Best of Amazia: Horror (DVD; Horror; FSK 16)
 
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Best of Amazia: Horror (DVD; Horror; FSK 16)

Filmkritik von Christel Scheja

 

Rezension:

Wenn man von asiatischen Horrorfilmen spricht, denken die meisten mit Sicherheit an die Werke, die es nicht nur in der Originalfassung in den Westen geschafft haben, sondern auch dort noch einmal neu interpretiert und verfilmt wurden wie „The Grudge“ oder „The Ring“ und nun aktuell „The Call“.

Dabei gibt es noch weit mehr und weit bessere Werke im fernen Osten, die nicht nur auf blutige Schockeffekte und bleiche langhaarige Wassergeister setzen. In der „Best of Amazia“-Reihe ist nun eine Sammlung mit drei Filmen erschienen, die anders wohl kaum eine Chance gehabt hätten, um hier veröffentlicht zu werden.

Die drei DVD’s befinden sich in einem ansprechend gestalteten Jewel Case in einem Schuber. Allerdings sind sie alle auf einen Pin gesteckt, so dass man, immer alle Filme heraus nehmen muss, wenn man nicht gerade den obersten sehen will.

 

Re-Cycle

Erwartungsvoll blicken die Presse und ihre Fans auf die junge Bestsellerautorin Tsui, die bisher mit ihren Romanen nur Erfolge feiern konnte. Als sie beschließt einen magisch-spirituellen Thriller zu schreiben, überfällt sie jedoch eine massive Schreibblockade, die auch nicht weichen will, als sie das Projekt verwirft und die bereits gesammelten Daten und Texte wieder vom Rechner wirft.

Statt dessen hatte sie Träume und Visionen, die sie schließlich in eine graue und düstere Welt reißen, die bizarrer ist als alles, was sie sich bisher vorstellen konnte. Doch wie soll sie ihr wieder entkommen? Mit Hilfe eines kleinen Mädchens und eines weisen alten Meisters findet sie schließlich Hinweise auf den einzig möglichen Weg zur Rückkehr. Doch die Reise, die nun auf sie wartet ist, ist hart, beschwerlich und wird ihr alles abfordern.

 

Was ist Sein und was Schein? Der Film spielt eher ruhig mit der Vermischung von Fiktion und Realität. Das was die junge Autorin rudimentär zu Papier gebracht hat, wird nun zum Leben erweckt und führt die junge Heldin in eine Welt, die auch das Jenseits sein könnte. Durch die matten Farben und bizarr-opulenten aber sparsam eingesetzten Animationen wird eine triste und düstere Atmosphäre erschaffen. Regisseur und Darsteller legen dabei weniger Wert darauf, sich den Schockeffekten zu unterwerfen, als dem Zuschauer viele rätselhafte Symbole auf den Weg zu geben.

Der Film lebt durch das, was er nicht sagt, sondern nur andeutet und lässt am Ende etwas ratlos, aber auch nachdenklich zurück. Deshalb sollte man nicht mit der Erwartung an die Sache gehen, Action vorzufinden - die gibt es nicht.

 

 

Silk

Professor Hashimoto gelingt es mit einer neuartigen Technik den Geist eines etwa achtjährigen Jungen in einem Appartement in Taipeh sichtbar zu machen und dann an einen Raum zu fesseln. Er will mehr über den Tod und das Leben danach heraus finden und lässt sich in seiner Arbeit nicht beirren, auch wenn seine Assistenten und der Polizist Ye nach und nach daran zu zweifeln beginnen ob es richtig ist, was sie da tun, weil sie den Jungen gefangen halten und er sichtlich darunter leidet.

Sie versuchen heraus zu finden, wer er ist, um seine kryptischen Botschaften zu ergründen. Dabei müssen sie feststellen, dass Hashimoto noch etwas ganz anderes geweckt hat, das nun wütend Rache nehmen will - die Seele einer zornigen Mutter.

 

Auch Silk setzt weniger auf Action und Schockeffekte, als auf eine hintergründige und fast philosophische Handlung. Zwar sorgte der mordende Geist für eine durchaus reale Bedrohung, die einigen das Leben kostet und das Projekt zu einer Zeitbombe macht - Hauptaugenmerk liegt aber auf dem Recht des Menschen, mit den Seelen anderer so umzugehen? Ist es human, den Geist des jungen in einer ihm unvertrauten Umgebung festzuhalten und mit ihm herum zu experimentieren?

Je mehr sie über ihn heraus finden, desto weniger sind Ye und die anderen davon überzeugt, das sie das richtige tun. Nur Hashimoto will sich nicht beirren lassen - und rennt mit offenen Augen in seinen Untergang, weil er es so will.

Actionreiche Szenen gibt es nur wenige. Erst zum Ende hin werden sie zahlreicher, stehen aber bewusst hinter denen ruhigen und philosophischen Momenten zurück.

