Christian Handel war Fantasy und Märchen immer schon zugetan und hat sich seit einigen Jahren darauf verlegt, beides miteinander verknüpfen und dabei auch Variationen bekannter Geschichten mit einzubauen, die heute mehr oder weniger vergessen sind. So präsentiert sich „Brunnengeister“ auf eine ganz andere Art als erwartet.
Prinzessin Lina ist nicht begeistert darüber, dass ihr Vater, der sie sonst schon weniger beachtet hat als ihre Schwestern, sie jetzt auch noch mit dem Prinzen des Nachbarlandes verheiraten willen. Deshalb erinnert sie sich an einen geheimnisvollen alten Brunnen.
Sie kennt die Geschichten, die sich um ihn ranken und schleicht sich in einer finsteren Nacht dort hinunter, nur um die Wunschgeister zu beschwören und ihr Schicksal zu wenden. Aber damit beschwört sie Unheil und Grauen aus der Dunkelheit herauf.
Märchenhaft und verspielt kommt das Setting daher, das nicht viel Erklärung braucht, erinnert es doch an die Bilder, die schon die alten Märchen heraufbeschwören, auch wenn natürlich einiges anders ist, erweisen sich die Prinzessinnen, deren Vater verwitwet ist als sehr eigenwillig, vor allem Malina.
Aus einem wütenden Impuls heraus entschließt sie sich dazu, den Anweisungen in alten Geschichten nachzugehen und einen Wunschgeist herauf zu beschwören, doch es wird schnell deutlich, dass sie dadurch einen Fluch entfesselt hat, wird doch nach und nach das Grauen entfesselt und immer mehr Menschen kommen zu Schaden.
Natürlich versucht die junge Prinzessin ihren Fehler wieder gut zu machen, aber das ist schwieriger als gedacht, zumal nicht alle in ihrem Umfeld es wirklich ehrlich meinen und das ganze noch verschlimmern. Dazu kommen einige nette persönliche Wendungen, die zusätzliche Spannung bringen.
Der Autor konzentriert sich ganz auf das räumlich eingeschränkte Szenario und die darin vorkommenden Personen, die alle mehr oder weniger aus den archetypischen Klischees ausbrechen und teilweise auch sehr interessant weiter entwickeln, gerade die Hauptfigur wird durch die Ereignisse erwachsen und erkennt, wie sie ihr Leben selbst gestalten will.
Der märchenhafte Aspekt kommt atmosphärisch zum Tragen, wenn auch nicht so zuckersüß, wie man es auf den ersten erwarten mag. Zudem sind die „Froschkönig“-Motive kurzweilig und lebendig in die Geschichte eingebunden.
Das ganze ist flott und lebendig geschrieben, nimmt das ein oder andere Klischee auf die Schippe und findet ein für die Geschichte angemessenes Ende, das keine Wünsche offen lässt.
