Caylus (Brettspiel)
 
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Caylus

Rezension von Marcus Krug

 

Sonderpreis komplexes Spiel (Spiel des Jahres 2006), 1. Platz beim deutschen Spiele Preis 2006, Gewinner des International Gamers Award 2006 und Elu Tric Trac d'r 2005. Selten sieht man ein Spiel mit derart vielen Preisen. Caylus galt in der Spieleszene als DAS Spiel des Jahrgangs 05/06. Doch für wen ist Caylus gedacht? Hat nur der Extremspieler seine Freude daran oder ist es auch etwas für den Gelegenheitsspieler?

 

Aufmachung

Caylus ist für ein derart komplexes Spiel sehr farbenfroh gestaltet und wirkt dabei für manchen etwas „selbst gemacht“. Das Material ist jedoch durchweg hochwertig und vollständig aus Holz. Die Plättchen für die Gebäude sind stabil und ebenso das Spielbrett. Caylus lässt damit keinen Raum für Beschwerden.

 

 

Verständlichkeit der Spielregeln

Dank der Überarbeitung und der beiliegenden Kurzregel ist Caylus mittlerweile gut verständlich und einigermaßen schnell erlernbar. Dennoch sollte man sich für die Regeln etwa eine halbe Stunde Zeit nehmen, denn Caylus ist wirklich kein Leichtgewicht und Details werden leicht übersehen.

 

Spielziel

Aufgabe bei Caylus ist es, am Bau der Burg und der angrenzend entstehenden Stadt mitzuwirken. Dadurch kann man Prestigepunkte erwerben, die am Ende den Sieger bestimmen.

 

Spielvorbereitung

Spielbrett auslegen, die Startgebäude mischen und ebenfalls auslegen, Spielerfarben zuweisen, Startkapital und Spielmarker in den verschiedenen Bereichen verteilen, die restlichen Gebäude nach Farben sortiert an die Seite legen, los geht es. Alles in Allem dürfte die Vorbereitung keine 5 Minuten in Anspruch nehmen.

 

Spielablauf

Caylus ist in 7 Spielphasen unterteilt.

 

Phase 1: Einkommen

Hier bekommt jeder Spieler grundsätzlich 2 Denar sowie weiteres Geld für einige bereits gebaute Gebäude.

 

Phase 2: Einsetzen der Arbeiter

Dies ist die eigentliche Kernphase von Caylus. Denn innerhalb des Spiels kann man nichts machen, wenn man nicht vorher einen Arbeiter in das entsprechende Gebäude oder Feld gesetzt hat. Hier werden die taktischen Entscheidungen getroffen.

 

Den Spielern stehen hier verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung:

1. Einen Arbeiter auf ein freies Gebäude setzen. Hier kann dann in der nächsten Phase eine Aktion ausgeführt werden, z.B. bekommt man etwa einen bestimmten Rohstoff.

2. Alternativ kann man einen Arbeiter auf die Warteleiste vor dem Schloss platzieren, um dann dort am Schloss mitzubauen.

3. Zuletzt ist es dem Spieler jederzeit möglich zu passen, wobei der erste Spieler, der aussteigt, ein Gold erhält. Um zu passen, setzt der Spieler seinen Spielstein auf das entsprechende Feld der Brücke. Danach kann dieser Spieler keine weiteren Arbeiter mehr einsetzen.

Für die Alternativen 1 und 2 muss der Spieler mit Denar bezahlen. Am Anfang zahlt man einen Denar. Mit jedem Spieler der aussteigt, erhöht sich diese Zahl um eins.

Setzt ein Spieler seinen Arbeiter auf das Gebäude eines Mitspielers, bekommt dieser sofort einen Prestigepunkt.

 

Phase 3: Aktivierung der Spezialgebäude

Auf dem Spielbrett sind einige Spezialgebäude aufgedruckt, die den Spielern immer zur Verfügung stehen, um dort einen Arbeiter zu platzieren. Mit diesen kann man zusätzliches Geld beziehen, die Spielerreihenfolge beeinflussen oder direkt eine Gunst des Königs erwerben (dazu später mehr). Darüber hinaus kann auf die 4. Phase, das Versetzen des Vogtes eingewirkt werden, was für den Spielverlauf oft besonders relevant sein kann.

