Blutpakt von Kim Harrison

Reihe: Rachel Morgan Bd. 4

Rezension von Christian Endres

 

Bisher waren Kim Harrisons Rachel Morgan-Romane immer eine beständige Insel im vor vielem, aber sicherlich nicht immer Eigenständigkeit und Kreativität schäumenden Meer der allmonatlichen Urban Fantasy-Veröffentlichungen (in dieser launischen See auf und ab schaukelnder literarischer Schiffe, von denen einige schon kurz nach dem Auslaufen untergehen und manche auch gar nicht erst schwimmen).

 

Kim Harrisons Cincinnati war trotz aller ‚klassischen’ Subgenre-Elemente – gut aussehende Vampire, zum Beispiel – aber immer ein Ort, wo man sich als Leser wohl und, noch wichtiger, stets gut unterhalten fühlte. Wo man gerne wieder hingegangen ist, sich auf neue Bücher freute. Wo einem die Charaktere wichtig waren. Wo einen die Geschichte und die Entwicklungen mitrissen. Man wollte wissen, wie es weiter geht. Wie sich die Beziehungen der Figuren entwickeln. Viel Motivation zum Weiterlesen.

 

Das ist, bis zu einem gewissen Grad, auch im vierten Teil der Reihe noch der Fall. Rachel ist immer noch sympathisch, das Cincinnati nach dem Wandel (und immer noch ohne Tomaten ...) immer noch interessant und konsequent. Was den Romanen aus der Feder von Kim Harrison (die sich im Mai 2009 in einem Interview geoutet hat, sich auch hinter dem Pseudonym Dawn Cook zu verbergen) nach nunmehr vier Bänden aber etwas fehlt, das ist die Kompaktheit. Das hat sich letztlich seit dem ersten Roman im plakativen Heyne-Paperback abgezeichnet und nun bedenkliche Ausmaße angenommen: Einzelne Szenen, kritische Gedanken oder Dialoge im Buch sind von strapaziöser Länge, und die Seifenoper-Elemente haben nicht mehr die Spritzigkeit der ersten Teile der Serie. Der Roman wird in manchen Sequenzen viel zu aufgebläht.

 

Der vermenschlichte Jenx ist natürlich eine witzige Idee und bringt auf verschiedene Wege ein neues Element in die Geschichte. Über die langatmigen, zuweilen zähen Stellen täuscht das aber leider nie ganz hinweg.

 

Ein bisheriges Highlight des strapazierten Trends der Urban Fantasy-Ermittlerinnen wankt also weiter und taumelt stellenweise fast schon durch den Ring zwischen Werwölfen und Vampiren – aufpassen, Rachel!

 

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