Clan der Vampire (DVD)
 
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Clan der Vampire (DVD)

Filmkritik von Christel Scheja

 

Anders als viele andere Mystery-Serien beruht „Clan der Vampire“ nicht auf einem Roman, einem anderen Film oder gar einer direkten Idee. Der Hintergrund und die Archetypen sind einem Pen & Paper-Rollenspiel entlehnt, dem Mitte der 90ger Jahre sehr populären „Vampire - The Maskerade“, in dem die Geschöpfe der Nacht erstmals nicht blutgierige und dämonische Kreaturen sonder fühlende und leidende Wesen waren, die sich strengen Gesetzen unterwarfen.

Angelehnt an Anne Rice und ihren Romane definierte das Rollenspiel den Mythos neu und machte es möglich selber in die Rolle eines Unsterblichen zu schlüpfen, der einerseits unter den Menschen leben wollte, andererseits aber auch seinem Schöpfer und dessen Vorfahren verpflichtet war.

 

Die Vampire leben auch heute noch unter stillschweigend und unerkannt unter uns. Viele von ihnen nehmen wichtige Schlüsselpositionen in der Gesellschaft ein, um die „Blutsverwandten“ vor der Entdeckung und Verfolgung durch die Menschen zu schützen. Denn sie haben sich der „Maskerade“ unterworfen, dem strengen Kodex der Verhüllung. Jeder von ihnen, der es wagt sie zu brechen und sich einem lebenden Menschen anzuvertrauen ist des Todes. Denn auch wenn sie sich hin und wieder von den Sterblichen ernähren müssen, so ist es doch nicht das Ziel der Vampire, diese zu beherrschen und gnadenlos zu töten wie es vielleicht in früheren Zeiten geschehen ist. Heute strebt man eine friedliche Koexistenz mit ihnen an.

Jeder Blutsverwandte gehört einem Clan an, Die Anführer dieser Gruppen sind allein dem Prinzen des jeweiligen Bezirks verantwortlich, zumeist einem der älteren Vampir aus einer niedrigen Generation.

In San Francisco ist dies Julian Luna aus dem Clan der Ventura (im Rollenspiel auch Ventrue genannt). Er versucht den Status Quo um jeden Preis zu wahren, doch als sein Leibwächter Stevie Ray ermordet wird, ist der Frieden dahin.

Nicht nur, dass der zynische Detective Frank Kohanek auf das Treiben hinter den Kulissen aufmerksam wird und nun hofft Luna, den er schon lange für einen gefährlichen Gangsterboss hält, zu überführen und dingfest zu machen, auch einer der anderen Anführer spielt falsch. Eddie Fiori, der Clanchef der Brujah bricht mehrfach das Unauffälligkeitsgelübde der Vampire und ist auch für die Freisetzung und das Wüten des Serienkillers Starkweather verantwortlich.

Allerdings wird er immer wieder von seinen Clansbrüdern und auch anderen Vampiren gedeckt, so dass Julien Luna ihm weder etwas nachweisen noch ihn vor dem Rat der Vampire anklagen kann. Auf welcher Seite eigentlich die Herrin der kunstsinnigen Toreador steht ist nie ganz gewiss, so dass der Prinz sich auch nicht auf sie verlassen kann.

Nur die Nosferatu und Gangrel scheinen noch treu zu den Ventura zu stehen und den Kodex achten zu wollen. So setzt langsam aber sicher ein Krieg in den Schatten ein, der mit brutaler Gewalt und Phosphorgeschossen geführt wird. Denn Feuer ist eines der wenigen Mittel, das Vampire in dieser Welt vernichten kann. Denn selbst das Tageslicht macht ihnen nicht viel aus, wenn sie sich gerade erst genährt haben.

Zu allem Übel entwickelt Alexandra Saris, die Julian Luna auf Kohanek angesetzt hatte, um herauszufinden, was dieser weiß, auch noch innige Gefühle zu den Polizisten und verrät ihm schließlich alles. Der Prinz muss eine Blutjagd auf seine Vertraute ausrufen und sie opfern, obgleich er selbst weiß, wie schmerzhaft und tief die Zuneigung zu einem Menschen sein kann, denn er selbst fühlt sich zu einer Reporterin hingezogen, die über ihn schreiben möchte.

Aber immerhin kann er Frank Kohanek dazu bewegen, ihm zumindest so weit zu vertrauen, dass er in den folgenden Auseinandersetzungen wenigstens einen Verbündeten hat, der das gleiche Ziel hat wie er: Den Schuldigen in der ganzen Sache zu stellen und zu vernichten.

 

Viel von „Vampire - die Maskerade“ ist nicht geblieben in der von Aaron Spelling („Charmed“) produzierten Serie: Man erkennt die wichtigsten Clans und die hierarchische Struktur der Blutsverwandten innerhalb des Rollenspieles wieder. Bis auf den Kodex der Maskerade hat man darauf verzichtet, den Mythos zu übernehmen, und so gerade den wichtigsten weggelassen: Auch die heutigen Vampire tragen den Fluch in sich, den Gott über Kain sprach, dem Urvater ihres Volkes. So wird nicht erklärt, warum sich Julien Luna und einige andere bemühen friedlich neben den Menschen zu leben und nicht noch mehr Schuld auf sich zu laden.

