Cartagena – Die Goldinsel (Brettspiel)
 
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Cartagena – Die Goldinsel

Rezension von Björn Backes

 

Rüdiger Dorns Rückkehr nach Cartagena war eigentlich nur eine Frage der Zeit: Bereits die ersten beiden Titel der beliebten Serie wurden in Kritiker- und Spielerkreisen entsprechend gewürdigt, und da das Spielpotenzial immer noch erweiterbar bzw. auch noch nicht gänzlich ausgeschöpft schien, war die Vorankündigung im vergangenen Jahr eher weniger überraschend. Allerdings ist „Die Goldinsel“ nicht mehr ganz so Taktik-betont wie seine beiden Vorgänger. Man kann seine Geschicke nur noch bedingt selbst beeinflussen und wird vom Tempo des Spiels stellenweise recht deutlich gelenkt. Ob Teil drei daher dennoch so überzeugend ausfällt wie die bereits etablierten Titel der Serie?

 

 

Spielziel:

 

Auf der Goldinsel von Cartagena wurde einst ein schwerer Schatz versteckt, der nur darauf wartet, von einem der 2-4 Spieler erobert zu werden. Allerdings gilt es hierzu erst einmal herauszufinden, auf welcher der insgesamt 12 Inseln sich dieser Schatz nun verbirgt. Also zieht man die Schatzkarten zurate, die all diejenigen Inseln zeigen, die nicht in Frage kommen, schränkt somit die Versteckmöglichkeiten immer deutlicher ein und versucht, bei einer seiner Ausgrabungen nun tatsächlich auch auf den Schatz zu treffen. Wem es nämlich nicht gelingen sollte, auf der Insel ein Buddelrecht einzuholen, auf dem sich der Schatz befindet, wird am Ende leer ausgehen – ganz gleich wie viele Schätze er auf den anderen 11 Inseln hat einheimsen können.

Ziel des Spiels ist es folglich, einerseits ein Gespür dafür zu haben, wo sich die Goldinsel nun befindet, andererseits aber auch auf den anderen Inseln genügend Anteile der übrigen Schätze abzubekommen, dass man am Ende über den größten Goldvorrat verfügt. Derjenige nämlich, der die besten Ergebnisse beim Buddeln erzielt und das meiste Gold einstreicht, gewinnt in „Cartagena – Die Goldinsel“.

 

 

Aufmachung:

 

Spielfreudige, die bereits erste Erfahrungen mit einem der älteren „Cartagena“-Titel machen durften, werden sich auch bei der neuesten Episode der verspielten Piraterie sehr schnell zurechtfinden. Das Spielfeld ist wieder recht bunt gestaltet, die Materialien wiederum bieten eine ausgewogene Balance aus schicker Optik und robuster Aufarbeitung und auch die Spielübersicht ist gewohnt gut. Schade ist lediglich, dass das Spielbrett visuell nicht ganz so ansprechend gestaltet wurde: Während das Piratennest die abenteuerliche Atmosphäre noch sehr schön unterlegt, sind die Inselwelten ein wenig lieblos aufgemacht. Davon abgesehen bleibt das Spiel den Grundsätzen der Reihe treu und besticht vor allem mit einer guten Übersicht.

 

 

Spielregeln:

 

Die Spielregeln gliedern sich in zwei separate Teile, einmal die eigentliche Hauptregel sowie ein Beiblatt mit der Übersicht über den Spielaufbau. Und dieser Aspekt erweist sich gerade vor dem ersten Spiel als wertvoll, da sich ein Spieler nun mit dem Regelwerk befassen kann, während ein weiterer sich schon einmal mit der Verteilung der Spielmaterialien und der Präparierung des Spielbretts befassen kann – sicher eine Idee, die man weiter verfolgen sollte.

Dem entgegen ist das vierseitige Hauptregelwerk ein wenig umständlich beschrieben. Die Spielzüge sind zwar transparent dargestellt, doch wann und vor allem wie man die speziellen Eigenschaften seiner Karten nutzen kann, wird erst beim Spielen und erneutem Nachschlagen so richtig klar. Die Kartenfunktionen hätte man dementsprechend vielleicht besser noch einmal detaillierter beschrieben. Aber auch die Aufteilung scheint ein wenig ungünstig, so dass der Einstieg in „Die Goldinse“ umständlicher als nötig ausfällt.

