Brutalität in Stein (DVD)
 
Zurück zur Startseite


  Platzhalter

Brutalität in Stein

Filmkritik von Christel Scheja

 

Rezension:

 

Es ist sattsam bekannt, dass sich die Anführer des Nazi-Regimes nicht nur damit beschäftigten, eine ganze Welt nach ihrem Willen und ihrer seltsamen Ideologie zu gestalten, sondern diesem Größenwahl auch in entsprechenden Bauwerken Ausdruck verliehen.

So sollte eines Tages, wenn der Krieg erst einmal gewonnen war, die historische gewachsene Stadt Berlin ganz verschwinden und durch die von Grund auf neu geplante Hauptstadt „Germania“ ersetzt werden. Noch heute gibt es das ein oder andere Bauwerk, das bereits in den 1930ger Jahren und noch während des Krieges errichtet wurden.

Aber auch an anderer Stelle hinterließ der Nationalsozialismus Spuren, die zwar meistens verfallene Ruinen sind, aber zu einem kleinen Teil noch immer benutzt werden.

 

Autor Michael Kloft geht in seinen Dokumentationen auf der DVD „Brutalität in Stein“ diesen Bauwerken – ob nun ober- oder unterirdisch nach, die Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene oft unter großen Entbehrungen errichten mussten. In den Genuss, benutzt zu werden, kamen die wenigsten von ihnen.

In „Die Bauten der Nazis“ ist der Autor auf einer faszinierenden Spurensuche quer durch Deutschland. Denn nicht alles, was während der Nazizeit errichtet wurde, ist während oder nach dem Krieg zerstört wurden. Teils erlangt er mit Hilfe von Hobbyforschern mit seinem Team Zugang zu den Überresten des Größenwahns, dann wieder unterstützen ihn sogar die Behörden.

Er beginnt in und um Berlin mit der Suche nach den Vermächtnissen des dritten Reiches. Nur wenig ist von „Germania“ übrig geblieben – ein paar unterirdische Tunnel, Testgebäude, durch die festgestellt werden sollte, ob der sandige Boden auch das Gewicht der Monumentalbauten tragen würde und nicht zuletzt die Bunkeranlagen, die es der Regierung ermöglichen sollte, weiter zu regieren und Rüstungsfirmen um weiter Waffen und Munition herzustellen. Dann wieder wurden jüdische Unternehmer enteignet, damit sich die Nazo-Größen in deren Villen feststehen und diese nach ihrem Gusto umgestalten konnten. Eigene Ordensburgen wurden im klassischen Stil errichtet, um Kaderschmieden zu werden, eine künstliche Insel in einem See diente Abschlussanlagen von U-Booten als Teststation.

Dann stehen an einigen Stellen in der Landschaft immer noch die Überreste von Autobahntrassen und Brücken herum, die niemals in Betrieb genommen wurde, manches davon sogar über zehn oder zwanzig Kilometer lang.

Nicht zuletzt gibt es auch heute noch die Hitler-Wohnung in München, die nur wenigen Menschen zugänglich gemacht wird.

„Das unterirdische Reich“ entführt in die riesigen Bunkeranlagen, die in Berlin, Berchtesgaden und an anderen Orten wie dem Eulengebirge in Niederschlesien errichtet wurden, um Hitler und seinen Getreuen Schutz beim Einmarsch der Alliierten zu bieten, denn man rechnete schon irgendwann mit dem Ernstfall.

Aber auch die Produktion von Waffen, Munition und sogar Maschinen wurden unter die Erde verlagert, damit sie sicher vor Bombenangriffen waren. An anderen Produktionsstätten wurden Raketen oder chemische Waffen entwickelt, von denen Spione möglichst nicht erfahren sollten, wie etwa das Giftgas Sarin, das weder zu riechen noch zu schmecken war, aber die Menschen bei lebendigem Leibe ´schon nach ein paar Minuten ersticken ließ.

Die Dokumentation zeigt, wie minutiös und geplant, die Stollen und Kavernen durch die Erde getrieben wurden und macht immer wieder deutlich durch wen die eigentlich entstanden. Vieles davon steht heute leer, nur ein gut ausgebauter Komplex wird heute auch noch durch die Bundeswehr benutzt.

 

Eines muss man den „Spiegel-TV“-Reportagen lassen: Sie sind unterhaltsam gemacht und bieten eine Menge an Informationen. Ob diese immer so stimmen, steht zwar auf einem anderen Blatt, das ist aber für den Laien nicht unbedingt erkennbar. Alles in allem wirken sie aber realistisch, wenn auch manches medienwirksam zur Schau gestellt wird.

Der Autor und sein Team besuchen dabei nicht nur die einzelnen Stätten in ihrem heutigen Zustand, es gibt auch immer wieder Filmausschnitte aus der Nazizeit, die teilweise nicht einmal veröffentlicht wurden, weil sie zum Beispiel aus dem Privatbesitz der Familie Goebbels stammten. Andere wieder zeigen mit schonungsloser Deutlichkeit die Skrupellosigkeit der Nazis.

Neben den Bildern von abgemagerten Gefangenen und kranken Zwangsarbeitern gibt es auch Filmaufnahmen von Experimenten mit Giftgas an Affen und Katzen. Andere wieder sind Propaganda-Material, die aber sehr schön zeigen, wie Germania und andere bedeutsame Stätten Nazideutschland einmal geplant gewesen waren.

Heute ist vieles davon zerfallen, und darf nur noch mit Sondergenehmigung betreten werden. Gerade die Bunker sind nur selten verfüllt worden, da dies zu viel Geld gekostet hätte. Einige wenige werden als nicht für die Öffentlichkeit zugängliches Mahnmal des Wahnsinns im dritten Reich erhalten, während andere Bauwerke sogar noch genutzt werden – wenn auch nicht so, wie die Architekten es einst geplant hatten.

Extras gibt es auf der DVD keine, dafür ist sie randvoll mit den beiden jeweils ca. eineinhalb Stunden langen Filmen gefüllt. Bild und Ton sind ausgezeichnet, auch die historischen Dokumente sind trotz des Alters von erstaunlicher guter Qualität.

 

 

Fazit:

 

Alles in allen bietet „Brutalität in Stein“ einen interessanten Einblick in die hochfliegenden und umfassenden Pläne der Nazis, für die viele Tausende von Menschen ihr Leben lassen mussten.

Die Dokumentationen sind fesselnd und unterhaltsam geschnitten, bieten aber auch einiges an Informationen, die früher Laien so nicht zugänglich waren. Und sie beweisen auch ohne Schreckensbilder aus Konzentrations- und Massenvernichtungslagern, welchem Größenwahn sich die Machthaber hingegeben haben.

Nach oben

Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 202404200600070627ee63
Platzhalter

DVD:

Brutalität in Stein

„Die Bauten der Nazis“ (Deutschland 2002) und „Das unterirdische Reich“ (Deutschland 2004)

Reihe: Spiegel-TV DVD-Edition

Buch: Michael Kloft & Michael Foedrowitz

Redaktion: Bernd Jacobs

Bildformat: 4:3 (Vollbild)

Ton: Deutsch (DD 2.0)

Spieldauer: ca. 183 min (2 Filme a ca. 90 min)

Umfang: 1 DVD

FSK: 12

Polyband & Toppic Video/WVG, 27. Februar 2009

 

ASIN: B001O7H93E

 

Erhältlich bei: Amazon


Platzhalter
Platzhalter
Erstellt: 13.03.2009, zuletzt aktualisiert: 08.03.2024 12:15, 8416