Trotzdem fängt die Serie viel von der düster melancholischen Atmosphäre ein, die auch das Rollenspiel besitzt. Einige Vampire machen keinen Hehl daraus, dass sie ihren Zustand manchmal verfluchen, vor allem, wenn die Liebe eine Rolle spielt. Andererseits nehmen sie sich aber auch das Recht heraus, ihre jahrhundertelange Erfahrung auszunutzen und sich an Schlüsselpositionen in Verwaltung, Wirtschaft und Verbrechen zu setzen. Nur so können sie auch noch in unserer Zeit gewährleisten, dass kein Mensch zufällig hinter ihre Maskerade kommt. Und gleichzeitig können sie sich ähnlich wie Sterbliche nicht davon frei sprechen, die Macht zu genießen.

Trotz der Vereinfachung des Rollenspielhintergrundes sind die Vampire wesentlich menschlicher als frühere Vampire, folgen brennenden Leidenschaften und tiefen Gefühlen, empfinden Angst, Trauer und Scham, was vor allem in Nebenhandlungen wie der unglücklichen Liebe eines hässlichen Nosferatu zu einer sterblichen Schauspielerin merkt. Er versucht alles, um sich mittels Alchemie ein anderes Aussehen zu geben, nur weil sie ihn äußerlich für ein Monster hält. Auch wenn immer wieder hollywoodtypische Klischees eingebracht werden, so gelingt es den Schauspielern und Autoren doch zumeist die Klippen des Kitsches zu umschiffen.

Zwar gibt es in „Clan der Vampire hin und wieder auch Schwarz-Weiß-Malerei, aber in erster Linie bemüht man sich, jedem Charakter Graustufen zu geben, seine Motivation zu erklären und auch an die Toleranz zu appellieren.

Die Serie legt sich in ihren acht Folgen nicht unbedingt auf ein Genre fest. Sie hat von allem etwas - sie ist manchmal Liebes- und Beziehungsdrama, dann wieder Krimi mit Action- und Thriller-Elementen und dann wieder düstere Mystery durch die unzähligen übernatürlichen Geschehnisse und Fähigkeiten der Vampire, die sich in Tiere verwandeln können und weitaus feinere Sinne als die Menschen besitzen.

Die Handlung ist übrigens fortlaufend, was in den 1990ger Jahren noch nicht selbstverständlich war. Auch wenn sich die Autoren bemüht haben, zumindest einen kleineren Handlungsstrang in jeder Episode abzuschließen, so bauen viele Ereignisse doch aufeinander auf und werden immer wieder erwähnt, Beziehungen wie das von Hass und Argwohn aber auch gemeinsamer Abhängigkeit geprägte Bündnis zwischen Julian Luna und Frank Kohanek entwickeln sich über die einzelnen Folgen und bleiben nicht auf einem Punkt stehen.

Andererseits merkt man der Serie aber auch das geringe Budget an. Es wird mehr geredet als gehandelt, um Actionsequenzen und Tricks einzusparen, die Dialoge sind nicht unbedingt preisverdächtig und neigen hin und wieder einmal in kitschiges Soap-Niveau abzugleiten, und durch den Genre-Mix sollte man nicht unbedingt eine klare Linie in der Geschichte und dem Roden Faden erwarten.

Die Aufmachung der DVD ist eher schlicht, da weder das Amaray-Case noch der Schuber irgendwelche Besonderheiten haben. Zwar gibt es überhaupt kein Bonusmaterial - nicht einmal Texttafeln oder Trailer, aber immerhin sind die Folgen erstmals ungeschnitten, so dass die Altersfreigabe auf 16 heraufgesetzt wurde.

 

„Clan der Vampire“ ist sicherlich keine Serie die sich an die breite Masse wendet, dazu haben die Folgen eine zu spezielle Atmosphäre und sind insgesamt zu dialoglastig. Sie dürfte vor allem Genre-Fans gefallen, die entweder das Rollenspiel kennen, und auch eine nicht all zu werkgetreue Adaption akzeptieren, oder aber Werken im Stil von Anne Rice nicht abgeneigt sind.

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240417133810b1b34188
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DVD:

Clan der Vampire

8-teilige Fernsehserie, USA 1996

Regie: John Leekley

Darsteller Stacy Haiduk, Mark Frankel, Kelly Rutherford, Patrick Bacheau

Bildformat: 4:3

Synchro: dt.& engl. (DD 2.0), Untertitel: keine

Spieldauer: 375 min (1 x 60 min und 7 x 45 min), 2 DVD

Extras: keine

FSK: Freigegeben ab 16 Jahren

Studio: Koch Media GmbH - DVD

DVD-Erscheinungstermin: 25. Januar 2008

ASIN: B000YRODZW

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 15.02.2008, zuletzt aktualisiert: 07.02.2024 17:01, 5827