Blutspur von Cody McFadyen
Rezension von Ingo Gatzer
Rezension:
Die FBI-Agentin Smoky Barret hat durch die Tat eines wahnsinnigen Killers unlängst Tochter und Mann verloren. Daran wird die toughe Frau täglich erinnert, wenn sie im Spiegel die Narben sieht, die der Mörder auf ihrem Körper hinterlassen hat. Doch als eine von Smokys Freundinnen von einem Serienkiller brutal ermordet wird, kehrt die sich in psychologischer Behandlung befindende FBI-Agentin in den aktiven Dienst zurück, um den Täter zu jagen. Der inszeniert ein mörderisches Katz-und-Maus-Spiel mit Smoky und ihrem Team. Seine grausamen Taten hält er nicht nur auf Video fest, sondern spielt sie zudem den Ermittlern zu. Zu allem Überfluss behauptet er aus einer besonderen Blutlinie abzustammen: Angeblich ist der Serienkiller ein Nachkomme des berüchtigten Jack the Ripper.
"Blutspur" ist das Romandebüt des 1968 geborenen US-amerikanischen Krimi-Autors Cody McFadyen. Zuvor hatte der heute in Südkalifornien lebende Schriftsteller nach dem Abbruch der Highschool unter anderem als Sozialarbeiter und Webseiten-Designer gearbeitet. In Deutschland war die Buchausgabe wochenlang auf der Spiegel-Bestsellerliste platziert.
Mit "Blutspur" ist Colin McFadyen ein beeindruckendes Erstlingswerk gelungen. Das liegt auch an seiner interessanten Hauptfigur, der FBI-Agentin Smoky Barret. Der Autor gestaltet die Ermittlerin mit den körperlichen und seelischen Narben als vielschichtigen und nicht durchgehend sympathischen Charakter, der Ecken und Kanten besitzt. Ohne, dass die spannende Handlung in der Hintergrund gerät, ist "Blutspur" in gewisser Weise auch eine Charakterstudie.
Der Thriller ist nur für erwachsene Hörer geeignet. Denn Cody McFadyen beschreibt seinen Ripper nicht nur als brutalen Psycho-Killer, sondern auch als hemmungslosen Folterknecht, der seine Morde regelrecht zelebriert, was teilweise minutiös gezeigt wird. Diese Sequenzen sind zwar intensiv, aber nicht allzu häufig, so dass kein Abnutzungseffekt droht. Für Abwechslung sorgt auch die nicht ganz lineare Erzählstruktur, bei der durch Träume und ähnliches vergangene Ereignisse dargestellt und auf diese rekuriert wird.
Das Hörbuch wird von der deutschen Schauspielerin, Nachrichten- und Synchronsprecherin Franziska Pigulla gelesen. Einem breiten Publikum wurde sie als deutsche Stimme der US-amerikanischen Schauspielerin Gillian Anderson in der Mystery-Serie "Akte X - Die unheimlichen Fälle des FBI" bekannt. Damit haben die Verantwortlichen bei Lübbe Audio eine optimale Wahl getroffen. Denn das dunkle Timbre in ihrer Stimme passt ausgezeichnet zur toughen Smoky Barret. Aber auch den Charakter des Rippers arbeitet sie mit ihrer Stimme, in der seine Herablassung und Bösartigkeit mitschwingt, hervorragend heraus. Zudem beweist Franziska Pigulla ein sehr gutes Gespür für das richtige Tempo und Timing, so dass der Text von Cody McFadyen seine maximale Wirkung entfaltet.
Man kann an Cody McFadyens Werk kritisieren, dass der Lebenslauf einiger seiner Charaktere recht unrealistisch und übertrieben wirkt. Schwere Schicksalsschläge, wie ein Mord an dem/der/den Liebsten, scheinen hier die Regel und nicht die Ausnahme zu sein. Außerdem passiert die Auflösung bezüglich der Identität des Rippers etwas zu früh, wodurch der Showdown zu sehr in die Länge gezogen wird.
Fazit:
Cody McFadyen ist mit "Blutspur" - trotz mancher Übertreibungen in der Vita seiner Charaktere - ein spannender und starker Thriller mit einigen heftigen Schockelementen gelungen, für den mit Franziska Pigulla fraglos die ideale Sprecherin verpflichtet wurde.
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