 

Phase 4: Versetzen des Vogtes

Auf dem Spielbrett befinden sich 2 weiße Spielsteine, der Vogt und der Seneschall. Während der Seneschall eine Art Rundenanzeiger und Timer ist, der, wenn er einen bestimmten Punkt erreicht, das Spiel beendet, kommt dem Vogt eine deutlich interessantere Rolle zu. Die Gebäude bei Caylus, die ja alle Handlungen im Spiel erst ermöglichen, sind wie an einer Perlenkette aufgereiht. Die genannten Spielfiguren wandern im Verlauf des Spieles an dieser Kette entlang. In der 5. Phase werden die Aktionen der einzelnen Gebäude der Reihe nach aktiviert, jedoch nur bis zu dem Gebäude, auf dem der Vogt gerade sitzt. Alle danach kommenden Gebäude werden in der laufenden Runde ignoriert. Daher ist es besonders wichtig darauf zu achten, wo der Vogt sitzt. Gleichzeitig bestimmt der Vogt auch, wie weit der Seneschall weiterzieht und damit, wie lange das Spiel insgesamt dauert.

In Phase 4 kann der Vogt nun der Reihe nach von jedem Spieler um bis zu drei Felder (für ein Denar pro Feld) verschoben werden.

 

Phase 5: Aktivierung der Gebäude

Nachdem in Phase 3 die wichtigsten strategischen Entscheidungen getroffen wurden, werden diese nun auch umgesetzt. Mittels der Gebäude erwerben die Spieler insbesondere Rohstoffe, die sie in anderen Gebäuden dazu nutzen können wieder neue Gebäude zu bauen, Geld zu erlangen, dieses in Rohstoffe zu tauschen, oder auch umgekehrt, usw. Wichtig ist hier stets auf die Reihenfolge zu achten, denn es bringt einem nichts, wenn man das benötigte Holz erst später in der Abfolge der Gebäude bekommt, es aber schon zu Anfang braucht. Die vielfältigen Möglichkeiten und Kombinationen der Gebäude machen einen Großteil der taktischen Möglichkeiten von Caylus aus.

 

Neben den Gebäuden, die Umwandlung der Spielressourcen bzw. das Erlangen von Rohstoffen ermöglichen, kann man auch sog. Prestigegebäude bauen, die, abgesehen davon, dass sie sofort Prestigepunkte bringen, keinen weiteren Zweck erfüllen.

 

Phase 6: Schlossbau

Wer zuvor einen Arbeiter auf das Wartefeld vor dem Schloss platziert hat, kann nun Rohstoffe einsetzen, um am Schloss mitzubauen. Dabei ist das Schloss in drei Bereiche unterteilt. Immer wenn ein Bereich ausgebaut ist oder der Seneschall einen bestimmten Punkt auf dem Spielfeld überschritten hat, wird am nächsten Bereich weitergebaut. Ist der dritte Bereich fertig endet das Spiel. Baut man an einem bestimmten Bereich nicht mit, bekommt man Minuspunkte. Sonst bekommt man Prestigepunkte und Günste des Königs.

 

Günste des Königs:

Diese können entweder direkt über das entsprechende Gebäude oder durch Mitbauen am Schloss erworben werden. Oben rechts auf dem Spielbrett sind entsprechende Leisten, die die Spieler entlang ziehen, um weiteres Gold, Prestigepunkte, vergünstigte Gebäude oder andere Vorteile zu erwerben.

 

Phase 7: Ende der Spielrunde

Hier wird der Seneschall weiter gezogen und geprüft, ob dadurch der Bau an einem Teil des Schlosses beendet wird. In diesem Fall kommt es zur Wertung des entsprechenden Bereiches. Die Spieler bekommen, wenn der Bereich nicht schon gewertet wurde, weil er voll war, zusätzliche Günste des Königs oder Minuspunkte, weil sie nicht mitgebaut haben.

 

Spielende

Das Spiel endet, wenn der dritte Bereich des Schlosses fertig gestellt wurde oder wenn der Seneschall den entsprechenden Wertungspunkt überschritten hat.

