Biss zum Abendrot (Autorin: Stephenie Meyer, Bella & Edward Teil 3)
 
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Biss zum Abendrot von Stephenie Meyer

Bella & Edward Teil 3

Rezension von Christel Scheja

 

Manche Romane treffen – ungeachtet ihrer literarischen Qualität – den Nerv der Zeit und werden so mehr oder weniger überraschend zum Bestseller. Warum – das versteht nicht unbedingt jeder, sondern nur die ungezählten Leser, die davon begeistert sind.

Die Reihe um die Liebe zwischen „Bella und Edward“ kann man durchaus dazu rechnen. Bereits der erste Band von Stephenie Meyer berührte nicht nur Mädchen sondern auch Frauen und Männer jeden alters. Dabei ist die Serie weder actionreich noch tiefgründig, sondern beschäftigt sich in erster Linie mit dem Gefühlswirrwarr der Titelheldin und den Entscheidungen, die sie treffen muss.

 

Bella ist sich so sicher wie nie zuvor. Nun, da sie vor den Volturi für Edward eingetreten ist und diese ihr ein Ultimatum gestellt haben, will sie auf jeden Fall ein Vampir werden, je früher desto besser.

Allerdings ist Edward nicht so ganz von der Sache begeistert. Er möchte, dass sie auf jeden Fall noch die Schule beendet und vielleicht sogar ein Jahr am College verbringt, damit sie gegebenenfalls auch auf eigenen Füßen stehen kann und nicht immer abhängig bleibt. Er versucht sie immer wieder dazu zu bringen, sich ihre Entscheidung noch genau zu überlegen, und lehnt es sogar ab, mit ihr intim zu werden, da er Angst hat, sich dabei selbst zu vergessen, ihr weh oder gar Schlimmeres anzutun. Außerdem macht er ihr immer wieder klar, dass die Entscheidung ein Vampir zu werden, endgültig ist.

Aus diesem Grunde erzählen auch seine „Geschwister“ nach und nach ihre Geschichte – wie und warum sie eigentlich zu Vampiren geworden sind und ihre erste Zeit erlebt haben.

Und auch Jacob hat ein Wörtchen mitzureden. Immer weder versucht er Bella davon zu überzeugen, dass das Leben als Mensch an seiner Seite viel mehr bedeuten könnte. Sie könnte gemeinsam mit ihm alt werden und müsste sich auch nicht mit der Entscheidung beeilen, außerdem würde sie auch noch Kinder bekommen können. Er bedrängt sie immer wieder, Abstand von Edward zu nehmen und hat dabei einen wichtigen Verbündeten – Charlie, ihren Vater.

Bella schwankt hin und her, denn sie ist enttäuscht von Edwards Zögern und weiß, dass Jacobs Argumente ebenfalls nicht von der Hand zu weisen sind. Aber dennoch kann sie sich nicht entscheiden, vor allem nicht, als ihre vampirische Feindin Victoria wieder auftaucht und grausame Rache für die Ermordung ihres Gefährten nehmen will. Dazu ist sie auch bereit, einen Krieg anzuzetteln.

 

Wer glaubt, dass der Roman actionreicher als seine Vorgänger ist, der irrt. Tatsächlich wird der Angriff von Victoria und den von ihr neugeschaffenen Vampiren als reine Nebensache abgehandelt, im Mittelpunkt steht die Beziehung zwischen Bella und Edward, die zum letzten Mal auf die Probe gestellt wird.

Die Heldin gerät in eine Rolle, die vielen jungen Leserinnen bekannt sein dürfte, oder von der sie träumen – gleich von zwei Männern begehrt zu werden – dem schönen und ewig jungen Edward, der sanft und voller Verständnis ist – und dem vor Leben und wilder Männlichkeit sprühenden Jacob. Bella klammert sich zwar an ihrem Traumbild fest und versucht die Veränderung zu erzwingen, aber sie gerät auch immer wieder in Versuchung, den anderen nachzugeben. Denn immerhin sind auch Jacobs Argumente nicht von der Hand zu weisen, kann er ihr doch etwas bieten, wozu Edward vermutlich nicht mehr in der Lage ist – Kinder und damit ein erfülltes Leben.

Das Gefühlschaos in Bella ist das Haupthema der Geschichte. Die Vorgänge in Seattle und die Bedrohung durch die Vampire im Hintergrund sind eher schmückendes Beiwerk, das für ein bisschen Spannung sorgt und später auch der Auslöser dafür wird, dass sie sich zusammen raufen.

Gerade in diesem Band ist es manchmal sehr schwer, das Verhalten der Heldin nachzuvollziehen, die einerseits nicht gerade entschlussfreudig ist, auf der anderen Seite, die Leute um sich herum, immer wieder vor den Kopf stößt, weil sie sich in ihrer Besessenheit regelrecht an Edward klammert. Die Argumente, warum sie regelrecht ertrotzen will, ein Vampir zu sein wirken sehr selbstsüchtig – sind aber vermutlich für Altersgenossinnen, die das Gefühlschaos selbst mitgemacht haben oder gerade in einer ähnlichen Lage stecken, sehr nachvollziehbar.

Alles in allem täuschen auch die Details, die Gesellschaft und Leben der Vampire und Werwölfe in Stephenie Meyers Kosmos plastischer und lebendiger machen, nicht darüber hinweg, dass die Geschichte nur sehr langsam in die Gänge kommt und gerade in der Mitte auf der Stelle tritt, als Bella besonders wenig weiß, was sie eigentlich nicht will.

Der Roman ist sehr zwar solide geschrieben und hat einige nette Ideen badet aber auch in sehr traditionellen und konservativen Klischees, wenn es um Liebe zwischen Mann und Frau. Schicksal und Bestimmung im Leben geht. Letztendlich sind die phantastischen Elemente nur exotische Versatzstücke, die das ganze etwas fremder erscheinen lassenm und nicht wirklich tragende Säulen der Handlung bilden.

 

„Biss zum Abendrot“ mag zwar Vampire und Werwölfe auch bei den LeserInnen populär gemacht haben, die mit beiden Wesen bisher nicht viel anzufangen wussten, für den Genre Fan bleibt die Reihe aber trotz einiger weniger netter Ideen um die Gesellschaft der Werwölfe und Blutsauger eher uninteressant, da eindeutig der Liebes- und Beziehungsclinch zwischen jungen Erwachsenen im Mittelpunkt steht.

 

Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240425095556d0862b88
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Buch:

Biss zum Abendrot

Reihe: Bella und Edward, Bd. 3

Autorin: Stephenie Meyer

Broschiert, 624 Seiten

Piper Verlag, erschienen Juli 2010

Übersetzung aus dem Amerikanischen von Sylke Hachmeister

Titelbild von Roger Hagadone

ISBN-10: 3492258352

ISBN-13: 978-3492258357

Erhältlich bei Amazon


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Erstellt: 14.09.2010, zuletzt aktualisiert: 08.02.2023 19:01, 10975