Choplifter HD (PC; USK 16)
Rezension von Cronn
Meine Rotorblätter drehen so schnell, dass ich sie lediglich als schwarz-verwischte Diskus-Scheibe über mir wahrnehme. Dazu kommt ein Turboboost, der den Helikopter dermaßen rasend über die asiatisch aussehende Landschaft unter mir hetzt, dass ich kaum die Reisfelder, die Etagenäcker und Bäume voneinander unterscheiden kann.
Dann sehe ich sie: Eine Stellung von Bambushütten, schwer bewacht von drei RPG-Mannschaften. Die letzteren lege ich nach und nach mit Hilfe meiner Bordkanone und meinen Raketen lahm, dann kümmere ich mich um das Eingangstor, das in einem Stacheldrahtverhau steht und den Zugang zu den Bambushütten verwehrt.
Mit einer Rakete schieße ich es auf, dann sind sie frei – meine Kriegsgefangenen-Kameraden. In Gruppen hasten sie aus den Bambushütten und eilen auf mich zu. Ich gehe mit dem Helikopter nieder, lande auf dem Platz vor den provisorischen Bauten. Meine dankbaren Kameraden steigen ein. Sobald drinnen kein Raum mehr für sie ist nehmen sie auf den Kufen Platz. Ich steige auf und will gerade drehen, als ein Funkspruch mich warnt:
»Rocket-Propelled Granade!«
Da sehe ich sie auch schon: Einen Rauchschweif hinter sich herziehend faucht sie heran. Ich gehe höher und lasse mich spontan abfallen. Die Rakete zischt über mich hinweg, dann dreht sie aber auch schon wieder um.
Verdammt! Hitzesucher!
Ich wende den Helikopter, schalte den Turboboost hinzu und bin im Nu verschwunden. Die Rakete hat mich gottlob nicht erwischen können!
Doch noch ist die Mission nicht gewonnen! Es warten noch weitere Kriegsgefangene im Dschungel dieses fernöstlichen Landes darauf, von mir gerettet zu werden …
Rezension:
Choplifter HD heißt das Game, das hierzulande von rondomedia herausgegeben wird. Verantwortlich dafür ist das Studio inXile Entertainment, welches schon für die Neuauflage von Bards Tale gesorgt haben und als nächstgrößeres Projekt sich mit Wasteland 2 zurückmelden wollen, das sie via Kickstarter finanziert haben.
Doch worum geht es bei »Choplifter HD«?
Hintergrund:
Der Klappentext erklärt, dass man als Spieler in die Rolle eines aufstrebenden Rettungspiloten schlüpft, der einer internationalen Eliteeinheit angehört. In ca. 30 Missionen soll man überall auf der Welt in Krisengebieten Menschenleben aus schwierigen Situationen retten.
Das Szenario klingt spannend, erweist sich im Spiel aber als kaum vorhanden. Weder gibt es Texteinblendungen, welche die Geschichte weitertreiben, noch existieren Zwischensequenzen. Das einzige, was dem Spieler die Sachlage erklärt, sind die Textinfo-Boxen, die bei den Briefings die Lage erklären. Mehr Story gibt es nicht.
Gameplay:
»Choplifter HD« funktioniert ähnlich wie das Original aus dem Jahr 1982, das von Dan Gorlin für den Apple II entwickelt wurde. Man sieht seinen Helikopter aus der Seitenperspektive, scrollt seitwärts über die Landschaft und muss ab und an landen, um Menschen aufzunehmen. Diese fliegt man dann zurück zu seiner Basis. Damit das nicht allzu leicht ist, gibt es Soldaten, die mit Sturmgewehren auf den Heli feuern. Auch existieren RPG-Soldaten, die mit Raketen feuern und anderes.
Auch zu beachten ist der Treibstoffvorrat. Ist dieser leer, stürzt man ab. Es gilt also zusätzlich zu überlegen, ob man eine Tankstelle anfliegt und dort nachtankt, oder schnell zurück zur Basis eilt.
Eigentlich ist damit das Spielprinzip erklärt. Es ändert sich nur von Mission zu Mission die Hintergrundgrafik und das Einsatzbriefing. Einen Bonus gibt es in jeder Mission: Wenn man einen Reporter samt Kameramann im Einsatzort findet und rettet, bekommt man Sonderpunkte. Mit den Punkten insgesamt schaltet man neue Helikoptertypen frei.
Das Spielprinzip ist recht repetetiv. Schnell hat man sich an die an und für sich simplen Aufgaben gewöhnt und kapiert, dass es meistens ausreicht, mit Vollgas über die Gegner hinwegzufliegen, die Soldaten zu bekämpfen, die beim Aufnehmen der Menschen stören könnten und dann so schnell wie möglich wieder zurückzufliegen. Auf diese Weise schafft man einen Großteil der Missionen.
Grafik und Sound:
Die Grafik basiert auf der Unreal-Engine, was man ihr kaum ansieht. Sie kommt recht detailarm daher und auch die Texturen sind mehr verwaschen als knackscharf. Die Animationen der menschlichen Gegner sind ruckelig und hölzern. Insgesamt ist die Grafik nicht mehr auf dem momentanen Stand der Technik.
Der Sound geht in Ordnung, wobei er aber auch keine Glanzpunkte zu setzen vermag.
Fazit:
»Choplifter HD« ist ein Spiel, das sich zwischen alle Stühle setzt. Als Remake macht es zu wenig neu und konsequent anders, als reine Auflage des alten Prinzips stört die kaum vorhandene Gegner-KI, die das Spiel auf ein reines Mohrhuhn-Geballer reduziert.
Wer braucht »Choplifter HD«? Wohl nur die beinharten Fans des Originals, die es gerne im Jahr 2013 noch mal spielen möchten.
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