 

Die Spieler erhalten nun noch einmal Prestigepunkte nach folgendem Schlüssel:

1 Punkt für je 4 Denar

1 Punkt für je 3 verschiedene Rohstoffe

3 Punkte für jedes Gold

 

Fazit:

 

Caylus ist ein Spiel, das in Hinblick auf sein Komplexitätslevel sicher unter den Top-Ten der aktuellen Spiele einzuordnen ist. Damit sind insbesondere Spieler angesprochen, denen „Puerto Rico“, „Maestro Leonardo“ oder ähnliche Spiele zusagen. Das letzten Herbst in Essen erschienene „Säulen der Erde“ wird von vielen als kleiner Bruder von Caylus verstanden, wobei es einen deutlich höheren Glücksfaktor bietet. Dies ist in anbetracht des, bis auf die Startaufstellung, schlicht nicht vorhandenen Glücksfaktors bei Caylus aber auch kein Wunder. Mit diesem Minimum an Glück, der komplexen Verzahnung der Spielmechanismen und den mannigfaltigen Möglichkeiten Siegpunkte zu erlangen, wendet sich Caylus an diejenigen, die während einer Spielrunde nicht von Zufällen überrascht werden wollen, die aber auch bereit sind zu arbeiten. Denn bei Calyus ist Kopfarbeit gefragt und das fast permanent. Damit ist Caylus aber einigen Wenigspielern, denen ich es vorgestellt habe, schlicht zu anstrengend und auch zu trocken. Will man sich bei einem Brettspiel entspannen, dann ist Caylus sicher die falsche Wahl, denn kleine Fehler und Unachtsamkeiten werden eigentlich immer bestraft und können nur schwer ausgegelichen werden. Wem diese Art Denksport nicht liegt, der ist demnach mit anderen Spielen, wie etwa dem genannten "Die Säulen der Erde" besser beraten. Es ist nicht immer leicht die Konzentration, eine erste Partie kann mit Erklärung auch mehr als 180 Minuten dauern, so lange aufrecht zu halten.

Wer jedoch andere Spiele nicht komplex genug findet oder die Herausforderung sucht, kann bedenkenlos zugreifen, denn Caylus ist wirklich so gut, wie es die Preise vermuten lassen. Es bietet eine ausufernd große Zahl an Siegstrategien und Möglichkeiten Punkte zu sammeln. Die Verzahnung der einzelnen Mechanismen ist gut gelungen und das gesamte Spiel wirkt sehr "rund".

In Sachen Langzeitspaß sei noch Folgendes angemerkt: Wem Caylus nach einigen Runden langweilig erscheint, hat die wahre Tiefe des Spiels oft noch nicht erkannt und sollte einmal eine völlig andere Strategie ausprobieren. Man kann z.B. auch gewinnen, indem man Unmengen Gold ansammelt und dies erst nach Ende des Spiels in Siegpunkte umtauscht. Einfach mal ausprobieren.

 

Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 2024042514460814eca7cf
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Caylus

Verlag: Ystari

Vertrieb: Huch & Friends

Spielerzahl: 2-5

Spielbar ab: 12 Jahren

Spielzeit: 60 - 150 Minuten

Erhältlich bei: Amazon

 

<Typolist>1 Spielregel

1 Spielplan

1 Seneschall (weißer Zylinder) und 1 Vogt (weiße Scheibe)

30 Münzen mit dem Wert 1 Denar und 10 Münzen mit dem Wert 5 Denar

30 Arbeiter (je 6 Zylinder in den Farben Blau, Rot, Grün, Orange und Schwarz)

ca. 100 Häuser in 5 Farben (Blau, Rot, Grün, Orange, Schwarz)

35 Markierungsscheiben (7 pro Farbe Blau, Rot, Grün, Orange und Schwarz)

ca. 140 Rohstoffe in 5 Farben (Rosa, Violett, Braun, Grau, Gelb)

40 Gebäudeplättchen (6 neutrale, 8 Holz- und 9 Steingebäude, 8 Wohnhäuser, 9 Prestigegebäude)</typolist>


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Erstellt: 02.03.2007, zuletzt aktualisiert: 16.02.2018 17:50, 3533