch darf man sein und ist Neid wirklich angebracht? Hilft es weiter im Umgang mit anderen? Das ist wohl auch eine Moral von der Geschicht, eingepackt in eine spannende, atemlos mitreißende Handlung.
Die Innenillustrationen des Autors sind, wie schon im ersten Band, von hervorragender Qualität, der skizzenhafte Charakter der Zeichnungen wurde beibehalten und lässt immer noch genügend Raum für eigene Kreativität.
Da der Epilog eine Menge Möglichkeiten offen lässt, wird es sicherlich noch weitere Bände von Benjamin Piff geben. Mögen dem Autor die Ideen nicht ausgehen! Davon darf es jederzeit und gern mehr geben.