Bioshock Infinite – Burial at Sea (PC)
 
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Bioshock Infinite – Burial at Sea (PC)

Rezension von Cronn

 

Langsam nähere ich mich der metallischen Brüstung und schaue hinab auf den zerstörten Einkaufssaal. Wasser tropft aus der Höhe und verwandelt den Boden in eine Seenlandschaft einzelner Tümpel, in denen herabgefallene Kronleuchter wie gestrandete Schiffe schräg daliegen. Die Auslagen sind zum Teil umgeworfen, zum Teil wurden sie umgruppiert und bilden nun die Palisaden zu einer Art Festung.

Dahinter patrouillieren mehrere Splicer und suchen nach einer Möglichkeit für den nächsten Schuss ADAM. Einer trägt eine leere Kiste Hop-Cola auf dem Kopf und verdeckt damit sein verstümmeltes Gesicht. Ein anderer trägt eine Hasenmaske, die er sich für die Festlichkeiten zum Jahreswechsel 1958/1959 aufgesetzt hatte.

Ich schleiche mich über eine Freitreppe nach unten, aktiviere das Unsichtbarkeits-Plasmid und komme direkt hinter dem ersten Splicer zum Stehen. Ein Schlag mit meinem Greifhaken bringt ihn zu Boden. Doch da hat der andere Splicer mich entdeckt. Er beschießt mich mit einer Salve von Tommy-Gun-Projektilen, so dass ich hinter einem Verkaufsregal in Deckung gehen muss.

Ich wechsle die Position, schwinge mich an einen Decken-Haken und attackiere den überrumpelten Feind von oben durch einen Sprung-Schlag. Sofort geht der Splicer in die Knie und fällt zur Seite ins Wasser. Nun kann ich mich in Ruhe umsehen. Vielleicht finde ich hier eine Spur des Mädchens Sally …

 

Rezension:

Bioshock Infinite – Burial at Sea heißt der neueste Inhalt für das herausragende Narrationswunder Bioshock Infinite aus dem Jahr 2013. Entwickelt wurde beides von Irrational Games unter der Regie von Kevin Levine, der bereits an Klassikern wie System Shock oder Deus Ex beteiligt war.

»Burial at Sea« ist ein in zwei Episoden aufgeteilter Download-Content, der die Geschichte rund um Booker DeWitt und Elisabeth erweitert. Ob sich der Download-Kauf via Steam lohnt, soll die nachfolgende Rezension klären.

 

Hintergrund:

Wer »Bioshock Infinite« noch nicht beendet hat, wird im Folgenden auf den ein oder anderen Spoiler treffen. Es ist also Vorsicht geboten!

Das Ende von »Bioshock Infinite« traf Spieler allerorten mitten ins Gesicht. Die Einheit von Comstock und Booker sowie die wahre Verwandtschaft von Elisabeth mit Booker war für viele ein Schock. Die Story rund um Dimensions- und Zeitreisen forderte die geistigen Kapazitäten bis ans Äußerste und sorgte überall für rauchende Köpfe sowie wunde Finger vom Beiträge-Tippen in den Internet-Foren.

Kevin Levine ist ein narrativer Kracher gelungen, den er mit den beiden DLCs zu erweitern versteht. Die beiden Teile von »Burial at Sea« sind im Season-Pass gemeinsam erhältlich, was sehr zu empfehlen ist, da die Story beider zusammenhängt. Und da auch Querverbindungen zu »Bioshock Infinite« vorhanden sind, sollte man dieses ebenfalls gespielt haben.

Zu Beginn von »Burial at Sea 1« erleben wir Booker in seiner Privatdetektei, der Besuch von einer Dame bekommt. Es ist Elisabeth, die aber verändert aussieht und ihn mit der Suche nach dem Mädchen Sally in der Unterwasserstadt Rapture beauftragt. Mehr darf hier nicht verraten werden.

In »Burial at Sea 2« stecken wir in der Haut von Elisabeth, die nun ebenfalls auf der Suche nach dem Mädchen Sally ist, allerdings beraubt ihrer Fähigkeit zum Dimensionsreisen.

Erneut erleben wir ein dramaturgisch perfekt inszeniertes und narrativ hochwertiges Werk, das den Begriff »Kunst« durchaus verdient hat. Erzähltechnische Kniffe sorgen für Wow-Erlebnisse und Detailverliebtheit sorgt für Atmosphäre und Immersion.

