Bewahrer des Chaos (Autor: Wladimir Wassiljew)
 
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Bewahrer des Chaos von Wladimir Wassiljew

Rezension von Carina Schöning

 

„Bewahrer des Chaos“ ist Wladimir Wassiljews Debüt in Deutschland und zugleich sein zweiter Ausflug in der Welt der magiebegabten Anderen. Schon 1998 hat der russische Autor zusammen mit seinem Landsmann Sergej Lukianenko den zweiten Roman der „Wächter“-Tetralogie „Wächter des Tages“ geschrieben und veröffentlicht. In Deutschland erschien die ungewöhnliche Dark Fantasy-Reihe zwischen 2005 und 2007.

 

Seit Anbeginn der Zeit kämpfen im Hintergrund, versteckt vor den Augen der normalen Menschen, die Anderen gegeneinander. Das Gute kämpft klassischerweise gegen das Böse, da jedoch die Magier, Hexen, Vampire und Tiermenschen großen Schaden anrichten können, wurde von beiden Seiten eine Art Waffenstillstand, der „Große Vertrag“ vereinbart, den sowohl die lichten und auch die dunklen Krieger einhalten müssen. Um dies zu gewährleisten, wurden die Tagwache und die Nachtwache gegründet. Beide Institutionen überwachen und kontrollieren die Mitglieder der Gegenseite, so dass das ewige Gleichgewicht zwischen Gut und Böse bestehen bleibt.

 

Nun jedoch scheint das Gleichgewicht zu kippen. In Russland tauchen jede Menge Gerüchte auf, dass wilde Dunkle in St. Petersburg anfangen Menschenopfer zu bringen. Sebulon, der Anführer der Tagwache in Moskau reist nun nach Kiew, um sich mit seinem Kollegen und Freund Olexander Scheremetjew genannt Laik zu treffen. Da er sich nicht selbst um die Probleme in der alten Zarenstadt kümmern will, gibt er den Auftrag einfach weiter. Geser, der Anführer der Nachtwache Moskau hat auch ein Interesse an einer schnellen Lösung und schickt einen seiner Mitarbeiter als Beobachter mit. Nicht, dass die dunklen Magier, die in seinen Augen sowieso nicht für Mitgefühl und Verantwortungsbewusstsein bekannt sind, den normalen Menschen schaden. Und so reist Laik mit einer Handvoll seiner besten Mitarbeiter und unter strenger Bewachung nach St. Petersburg. Kaum dort angekommen, stehen sie jedoch vor den nächsten Problemen, denn die Wilden entpuppen sich als stärker als gedacht und eine der Hexen ist gleichzeitig auch die große Liebe des aufstrebenden Magiers Arik.

 

Das Geschehen in „Bewahrer des Chaos“ spielt zeitlich zwischen dem zweiten und dritten Band der Reihe. Anders als Lukianenko lässt Wassiljew jedoch den Hauptteil der Handlung außerhalb von Moskau spielen. Dafür haben jedoch eine Vielzahl von bekannten Figuren kleinere Gastauftritte. So können sich die Fans der Reihe auf ein Wiedersehen mit den dunklen Vampiren Edgar und Kostja, den musikalischen Freak Lass und auch auf den ehemaligen Wilden Maxim freuen. Die Handlung ist dabei nicht so schön verzweigt und überraschend wie in den restlichen „Wächter“ Romanen, sondern recht einfach und geradlinig gehalten. Einzig einige logische Ungereimtheiten sorgen beim Lesen für Überraschung und Erstaunen. Im Laufe ihrer Ermittlungen stellen Laik und Arik fest, dass nicht nur Andere „erwachen“ und sich für die lichte oder dunklen Seite entscheiden können, sondern auch ganze Städte. Natürlich haben die höchsten Magier und die Inquisition schon lange Ähnliches vermutet und entsprechende Vorbereitungen getroffen.

Der Roman setzt einiges an Vorwissen aus den beiden vorherigen Wächter-Romanen voraus und ist trotz der guten Grundidee leider nur mäßig spannend. Das liegt zum einen an einen sehr holprigen und sperrigen Erzählstil und zum anderen an den mangelhaften Beschreibungen von Land und Leute. Während Lukianenko mit viel Liebe fast schon zuviel über seine Landsleute schwadroniert, werden sie hier nur sehr blass und oberflächlich – mit einem deutlichen Hang zum Alkoholismus - beschrieben. Auch die interessanten Hauptcharaktere wie Sebulon, Laik und Arik werden nur oberflächlich dargestellt. Ariks schwere Entscheidung zwischen Pflichterfüllung und Liebe nimmt man ihm als Leser nicht wirklich ab und die Figur der dunklen Hexe Tamara hätte wesentlich mehr Potenzial gehabt. Auch die für uns Deutschen eher exotischen Städte St. Petersburg, Kiew oder Odessa werden leider kaum beschrieben, so dass das Geschehen eigentlich auch in jeder anderen Stadt hätte spielen können.

Besonders negativ fällt allerdings die viele Schleichwerbung auf. Aus diversen Hollywood-Filmen kennt man das ja, aber in Büchern ist es etwas Neues für mich. So wird hier sehr direkt auf den „erstklassigen“ Kaffee einer bekannten Rösterei hingewiesen und auch die „verlässlichen“ Handys und Computer zweier anderer Hersteller sind anscheinend was ganz Besonderes für Autor und Hauptfiguren. Schade, dass das deutsche Lektorat des Piper Verlags solche Dreistigkeiten scheinbar einfach übersieht.

 

Insgesamt hinterlässt „Bewahrer des Chaos“ daher einen zwiespältigen Eindruck. Die Grundidee ist nicht schlecht und Fans der Tetralogie werden sich sofort heimisch fühlen, aber der holprige Erzählstil und die dreiste Schleichwerbung verderben den guten Eindruck.

 

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 202404190744239f8be1bb
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Bewahrer des Chaos

Autor: Wladimir Wassiljew

Deutsche Erstausgabe 2009

Russische Originalausgabe 2004 „Lik Cernoj Pal`miry“ bei AST. Moskau

Übersetzung Christiane Pöhlmann

Umschlaggestaltung HildenDesign, München

Piper Verlag

Klappenbroschur, 409 Seiten

ISBN 978-3-492-70177-8

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 13.05.2009, zuletzt aktualisiert: 23.01.2024 18:51, 8722