Böser Engel (Autor: Timothy Carter)
 
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Böser Engel von Timothy Carter

Rezension von Christel Scheja

 

Bereits in „Dämonenhunger“ zelebrierte Timothy Carter den Weltuntergang und machte sich gleichzeitig über religiösen Fanatismus lustig. In seinem zweiten Roman „Böser Engel“ greift der 1972 geborene Autor ein ähnliches Thema mit fast der gleichen Ausgangssituation auf, führt dieses aber in eine ganz andere Richtung.

 

Stuart hat es nicht gerade einfach. Nicht nur, dass sein Vater vor ein paar Monaten gestorben ist und seine Mutter mit der Familie in eine verschlafene Kleinstadt zog, nein die Leute dort sind auch noch extrem religiös und bibeltreu und beeinflussen leider auch seinen kleinen Bruder Chester, der ganz Feuer und Flamme von den Ideen ist. Und nicht zuletzt ist Stuart stockschwul und sich seiner andersgearteten Sexualität voll bewusst.

So folgt ein Unglück dem anderen, als ihn Chester eines Morgens onanierend unter der Dusche findet und eines der Themen in der Sonntagsschule auch noch die Sünde der Wollust und Selbstbefriedigung ist.

Erstaunlicherweise findet Stuart in Father Reedy, dem Priester der Gemeinde, seinen einzigen Verbündeten, denn dieser scheint ihn mehr als gut zu verstehen und erklärt die Bibelstellen, die die erzkonservativen Gläubigen so gerne zitieren ganz anders und viel plausibler.

Doch auch dieser weiß nicht, dass Stuart auch noch ein besonderes Hobby hat – er beschwört regelmäßig einen Dämonen herauf.

Dieser trägt den Namen Von Pyre und steckt ihm eines Tages, dass die vergiftete Atmosphäre in der Gemeinde nicht nur durch den Fanatismus der Leute kommt, sondern auch durch das Wirken gewisser Personen, die auch den Dämonen ein Dorn im Auge sind. Ausgerechnet Gefallene Engel hetzten die Stadtbewohner gegen alle Andersdenkenden auf und bringen sie dazu, diese fast zu lynchen. So ist sehr schnell klar, dass Stuart den Kampf gegen sie aufnehmen will.

 

Zwar gibt es diesmal keinen Weltuntergang und die Sache geht auch für die Helden recht glimpflich aus, aber genau so wie „Dämonenhunger“ ist auch „Böser Engel“ ein anarchistischer Roman dem nichts heilig zu sein scheint.

Wieder werden die Umtriebe erzkonservativer und fundamentalistischer christlicher Sekten durch den Kakao gezogen und veralbert, die Doppelmoral aufgezeigt, die es gerade Jugendlichen nicht leicht macht, mit allem zurecht zu kommen und die Auswüchse, die all zu extremer Glaube haben kann. Dabei bedient er natürlich alle damit zusammenhängenden Klischees, nimmt aber auch diese mit einem Augenzwinkern auf die Schippe.

Die Handlung ist insgesamt ist eher schlicht, dafür aber wie „Dämonenhunger“ mit reichlich Gags und schrägen Einfällen garniert, die stellenweise doch ganz gut unter die Gürtellinie gehen. Dafür wird es nicht ganz so brutal und eklig wie im Vorgänger, da die Dämonen diesmal auf der Seite der Menschen stehen.

 

Alles in allem ist „Böser Engel “ vielleicht tiefschürfendes Buch, sondern eher eine brachiale Parodie mit sehr viel derbem Humor, die sich wieder sehr böse über christlichen Fundamentalismus lustig macht.

 

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 2024042401423205f85c91
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Böser Engel

Autor: Timothy Carter

broschiert, 271 Seiten

Knaur, erschienen Juni 2010

Übersetzung aus dem Englischen von Nicole Friedrich

Titelbild und Innenillustration von Ken Wong

ISBN-10: 342650698X

ISBN-13: 978-3426506981

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 28.06.2010, zuletzt aktualisiert: 23.01.2024 18:51, 10641