City of Bones von Cassandra Clare
Chroniken der Unterwelt Bd. 1
Rezension von Christian Endres
Mit 16 ist Clary ein waschechter New Yorker Teenager. Doch all die Nichtigkeiten ihres Teenie-Alltags scheinen wie weggeblasen, als weit seltsamere Ereignisse als irgendeine Party oder ein Flirt Clary in den Bann ziehen, kurz darauf auch noch ihre Mutter entführt wird und Clary sich mir nichts, dir nichts mit den Schattenjägern konfrontiert sieht, für die wiederum Dämonen und Dämonenjäger, Engel, Warlocks, Vampire und weit Fantastischeres bzw. Schlimmeres nichts ungewöhnliches sind und viel mehr sogar an der dunklen Tagesordnung in New York stehen...
Urban Fantasy für jüngere Leser, die auch für alt gediente Fantastik-Leseratten taugt, ist spätestens seit dem Wahnsinnserfolg von J. K. Rowling und ihrem Zauberknaben sowie Jonathan Stroud und seinem Bartimäus ein Feld, auf das viele Verlage ihre Hoffnungen setzen. Langsam aber sicher läuft der Markt deshalb auch Gefahr, überzulaufen – die sexy Vampirjägerin hat sich definitiv schon abgenutzt, und der nichts ahnende jugendliche Held mit unbekanntem, pseudomagisch-ungewöhnlichem Hintergrund, der sich plötzlich mit einer Parallelgesellschafts-Anderswelt konfrontiert sieht und aus seinem vertrauten Leben gerissen wird, hat thematisch mittlerweile auch einiges an Frische eingebüßt.
Kennt man einen, kennt man sie also alle? In gewisser Weise, ja. Doch literarische Mustererkennung ist gerade auf dem Fantasy-Markt ein wichtiges Stück auf dem Weg zum Erfolg, und so überzeugt auch Cassandra Clares Debütroman »City of Bones« durchaus über weite Strecken und bedient ein riesiges Klientel mit handwerklich exzellent gemachter, süffig geschriebener Urban Fantasy für alle Altersklassen – und liefert somit genau das, was ihre Leser erwarten.
Wenigstens bemüht sich Clare in der Sprache und den Dialogen ihrer vornehmlich jugendlichen Charaktere um Modernität und Spritzigkeit. Doch egal ob Gaiman, Stroud, Landy oder eben Clare – das Motiv bleibt: Auch Clary stolpert im ersten Band der Chroniken der Unterwelt eher willenlos von einer Situation in die nächste und nimmt zunächst viel zu selten das Ruder fest in die Hand, als sie die Weltsicht der Schattenjäger kennenlernt und nach ihrer entführten Mutter sucht. Und dabei – natürlich – auch auf einige Wahrheiten über sich selbst und ihre Familie stößt...
Das Grundthema der zeitgenössischen All-Age-Urban-Fantasy wird auch von Clare und ihrem Debüt im wunderschön aufgemachten Hardcover aus Würzburg nicht neu erfunden – wer allerdings nicht genug von dieser aktuellen Fantasy-Strömung kriegen kann, wird mit Cassandra Clares pubertierenden Junghelden und deren düster-fantastischen Abenteuern trotzdem seine Freude haben und sich bestens bedient und unterhalten fühlen.
»City of Bones« – im Guten wie im Schlechten maßgeschneiderte, mustergültige Genre-Literatur aus dem Dunstkreis der jugendbuchtauglichen Urban Fantasy.
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