Blood Angel (Autor: Justine Wilson)
 
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Blood Angel von Justine Wilson

Rezension von Peter Singewald

 

Vor langer Zeit führten Magier auf der Erde einen Krieg gegen eine mächtige Dämonenbeschwörerin, die ihren Körper den dämonischen Mächten geöffnet hatte. Sie konnten sie und ihre Anhänger jedoch nicht töten, sondern nur bannen und gefangen setzen. 700 Jahre später, in unserer Zeit, gelingt es der Beschwörerin schließlich zu entkommen. Doch es ist niemand mehr da, der sich ihr entgegen stellen kann, denn inzwischen haben sich die Magier in alle Winde zerstreut, sind schwach geworden und zum Teil auch nicht mehr daran interessiert, die Welt, derer sie überdrüssig geworden sind, vor der Dämonengefahr zu beschützen. Daher muss Kei, der einzige Magier, der sich über die Jahrhunderte weiter mit dem möglichen Ausbruch seiner Widersacherin befasst hat, eine Nachfahrin des mächtigsten Magiers, der jemals existiert hat, finden, damit diese einen Engel beschwören, bzw. freisetzen kann.

Doch auch die Dämonenbeschwörerin hat ein Interesse an dem Engel, den sie als Blutengel zu ihrem eigenen Nutzen opfern will.

 

Was sich wie ein Fantasyroman anhört, bewegt sich anfänglich eher auf der Ebene der Mystery Thriller, gleitet mehrfach hinüber in das Genre des Horrors und Splatters, um schließlich doch zu seinen Fantasywurzeln zurückzukehren.

Dabei ist der Roman eindeutig eine Geschichte dieses Zeitalters, denn vor allem die Sprache erinnert stark an Film und Fernsehen. Die Darstellung der Gewalt scheint einem Splatterfilm, die Panoramen einem Heimatfilm (oder Western) und die Charaktere einer Soap entsprungen zu sein. Dabei beherrscht Justin Wilson sein Medium und es gelingt ihm, die verwendeten Bilder sinnvoll einzusetzen. Allerdings reiht er auch ein Klischee an das andere: Der gute Magier ist groß und schön und verliebt sich natürlich in die Heldin, die böse Magierin hingegen klein und verführerisch, und weiß ihre Reize einzusetzen. Verbündete wollen nicht helfen, sind am Ende jedoch zur rechten Zeit zur Stelle. Der Helfer der Urbösen, der die ganze Zeit über nicht wirklich böse zu sein scheint, erweist sich als hilfreich und die Heldin selbst hat natürlich Zweifel an ihrem Schicksal, um schließlich von einem nicht ganz so bösen Dämon auf die rechte Bahn gebracht zu werden, u.v.m.

Da ist es schon fast eine Innovation, dass die Guten selbst an dem Bösen, das sie bekämpfen, schuld sind.

Wilson versucht sich darüber hinaus an einem Stilmittel, welches von Neil Gaiman gerne verwendet wird. In einem längeren Abschnitten führt er den Coyote, Mitglied einer Rockerbruderschaft, ein, der zwar in die Handlung verwickelt wird, dessen Bedeutung jedoch gering ist, bzw. bei dem es gleichgültig gewesen wäre, ob man seinen Namen nun kennt oder auch nicht. Ich persönlich mag diese Herangehensweise, da es der Romanwelt durch die Erweiterung der Perspektive größere Tiefe verleiht. Leider gelingt es Wilson nicht, wirklich Kapital aus dieser Episode zu schlagen, da die Figur nicht ausreichend eingeführt wird, um beim Leser echte Anteilnahme hervorzurufen.

 

Der Höhepunkt des Konflikts zwischen den Magiern schließlich wirkt so antiklimatisch und bemüht, dass nur noch der Epilog den Leser vor einer Enttäuschung retten kann. Dabei ist besonders ärgerlich, dass die Wandlung des Blutengels von einem schicksalsergebenen Letargen zum Retter, der die Hauptfigur nicht mehr flieht sondern annimmt, recht unvermittelt kommt, nachdem zuvor die Entwicklung hin zum Letargen nachvollziehbar beschrieben wurde.

Alles in allem handelt es sich demnach also um einen wenig innovativen, absehbaren Roman, der, durch seine Geschichtsumdeutung und Annahme, dass die normale Welt eine Fiktion ist, an die nur Muggles glauben, sich gut in die Reihe solcher populären Serien wie Buffy und Charmed stellt, deren stilistischen Elemente er teilt.

Dennoch lässt sich das Buch gut lesen und gewährt einige Stunden vergnügen, solange man nicht mit allzu hohen Ansprüchen herangeht. Man bekommt sogar den Eindruck, als wenn das Prequel, in welchem die Magier die Beschwörerin besiegen, bereits geschrieben wäre und nur auf die Veröffentlichung warten würde. Denn das Potential, etwas aus dieser Welt zu machen, ist da, aber leider wurde es nicht ausgeschöpft.

 

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 202404160906504e8991d2
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Titel: Blood Angel

Autor: Justine Wilson

Broschiert - Droemer/Knaur

Erscheinungsdatum: Juni 2005

ISBN: 3426629615

Erhältlich bei: Amazon

 


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Erstellt: 18.08.2005, zuletzt aktualisiert: 23.01.2024 18:51, 993