Chez Goth (Kartenspiel)
 
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Chez Goth (Kartenspiel)

Rezension von Thomas Pichler

 

Nach Chez Geek und Chez Geek 2: Block Party war es nur eine Frage der Zeit, bis Pegasus auch einen Ableger der Kartenspielserie um schräge WGs von Steve Jackson Games für das deutschsprachige Publikum aufbereitet. Und hier sind sie: Die Gothic-WGler von Chez Goth. Der Übersetzung muss ich dabei wieder ein Kompliment aussprechen – auf Pegasus ist eben verlass.

 

Das Spielziel ist das Gleiche wie beim Original: Es gilt, als Erster das vom eigenen (nach wie vor lausigen, aber diesmal Goth-tauglichen) Job vorgegebene Ziel an Slack-Punkten zu erfüllen. Natürlich ändert sich mit dem Goth-Thema ein wenig, mit welcherlei Karten man Slack-Punkte auf dem eigenen Zimmer ansammelt ansammelt – die Personen sind deprimierender (allen voran natürlich „Depri-Goth“), die Dinge haben viel mehr Tiefgang (wie etwa „Die gesammelten und ziemlich gewichtigen Werke von Egar Allen Poe“… oder das obligatorische „Ankh“) und die Aktivitäten sind ehrlich wesentlich düsterer (so etwa ein „Schäferstündchen am Friedhof“).

 

Die wichtigste Neuerung gegenüber dem Original ist natürlich, dass alles viel emotionaler zur Sache geht: Ein guter Goth lässt keine Gelegenheit aus ordentlich zum „Jammern“, versucht sich im möglichst tiefsinnigen „Gedichte schreiben“ und vergießt überhaupt Herzblut, wo es nur geht – immerhin ebnet nur wahres Unglück den Weg zum Glück. Die beiden erwähnten Karten und etliche andere erlauben es, Herzblut-Marken zu sammeln; jede Herzblut-Marke zählt dabei als ein Slack-Punkt. Geteiltes Leid ist sprichwörtlich halbes Leid, ungeteiltes Leid aber macht einfach nichts her – mit anderen Worten, wenn man keine Personen in seinem Zimmer hat, denen man sein Leid klagen kann, geht es im Ausmaß von einer Herzblut-Marke pro Runde vorüber.

 

Illustriert wurde das Spiel wie bei der Serie üblich von John Kovalic, womit eigentlich alles gesagt ist. Um es trotzdem etwas ausführlicher zu machen: Eher schlichte, teils sehr schräge und in der Regel hervorragend zum Thema respektive der einzelnen Karte passende Cartoons machen das Spielerlebnis so richtig positiv deprimierend. Ob das was Gutes ist oder nicht, liegt im Endeffekt daran, ob man Kovalic mag oder nicht.

 

Wie schon beim Grundset des Originals werden herstellerseitig 2-5 Spieler vorgeschlagen. Dass zwei Leute noch keine all zu lebhafte WG ergeben, dürfte jedem klar sein; nicht ganz so offensichtlich ist wohl, dass sich mit etwas gutem Willen auch das halbe Dutzend voll machen lässt. Das gilt natürlich nur, wenn Chez Goth allein gespielt wird.

 

Man kann das Spiel natürlich auch mit dem Original Chez Geek (und eventuell dessen Erweiterung) kombinieren. Dann können – und sollten nach Möglichkeit - mehr Leute mitspielen. Allerdings wird alles ein klein wenig komplizierter, da ja manche Spieler Goth-Jobs haben werden, während andere ganz normal (oder zumindest normaler) sind. Nur Goths vergießen Herzblut (oder zumindest stehen nur sie drauf), und ein Jobwechsel könnte auch einen Lifestyle-Wechsel mit sich bringen. Davon abgesehen bietet es sich an, diverse Hausregeln festzulegen und/oder darüber zu streiten – wieso sollte die „Tussi von Nebenan“ Nicht-Goths stören? Darf ein „Pornoladenfuzzy“ einen Hund halten? Und überhaupt, wer ist auf die Idee gekommen, die Sets zu kombinieren, obwohl sogar die Regeln sagen, man sollte sich solche Details selbst ausmachen!?

 

Fazit:

Chez Goth ist bestens geeignet für all jene, die Nicht-Goths sind oder es noch werden wollen, aber auch alle, die eine Chance brauchen, Herzblut zu vergießen, weil dieses Spiel sie nicht ernst nimmt und sich über sie lustig macht – besonders, wenn sie Sinn für Humor haben.

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240329164552e323d60d
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Chez Goth (Kartenspiel)

Spieldesign: John Darbro

Illustrationen: John Covalic

Goth-Variante: Steve Jackson

Spielerzahl: 2 bis 5

Inhalt: 112 Karten, Herzblut-Marker und Regeln.

Verlag: Pegasus

Erschienen: September 2006

ISBN: 3937826432

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 29.12.2006, zuletzt aktualisiert: 22.02.2016 13:09, 3283