Bluttrinker (Autor: Stephan R. Bellem)
 
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Bluttrinker von Stephan R. Bellem

Rezension von Christel Scheja

 

Im Jahr 2007 erschien der erste Band der „Chroniken des Paladins“. „Tharador“ war gleichzeitig das Debüt des 1981 geborenen Stephan Bellem, der sich bereits seit seinem dreizehnten Lebensjahr hobbymäßig mit der Fantasy beschäftigt und damals auch schon kurze Texte verfasst hat, unter anderem zu Rollenspielkampagnen seiner Gruppe.

Doch mit dem Abschluss seiner Saga haben die Geschichten um das Land Kanduras noch kein Ende gefunden. Mit „Bluttrinker“ erzählt er die Vorgeschichte dessen, was Tharador und seine Freunde nur als Mythos kennen.

 

Schon lange haben die alten Götter der Welt den Rücken gekehrt, die Menschen und anderen Völker den Glauben an sie und ihre Macht verloren. Das Land versinkt, ohne dass die Lebenden es merken langsam in der Dunkelheit und dem Bösen werden unbemerkt Tür und Tor geöffnet.

So hat der menschliche Hauptmann Andrul keine Wahl mehr als sich den Einflüsterungen einer leisen Stimme zu öffnen, nachdem Trolle seinen Trupp aufgerieben und ihn in die Sümpfe getrieben haben. Dem Tode nahe ergibt er sich der Macht von Aurelion dem Göttervater, der schon lange dem Wahnsinn verfallen ist und von seinen Kindern eingesperrt wurde. Als Lohn erhält er magische Fähigkeiten und die Aufgabe, die Herrschaft über Kanduras zu erringen. Zu diesem Zweck legt er seinen alten Namen ab und nennt sich von nun an Karandras. Nun werden die früheren Feinde zu seinen Verbündeten. Trolle und Orks folgen seinen Versprechungen und beginnen sich zum Kampf gegen die anderen Völker zu rüsten.

Auf der anderen Seite des Kontinentes führt Throndimar mit seiner Frau Nemema ein friedliches Leben, das seine Krönung zu erhalten scheint, als sie ihm erklärt, sie sei schwanger. Dann aber findet das Glück jäh ein Ende. Barbaren überfallen den Bauernhof, zerstören ihn und töten die junge Frau. Zurück bleibt ein am Boden zerstörter und nur noch von Rachegedanken beseelter Mann.

Und da ist Iphelia, die von einer seltsamen Krankheit gezeichnet darum kämpft, den Thron für ihren kleinen Sohn Lingalf zu erhalten, und dafür alles tun würde, nicht ahnend, dass ihr Heiler und sie einen verdammungswürdigen Weg dabei gehen.

All diese Fäden führt der mächtige Magier Gordan mit seinem elfischen Freund Faeron unbewusst zusammen. Er spürt, dass sich hinter den Kulissen etwas tut, und sowohl Orks als auch Trolle nicht aus eigenem Antrieb handeln. Aus diesem Grund braucht das Land einen starken und erwachsenen König, den er in Barsjk, dem Fürsten der Berenthi sieht. Genau der muss erst einmal überzeugt werden.

Auch Throndimar erscheint ihm wichtig, denn der Mann hat etwas an sich, dass den Menschen neuen Glauben und neue Hoffnung geben könnte. Gerade nachdem er mit nur hundert Männern die Orkstämme zurücktreibt, die in Iphelias Land eingefallen sind, sehen die meisten in ihm einen Helden, eine Lichtgestalt, die vielleicht auch gegen das Böse bestehen kann, dass nun endlich Karandras sein Gesicht zeigt.

 

Vorgeschichten haben es so an sich, dass sie Mythen demontieren, die in der ersten Geschichte noch als märchenhafte Legenden und Sagen im Raum stehen und den Menschen Hoffnung geben. Aber genau das ist oft die Absicht derjenigen, die diese Erzählungen in die Welt setzen und wach halten.

In „Bluttrinker“ tauchen jedenfalls mit Gordan und Faeron zwei der Figuren wieder auf, die auch in den „Chroniken des Paladins“ die Fäden in der Hand halten werden. Und auf der anderen Seite erfährt man, wie Tarvin Xandor zu dem Schwarzmagier der späteren Bände wurde.

Es macht dem Autor Spaß, seinen eigenen Mythos ein wenig zu demontieren und gewisse Sachverhalte ins Gegenteil zu verkehren. So erscheint Throndimar niemals als Lichtgestalt, auch Karandras ist eher ein Getriebener als ein kalt kalkulierender Bösewicht. In dieser Hinsicht ist der Autor gereift, auch wenn er natürlich keine neue Geschichte erzählt. Denn spätestens seit „Star Wars“ weiß auch der jüngste Fan, dass viele Vorgeschichten oft anders sind als sie später erzählt werden, wenn auch nicht alles Lüge.

Auch sonst hat er sich gemausert. Inhaltlich ist die Geschichte ausgereifter als die Trilogie, er vermeidet Plotlöcher und zaubert auch nicht unbedingt den Zufall oder ein Göttergeschenk hervor, um das Drama aufzulösen. Natürlich bleibt der Roman immer noch in erster Linie actionreiche High Fantasy, die Klischees und Archetypen bedient, aber die Figuren sind nicht mehr ganz so flach wie zuvor. Zudem erfährt man einiges mehr über die Welt und ihre Bewohner, so dass das Buch durchaus auch vor der Trilogie gelesen werden kann und für einen Einstieg fast noch besser geeignet ist als „Tharador“.

 

Alles in allem hat Stephan R. Bellem mit „Bluttrinker“ bewiesen, dass er als Autor gereift ist und eine Menge dazugelernt hat, ohne seinen Wurzeln untreu zu werden. Deshalb darf man gespannt sein, was ihm als nächstes einfallen wird.

 

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240328200313960224cc
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Bluttrinker

Autor: Stephan R. Bellem

Paperback mit Klappbroschur, 435 Seiten

Otherworld, erschienen Januar 2010

Titelbildgestaltung von init Büro f. Gestaltung, Karte von Joseph Koo

ISBN-10: 3800095157

ISBN-13: 978-3800095155

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 27.04.2010, zuletzt aktualisiert: 23.01.2024 18:51, 10375