Buchland (Autor: Markus Walther)
 
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Buchland von Markus Walther

Rezension von Ingo Gatzer

 

Herr Plana betreibt das „Buchland“, das sich von den herkömmlichen Antiquariaten ein wenig unterscheidet – etwa wegen des unerschöpflichen Büchervorrats oder den seltsamen Besuchern, die irgendwie vertraut wirken. Als sich die arbeitslose Buchhändlerin Beatrice Liber bei ihm um eine Anstellung bewirbt und den Job erhält, zeigt er ihr nach und nach die Geheimnisse des Buchlandes, um sie zu einem wichtigen Schritt zu bewegen. Doch Beatrice ist von ihrem alkoholkranken Mann und einem nicht verschwundenen Schicksalsschlag zu sehr gefangen genommen, um den Wunsch des alten Mannes zu entsprechen. Plana kämpft dennoch für seine Bücher und das Buchland. Doch dann mischt sich der Tod ein.

 

Markus Walther wählt für sein Werk ein fantastisches, fast märchenhaftes Setting. Dabei gefallen vor allem seine – mal skurrilen, mal poetischen und immer wieder zum Schmunzeln anregenden – Ideen bezüglich der Gestaltung seines „Buchlands“ und der auftretenden Figuren. Am überzeugendsten ist das Buch dann, wenn die Fiktion – oft mit einem erkennbaren Augenzwinkern des Autors – durchbrochen und die Artifizialität des Kunstwerks ironisch angedeutet wird. Das passiert etwa, wenn Herr Plana, der die Handlung dem Leser zum größten Teil als Ich-Erzähler vermittelt, sich selbst als Protagonist einer unbedeutenderen Geschichte als Michael Endes „Die unendliche Geschichte“ beschreibt. Überhaupt enthält „Buchland“ eine Fülle an intertextuellen Verweisen auf andere Bücher und Autoren, die bei der Lektüre amüsant sind. Zudem sind Planas Reflexionen rund um die Themen Bücher, Buchmarkt, Lesen und Schreiben lesenswert, auch wenn man nicht alle von ihnen teilen muss. Oft wirken sie wie eine Liebeserklärung an die Literatur selbst. Sehr ansprechend sind auch die Anmerkungen am Ende des Buches („Die Notizen des Auktorials“). Hier erklärt der Autor mit leichter Hand einige Termini und informiert über Figuren. Dabei beweist er sein Talent für das Komische, das schon in der eigentlichen Geschichte immer wieder durchscheint.

 

Kleinere Schwächen offenbaren sich hingegen bei der Charaktergestaltung. Die Figuren wirken teilweise recht holzschnittartig und nicht wirklich lebensecht. Das ist bei dem mysteriösen Herrn Plana kein Problem. Aber gerade Beatrice und ihr Mann sind zu klischeehaft und wenig lebensecht dargestellt – etwa was ihre Reaktionen auf jenen großen Schicksalsschlag angeht. Auch überzeugt die implizite Prämisse, die für das Ende der Geschichte entscheidend ist – man könnte sie mit ´Trauer hindert am Schreiben` paraphrasieren – nicht, wenn man einen Blick in die Literaturgeschichte wirft. Dadurch wirkt der Schluss, bei dem etwas Potenzial bei der finalen Auseinandersetzung verschwendet scheint, etwas konstruiert.

 

„Buchland“ ist wegen einiger toller Einfälle, seiner Poetizität und dem Spiel mit der eigenen Fiktionalität ein unterhaltsames und lesenswertes Buch. Diese Vorzüge machen Schwachpunkte beim Figurendesign und dem Ende mehr als wett.

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Buch

Buchland

Autor: Markus Walther

Taschenbuch, 244 Seiten

Acabus Verlag, 18. März 2013

Cover: Petra Rudolf

 

ISBN-10: 3862821862

ISBN-13: 978-3862821860

 

Erhältlich bei: Amazon

 

Kindle-ASIN: B00C2N7UPQ

 

Erhältlich bei: Amazon Kindle-Edition

 


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Erstellt: 01.12.2013, zuletzt aktualisiert: 23.01.2024 18:51, 13331