 

Gameplay:

Wer »Bioshock Infinite« gespielt hat, weiß, dass die Shooter-Passagen befriedigend gelungen waren. Das ändert sich nun bei den beiden DLCs etwas. Zwar sind die Shooter-Passagen immer noch nicht allzu sehr fordernd, aber durch die Plasmide, deren Aufrüstung, die verschiedenen Kleidungs-Sets (die Perks verleihen), dazu die Waffenauswahl machen die Shooter-Sequenzen wieder abwechslungsreicher. Ein ganz wesentlicher Faktor hierbei ist die Tatsache, dass man mit einem langen Druck auf die rechte Maustaste Plasmid-Fallen erstellen kann, was die Kämpfe taktischer macht. Zudem gibt es ein Feature, das im Hauptprogramm fehlte – die Schleichmechanik.

Booker und Elisabeth können sich an Gegner heranschleichen und diese dann mit einem Schlag ausschalten. Um unentdeckt zu bleiben, sollte man das Laufen über Glasscherben oder durch Wasserpfützen vermeiden und lieber auf Teppichböden gehen – Thief lässt grüßen!

Dabei spielt sich der zweite DLC in der Rolle von Elisabeth wesentlich stärker schleichlastig als der erste Teil. Elisabeth ist zudem anfälliger gegenüber Gewaltanwendung, da ihr ein Schutzschild fehlt. Dafür darf sie Schlösser-Knacken.

Dabei gibt es nun ein Mini-Spiel zum Öffnen von Schlössern, das sich lose an die »Thief«-Mechanik anlehnt, aber wesentlich einfacher gehalten ist. Man muss nur im richtigen Moment eine Taste drücken – schon ist das Schloss geknackt.

Die narrative Verbindung der beiden DLCs mit »Bioshock Infinite« sowie Bioshock1 und 2 aber macht das eigentlich Großartige an »Burial at Sea« aus: Es wird ein großer Rahmen über alle Spieleteile gebildet, der den Spieler zufrieden zurücklässt und als Vermächtnis dieses Spiele-Studios stehen kann.

Die Atmosphäre ist eine gelungene Rückkehr nach Rapture, der Stadt auf dem Meeresboden aus »Bioshock« 1 und 2. Dazu gleich mehr im Bereich Grafik und Sound.

 

Grafik und Sound:

Die beiden DLCs definieren ihren Wert nicht nur aus gelungenen spielerischen und narrativen Aspekten, sondern auch aus dem dichten Atmosphäre-Teppich, der durch Grafik und Sound gewoben wird.

Die Stadt Rapture ist erneut in Teilen spielbar und sorgfältig inszeniert. Durch die Möglichkeit Rapture vor dem Bürgerkrieg zu sehen und gleichzeitig im zum Gefängnis umfunktionierten, langsam verrottenden Fontaine-Kaufhaus unterwegs zu sein erhält man einen Blick für den Kontrast zwischen der Utopie und der Dystopie von Andrew Ryan. Da beides unmittelbar aufeinander folgt, ist die Wirkung umso krasser.

Die Splicer sind wieder mit von der Partie und ihr drogeninduziertes Verhalten sowie Aussehen erzeugt wieder jene »Bioshock«-Atmosphäre von Grauen, wofür die ersten beiden Spiel-Teile bekannt sind.

Dazu kommen viele Details: Licht, das durch Wasser gefiltert sich auf Oberflächen irisierend bricht und gespenstische Spiele erzeugt; Wassertropfen auf Metall-Oberflächen, die nur zu sehen sind, sobald man ganz nahe herankommt, und vieles andere mehr. Überall sieht man die Detailverliebtheit der Entwickler.

Die Sounds sind ebenfalls grandios geworden. Wasserplätschern allerorten, hallende Schreie der Splicer, ihre irren Monologe, das Stöhnen der Big Daddys. All das macht die DLCs zu einem gruseligen Vergnügen.

Ebenfalls wieder mit dabei: Audio-Logs. In diesen Geräten sind gespeicherte Audio-Aufnahmen der Bewohner von Rapture, die mal Tür-Codes verraten oder einfach Geschichten aus Rapture erzählen, was die Atmosphäre unterstützt.

 

Fazit:

Die beiden »Burial at Sea« – DLCs sind für »Bioshock«-Fans ein absolutes Must-Have! Der spielerische Aspekt überzeugt ebenso wie die Atmosphäre. Hinzu kommt eine gelungene Erzählstruktur, welche alle »Bioshock«-Teile umfasst und harmonisch verbindet, ohne dass große Logiklücken sichtbar sind (sofern das bei Dimensions- und Zeitreisen überhaupt möglich ist).

Bei einer Spielzeit von ca. 8 Stunden ist der Kaufpreis von derzeit 19 Euro vollauf gerechtfertigt.

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PC:

Bioshock Infinite – Burial at Sea

Irrational Games/ 2k games, 25. März 2014

Download via Steam

Plattform: Windows Vista / XP

USK: 18

 

ASIN: B00J7W1QE6

 

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 06.04.2014, zuletzt aktualisiert: 11.02.2024 11:31, 13498