 

 

Spielverlauf:

 

„Cartagena – Die Goldinsel“ besteht aus zwei unterschiedlichen Spielebenen, die man entweder mit seinem Schiff oder doch an Land mit dem Kapitän abgrast. Die Landseite markiert dabei das Piratennest, welches durch einen Kreisgang mit unterschiedlichen Optionsfeldern gezeichnet ist. Hier werden nun abhängig von der Spielerzahl Piraten in vier verschiedenen Farben platziert. Auch die Buddelrechts-Genehmigungen aller Spieler werden hier als Vorrat aufbewahrt. Lediglich das Buddelrecht mit dem höchsten Wert (7) wird separat auf einer anderen Insel aufbewahrt. Bevor die Inseln nun präpariert werden, sucht man eine der Schatzkarten heraus und wählt den darauf abgebildeten Standort – natürlich verdeckt – als den Standort der Goldinsel. Alle anderen Schatzkarten werden in einem Nachziehstapel aufbewahrt, von dem sich nun jeder Spieler eine Karte nimmt. Die darauf abgebildete Insel kann er somit schon einmal als potenzielle Goldinsel ausschließen.

 

Des Weiteren werden die Schatztruhen-Plättchen nun verdeckt auf die Inseln verteilt. Hierauf sind verschiedene Goldwerte abgebildet, die man genau dann einheimst, wenn man am Ende des Spiels das höchste Buddelrecht auf der jeweiligen Insel abgelegt hat. Als Letztes nehmen die Spieler ihr Startmaterial auf die Hand: Jeder zieht eines der Buddelrechte, sein Schiff und die Kapitänsfigur der entsprechenden Farbe. Anschließend nimmt er die 16 Piratenkarten seiner Farbe, mischt sie durch und nimmt die obersten vier auf die Hand. Ist dies geschehen, beginnt das Spiel mit dem jüngsten Spieler.

 

Der Spieler, der nun an der Reihe ist, folgt einem strikten Ablaufsplan, der sich in drei Abschnitte gliedert:

 

Zu Beginn überlegt er, ob er zunächst im Piratennest aktiv werden oder doch schon in See stechen möchte. Da es jedoch nötig ist, Buddelrechte auf die Inseln zu bringen und man nur dort unterkommen kann, sobald man einen Piraten in einer bestimmten Farbe mit auf sein Schiff nimmt, empfiehlt es sich, erst einmal das ‚Lager’ mit Buddelrechten und Piraten zu bestücken. Ganz egal wie man sich letztendlich entscheidet, verwendet man nun eine seiner Handkarten für die Bewegung von Kapitän oder Schiff. Dort steht abgebildet, wie viele Schritte man die Figur bewegen darf, wobei kein einzelner Schritt verfallen darf. Diese Bewegung ist im Übrigen verpflichtend und die einzige Muss-Aktion im aktiven Spiel. Anschließend besteht die Option, eine weitere Karte auszuspielen und die Eigenschaft dieser Karte zu nutzen. Nun kann man beispielsweise Schatzkarten der Gegner stehlen und sich somit weitere Informationen über den Verbleib des Goldschatzes verschaffen. Aber auch um einen Pirat samt Buddelrechten auf eine Insel zu befördern oder ihn später wieder dort einzufangen, ist der Einsatz einer Karte notwendig. Und wer sich dafür interessiert, welche Werte sich unter den Schatztruhen-Plättchen befinden, kommt um diese Bonusaktion ebenfalls nicht herum. Auch im Piratennest sind Zusatzaktionen möglich, um Buddelrechte, Piraten oder auch neue Schatzkartenteile zu bekommen.

Sobald nun eine Figur gezogen und optional eine weitere Aktion gespielt wurde, endet der Spielzug damit, dass die Kartenhand wieder auf vier Karten aufgefüllt wird.

 

Im weiteren Verlauf wird man nun öfter zwischen Aktionen zu Schiff und an Land wechseln müssen, da man beispielsweise nur drei Piraten gleichzeitig in Besitz haben darf, und man somit gezwungen ist, anderweitig neue Piraten ‚einzusammeln’. Aber auch wegen er Buddelrechte wird man noch einmal zurückkehren müssen, da man nach Möglichkeit sechs dieser Genehmigungen auf die Inseln verteilen muss.

 

Weitere Besonderheiten stellen die Vulkaninseln auf dem Spielplan dar. Sie beherbergen besondere Materialien, die für den Sieg beinahe unabdingbar sind, so zum Beispiel die Budelrechte mit dem Wert 7. Auf der zweiten Vulkaninsel hingegen liegen vier Relikte aus, die den Spielern besondere Fähigkeiten zugestehen. Darunter fällt die Erweiterung der Kartenhand auf 5 Karten, die Option eines zusätzlichen Schrittes beim Zug, oder aber das Austauschen von Handkarten vor dem eigentlichen Zug. Außerdem ermöglicht eine dieser Karten, auf jede Insel einen Pirat einer beliebigen Farbe zu platzieren, das heißt man muss sich nicht mehr nach den jeweiligen Vorgaben richten. Und da die Karten eben besonders wertvoll sind, darf man auch nur eine von ihnen besitzen, sie am Ende bei der Wertung aber auch wieder in Gold umsetzen.