 

 

Pulse - Das Original

Warum hat sich ihr Freund Taguchi nur das Leben genommen? Dies versucht eine Gruppe junger Leute kurz nach seinem Selbstmord heraus zu finden. In der Wohnung des Computerspezialisten finden sie eine Diskette, mit der sie Zugriff auf eine bizarre Seite im Internet bekommen, auf der sich Szenen um Einsamkeit, Verzweiflung und Tod befinden. Sie ahnen nicht, dass sie dadurch ebenfalls in einen Studel aus Unheil und Untergang geraten und eine Kraft auf sich aufmerksam machen, die sie besser hätten ruhen lassen.

 

Etwas ruhiger als „The Call“ oder „The Ring“ aber mit einer ähnlichen Story wartet auch „The Pulse“ auf. Wieder sind technische Geräte dafür verantwortlich, dass sie den nahenden Tod einer Person verkünden, nur diesmal sollte man mehr auf Fax und Drucker achten. Wie nicht anders zu erwarten, werden auch Taguchis Freunde nacheinander durch vermeintliche Unfälle dahin gerafft, ehe sie sich versehen. Die verbleibenden versuchen den Untergang auf zu halten, aber sind sie dazu überhaupt fähig? Der Film nutzt alle Stilmittel, die man schon aus den anderen Filmen kennt und schockiert mit unheimlichen Geräuschen und Kreaturen, die im Schatten des zumeist sehr dunklen Films nur schemenhaft zu erkennen sind. Dabei weist er aber nicht die Intensität der anderen Streifen auf, sondern bleibt eher zurückhaltend und solide.

 

 

Allen drei Filmen ist eigen, dass sie eher ruhig im Handlungsverlauf sind und sehr viel Wert auf die Symbolik in den Bildern legen. Sie arbeiten weniger mit rasanten Bildern und plakativen Hinweisen oder Schockeffekte, sondern setzen mehr auf die leisen Töne.

„Pulse“ wird zwar noch am deutlichsten, ist aber der schwächste der Filme, da er nur erfolgreiche Muster kopiert, während die beiden anderen Filme doch ungewöhnlichere Wege gehen, die hier im Westen noch nicht so vertraut sind. Gerade „Re-Cycle“ fasst Jenseitserfahrungen anders an, als man es in Europa und Amerika kennt, zeichnet eine graue und melancholische Welt, in der man sehr bewusst handeln muss, um zu überleben und oft nur eine kleine Geste reicht um zornige Geister zu beruhigen und „Silk“ verzaubert durch Geister, die von etwas anderem als Rache getrieben werden. Nur deshalb geschieht am Ende ein Wunder. Das sind die kleinen aber feinen Unterschiede, die diese Werke sehenswert machen.

Bild und Tonqualität sind in Ordnung, wenn man auch damit leben muss, dass die Filme alle insgesamt sehr dunkel sind und daher in taghellen Räumen nicht ganz so gut wirken. An Extras ist die Box eher sparsam ausgestattet, außer einem Trailer und einem „Behind-the-Scenes“-Clip zu Pulse gibt es leider nichts weiteres. Aber das macht der Preis wieder wett, denn für ca. 20 EUR bekommt man immerhin drei relativ aktuelle Filme.

 

Fazit:

Die „Best of Amazia - Horror“-Collection weist drei höchst unterschiedliche Filme auf und bietet einen interessanten Einblick in das phantastische Kino des fernen Ostens, den Genre-Fans, die auch einmal über den Tellerrand blicken möchten, sich ohne schlechtes Gewissen gönnen können, vor allem wenn sie auf eher stillen Horror und hintergründige Geschichten stehen.

 

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20241203010557121651b2
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DVD:

Best of Amazia: Horror

Compilation mit den Filmen:

 

-- Re-Cycle --

Laufzeit: 104 Minuten

Produktionsjahr: 2006

Regie: O-Xide Pang, Danny Pang

Darsteller: Ekin Cheung, Angelica Lee, Rain Li

 

-- Silk --

Laufzeit: 104 Minuten

Produktionsjahr: 2006

Regie: Chao-Bin Su

Darsteller: Chun-Ning Chan, Chang Chen, Bo-Lin Chen

 

-- Pulse - Das Original --

Laufzeit: 114 Minuten

Produktionsjahr: Japan 2001

Regie: Kiyoshi Kurosawa

Darsteller: Koyuki, Masahiro Matsuoka, Shun Suguta

 

Bildformat: 16:9

Synchro: Deutsch, Originalsprache (DD 5.1), Untertitel: Deutsch

Spieldauer gesamt: 322 min

FSK: 16

Extras: Trailer „Behind-the-Scenes“-Clip zu „Pulse“

Splendid Entertainment/WVG, erschienen 28. März 2008

 

ASIN: B00111X310

 

Erhältlich bei: Amazon

 


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Erstellt: 11.04.2008, zuletzt aktualisiert: 17.11.2024 13:19, 6269