Blindes Huhn (Kartenspiel)
 
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Blindes Huhn

Rezension von Matthias Oden

 

Rezension:

Auf der Hühner-Auktion geht es heiß her: Immer drei Hühner kommen unter den Hammer, doch Vorsicht: Nicht alle sind ihr Geld auch wert. Wer aus Versehen ein blindes Huhn ersteigert, der hat sich wohl verkauft. Es sei denn, er hat auch das eine oder andere goldene Korn in seinen Besitz, denn wie heißt es so schön: Auch ein blindes Huhn findet mal ein Korn. Und nur blinde Hühner können goldene Körner so richtig wertvoll machen …

 

Spielziel

Am Ende der Auktion die meisten Punkte einheimsen. Die gibt es gemäß des Werts der ersteigerten Hühnerkarten, aber auch für die meisten Karten jeweils einer Farbe (es gibt insgesamt fünf) – und natürlich auch für die namensgebenden Blinden Hühner. Allerdings nur in Verbindung mit einem Goldkorn, ansonsten hagelt es Minuspunkte ….

 

Ausstattung

Da blindes Huhn ein reines Kartenspiel ist, ist die Ausstattung zwangsweise begrenzt: Neben der Spielleitung liegen dem kleinen Spielkarton 114 Karten bei. Die aber sind rundum gelungen, die Zeichnungen sind in einem witzigen Comicstil gehalten, der gut passt zum lockerflockigen Spielgefühl. Vor allem die Blinden Hühner sind dem Grafiker Mario Coopmann klasse gelungen: Jede Karte zeigt ein anderes, manchmal recht schwarzhumoriges Motiv. Das Material der Karten ist ebenfalls von guter Qualität, abwischbar und – in Grenzen – knickfest. In punkto Ausstattung hat „Blindes Huhn“ die volle Punktzahl jedenfalls verdient.

 

Spielregeln:

Die sind recht simpel, also genau so, wie es sich für ein kurzweiliges Kartenspiel auch gehört; die Anleitung ist leicht verständlich.

Jeder Spieler besitzt zu Beginn des Spiels eine festgelegte Anzahl von Hühnerkarten. Zu diesen muss er sich weitere dazuersteigern – als Zahlungsmittel funktionieren die Karten, die er bereits besitzt.

Damit das einen Sinn ergibt, läuft eine Auktion, also eine Spielrunde, wie folgt ab: In jeder Runde ist ein Spieler zugleich auch Auktionator, das heißt, er zieht drei Karten vom Stapel, sieht sie sich an und sagt den Preis, den er für die Karten bereit ist zu zahlen. Bevor die anderen Spieler diesen nun überbieten können (sie müssen nicht), muss er von den dreien eine oder zwei Karten offen hinlegen – der tatsächliche Wert des Kartentrios ist also für seine Mietspieler nicht ersichtlich. Genau aus dieser Situation zieht „Blindes Huhn“ seinen Reiz: Den Preis, den der Auktionator angesagt hat, mit dem in Relation zu setzen, was offen auf dem Tisch liegt und was nicht – und daraus auf die verdeckte(n) Karte(n) zu schließen, um womöglich einen höheren Preis zu bieten. Denn der Auktionator kann durch geschicktes Taktieren seine Mitspieler kräftig an der Nase herum führen: Entweder, indem er sie für die Karten einen Preis zahlen lässt, der ihrem Wert nicht entspricht, oder indem er sich selbst hochwertige Karten für einen Schnäppchenpreis in den Korb legt. Erschwerend kommt hinzu, dass nicht alle Karten einen Wert besitzen: Die Blinde-Huhn-Karten schlagen nämlich mit einem negativen Wert von -3 zu Buche. Andererseits braucht man ein Blindes Huhn, um aus einer Goldkorn-Karte das Maximum herauszuholen: Statt +2 ist die nämlich in Kombination mit einem Blinden Huhn +5 wert.

 

Spielverlauf

In jeder Runde ist ein anderer Spieler Auktionator, und so geht es immer reihum, bis schließlich die Auktionsende-Karte vom Stapel gezogen wird. Nun zählt jeder seine Plus- und Minuspunkte und die Punkte für die höchsten Farbmehrheiten werden verteilt.

 

Spielspaß

„Blindes Huhn“ ist ein schnelles, spaßiges Kartenspiel für zwischendurch. Allerdings passen Regeln und Spielziel an einem Punkt nicht zueinander: Wie auf dem Spielkarton angegeben, richtet sich „Blindes Huhn“ vor allem an Bluffer und Riskierer – und die besondere Situation beim Ersteigern der Karten scheint dem auch Rechnung zu tragen. Allerdings macht die Punktwertung am Ende dem einen Strich durch die Rechnung: Denn durch die Punktwerte der einzelnen Karten und die Siegpunkte für die Farbmehrheiten werden die eigentlich zentralen Spielelemente, die Blinden Hühner und die Goldenen Körner, an den Rand gedrängt. Vor allem sind die Siegpunkte für die Farbmehrheiten zu hoch, sodass es mehr Sinn macht, auf diese hinzuarbeiten, statt sich um Goldkörner und Blinde Hühner zu kümmern.

In nicht wenigen Testspielen hatten so auch stets die Spieler die Nase vorn, die sich wenig um Blinde Hühner und Goldkörner kümmerten, sondern von Anfang darauf achteten, sich Farbmehrheiten zu ersteigern und hochpunktige Karten zu erhalten. Das Bluffen und Taktieren während der Auktionen bleibt zwar Teil des Spiels, ist aber kaum spielentscheidend. In der Form, in der „Blindes Huhn“ im Laden steht, richtet sich das Spiel also vor allem an die Spielergruppe, die laut Empfehlung auf der Packung am wenigsten angesprochen wird: an die Planer.

Das ist keine Katastrophe, aber es ist schon merkwürdig, dass dieses Ungleichgewicht zwischen Spielanspruch und tatsächlichen Spielelementen den Machern nicht beim Spieltesten aufgefallen ist. Vor allem, da Abhilfe gar nicht schwer ist: Halbiert man die Punkteanzahl, die es für die Farbmehrheiten gibt und setzt stattdessen die Punkte von 5 auf 10 herauf, die ein Kartenpärchen aus Blinden Huhn und Goldkorn gibt, geraten die Elemente schließlich wieder in Zentrum des Spielgeschehens, die dort auch sein sollten.

 

 

Fazit:

Abgesehen von der eben angesprochenen unbalancierten Punktevergabe gibt es an „Blindes Huhn“ nichts zu meckern: Ein schnelles, unkompliziertes Kartenspiel für zwischendurch. Nur wer „Blindes Huhn“ tatsächlich so spielen möchte, wie es ursprünglich konzipiert war – als Bluffspiel – der wird um eine Regeländerung nicht herumkommen.

 

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 2024041915203734cd3f3b
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Blindes Huhn

von Kosmos

Autor Spiele: Risthaus, Heike

Empfohlenes Mindestalter laut Hersteller: 10 Jahre

Spielerzahl: 3 bis 5

Spielmotivation: Spaß; Glück

Sprache Spielanleitung: DE

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 02.11.2007, zuletzt aktualisiert: 22.02.2016 13:09, 5187