 

So reist man also, vom Land zu den Inseln, wieder zurück zum Leuchtturm im Hafen, aber nie parallel. Wer nämlich mit seinem Schiff auf hoher See ist, kann seinen Kapitän im nächsten Zug nicht mehr bewegen. Erst wenn das Schiff wieder an Land ist, darf der Kapitän wieder bewegt werden – was das Spiel natürlich wieder recht strategisch macht.

 

Das Spiel ist nun in der Runde zu Ende, in der ein Spieler sein sechstes Buddelrecht platziert hat. Die Runde wird noch beendet, anschließend folgt die Wertung. Als erstes wird nun aufgedeckt, welche der Inseln die Goldinsel ist. All diejenigen Spieler, die hier kein Buddelrecht untergebracht haben, scheiden für die Wertung bereits aus und können nicht mehr gewinnen. Auf den anderen Inseln werden nun weitere Goldgewinne ermittelt. Der Spieler mit dem jeweils höchsten Buddelrecht erhält das Schatzkärtchen mit dem darauf befindlichen Goldwert. Der Zweitplatzierte bekommt diesen Goldwert um eins subtrahiert, usw. Die addierten Punkte werden nun mit den Relikten verrechnet und verglichen. Wer am besten abschneidet, gewinnt.

 

 

Spielspaß:

 

Da man im dritten Kapitel der „Cartagena“-Reihe ein wenig davon abhängig ist, wie die Schatztruhen zu Beginn des Spiels angeordnet ist, also auch ein ganzes Stückweit das Glück über den Verlauf entscheidet, werden echte Strategen womöglich von „Die Goldinsel“ ein wenig enttäuscht sein. Man kann zwar groben Einfluss darauf nehmen, bei der Bestimmung der Goldinsel vorab konkretere Ergebnisse zu erzielen, jedoch sollte man auch hierauf nicht zu viel Zeit verschwenden, da die sechs Buddelrechte der anderen Spieler flugs positioniert sind und man so mit schnell ins Hintertreffen gerät. Andererseits muss man eigentlich schon ziemlich hoch pokern, um ein gutes Tempo vorzulegen, denn je stärker man sich darauf konzentriert, die Inselkarten zu durchforsten und diejenigen der anderen zu stehlen, desto mehr gerät man beim aktiven Treiben unter Zugzwang – ganz zu schweigen von den schwindenden Möglichkeiten, die einzelnen Schatztruhen vorab einzusehen und zu entscheiden, welche Inseln nun wirklich lukrativ sind.

 

Dies mag zwar bedeuten, dass recht viele Wege zum Sieg führen können, letztendlich aber entscheiden wird, wer beim Verteilen der Buddelrechte das glücklichere Händchen hat. Hier und dort verbergen sich zwar dennoch einzelne strategische Inhalte, wie etwa in der Bestückung der Schiffe und natürlich auch in der Anordnung der eigenen Prioritäten, aber insgesamt spielt das Glück hier eine wesentlichere Rolle als bisher an dieser Stelle gewohnt – und gerade dieser Umstand schmälert der eigentlichen Spaß dann doch um einige Prozentpunkte.

 

 

Fazit:

 

Entgegen aller Kritiken bleibt aber trotzdem festzuhalten, dass: „Die Goldinsel“ ein durchaus nettes Spielchen für zwischendurch geworden ist, welches vor allem mit seinem hohen Tempo und der äußerst lebendigen Interaktion in allen Spielzügen überzeugen kann. Auch der vielfältige Aufbau und die Individualität einer jeden Partie sind nicht zu unterschätzende Reize, die „Cartagena – Die Goldinsel“ trotz allem zu einem empfehlenswerten Spiel machen – auch wenn es wahrscheinlich nicht der beste Titel dieser Serie ist.

 

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 2024041818493614dd9560
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Brettspiel:

Cartagena – Die Goldinsel

Winning Moves, März 2008

Autor: Rüdiger Dorn

Spielerzahl: 2 bis 4

Spieldauer: ca. 40 Minuten

Mindestalter: ab 10 Jahre

ASIN: B001381O7G

Erhältlich bei: Amazon

Weitere Infos:


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Erstellt: 12.04.2008, zuletzt aktualisiert: 16.02.2018 17:50, 6271