Filmkritik von Carsten Kuhr
Wenig andere Themen haben die Phantasie von Autoren und Filmemachern gleichermassen so bewegt, wie die unsterblichen Kreaturen der Nacht. Die Vampire, Bluttrinker die ihr scheinbar unsterbliches Dasein verborgen von den Augen der breiten Öffentlichkeit durch die mehr oder minder laszive Aufnahme des roten Lebenssaftes verlängern, üben offensichtlich eine Faszination sondergleichen aus.
Kein Wunder also, dass sich auch die Serienspezalisten des US-TV mit der Materie beschäftigten. Vor gut einem Dutzend Jahren suchten sie nach einem Stoff, der es wert war, verfilmt zu werden. In dem Rollenspiel Vampire – The Masquerade, das Grundlage für eine Reihe von Romanen bot, wurden sie fündig.
San Francisco, die malerische Stadt am Pazifik wird im Geheimen von den Kindern der Nacht beherrscht. Die fünf Vampirsippen – der Ventrue, Brujah-, Gangrel-, Nosferatu- oder Toreador-Clan – haben unter dem Druck des Prinzen der Stadt, Julian Luna eine Vereinbarung abgeschlossen. Die Maskerade, das Verstecken ihrer Besonderheit vor den Menschen muss in jedem Fall aufrechterhalten werden. Menschliche Gesetze und Regeln sind zu befolgen, bei Zuwiderhandlung droht der endgültige Tot.
Längst haben sich die Clans in der Stadt etabliert. Sie, die sie sich selbst die Blutsverwandten – Kindred – nennen kontrollieren Banken, Nachtclubs, die Schallplattenindustrie, Reedereinen, Gewerkschaften und vieles mehr. Nur Eddie Fiori (Brian Thompson), der Boss des gewaltbetonten "Brujah-Clans", hält sich nicht an die Anordnungen seines Prinzen. Eigenhändig rammt er dem Leibwächter des Prinzen einen Eisenstab durchs Herz und tötet ihn dadurch.
Detectiv Frank Kohanek (C. Thomas Howell), der Julian Luna seit langem verdächtigt, ein Anführer des organisierten Verbrechens zu sein, nimmt diesen Mord zum Anlaß, seine Ermittlungen um und gegen die Vampire voranzutreiben. Als seine Geliebte, Alexandra Serris (Kate Vernon), eine Verflossene des allmächtigen Julian Luna, ihm das Geheimnis verrät, und daraufhin den realen Tod stirbt beginnt er seine persönliche Vendetta.
Schon bald aber wird deutlich, dass er und Luna auf derselben Seite stehen. Einander misstrauend und rivalisierend suchen sie danach, die Menschen der Stadt vor den Vampiren zu schützen. Eine Aufgabe, die durch das Aufbegehren Edie Fioris nicht einfacher wird.
Die tragische Liebesstory über zwei junge Verliebte, die, da sie verfeindeten Clans angehören zusammen nicht kommen dürfen ist ebenso enthalten, wie Machtkämpfe, rebellierende Jugendliche und den ein dunkles Geheimnis wahrenden früheren Prinzen, der erhobene Zeigefinger bezüglich der Akzeptanz Andersdenkender ...
Wie man dieser kurzen Aufzählung bereits entnehmen kann, mangelt es der Serie hauptsächlich an Einem – Originalität.
Es erwarten den Zuschauer Stereotype bis zum Abwinken. Jede, aber auch wirklich jede auftretende Person entspricht auf das minutiöseste einer schablonenhaften schwarz-weiss Zeichnung, Überraschungen sollte man von der Handlung der insgesamt acht Folgen nicht erwarten.
Die literarische Vorlage wurde dagegen recht genau umgesetzt, daran lag es nicht. Doch dann hat man beim Casting nicht unbedingt das glücklichste Händchen bewiesen. Die Darsteller agieren gelinde gesagt unglücklich in ihren Rollen, auch wenn an den Folgen einen gewissen Unterhaltungswert nicht absprechen kann.
Vor Jahren bereits, allerdings ohne die zweite Folge bei der Firma Laser Paradise auf DVD veröffentlicht liegt diesmal die komplette Serie ungekürzt vor. Die Kameraführung, die rudimentären Spezialeffekte bieten nichts Neues, allerdings sind sowohl das Bild als auch der Ton überraschend klar und sauber abgemischt.
Ungewöhnlich für Veröffentlichungen aus dem Hause Koch Media gibt es weder ein liebevoll gestaltetes Booklet noch irgendwelche Extras.
Was kann man über die im TV gefloppte Serie – im Netz kursieren immer noch Gerüchte, die Absetzung hinge mit dem Tod des Hauptdarstellers zusammen, der Unfall-Tod des Mark Frankel erfolgte jedoch erst nach der Absetzung der Reihe – für ein Fazit ziehen?
Die Macher haben sich bemüht, die Rollenspielvorlage recht genau zu übertragen. Dies ist ihnen in Details auch gelungen, aber es zeigt auch, dass für Rollenspiel / Buch und das Medium Film unterschiedliche Voraussetzungen existieren. Vieles hängt davon ab, dem Zuschauer optisch anzusprechen, ihn zu überraschen und mit markanten Figuren an den Sendeplatz zu bannen. Dies ist hier, auch und insbesondere durch Schauspieler, die sich zwar bemühen, denen man aber ihre Rolle nicht abnimmt und Handlungen, die zu sehr dem gewohnten Einzelabenteuer entsprechen nicht geglückt. Eine zyklische Anlage hätte hier vielleicht einiges retten können.
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