Coma (Autor: John Niven)
 
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Coma von John Niven

Rezension von Christian Endres

 

In seinem zweiten Roman hat John Niven das Musikbusiness, das er in seinem explosiven Debüt »Kill Your Friends« semiautobiografisch aus allen Rohren beschossen hat, hinter sich gelassen: Nivens zweiter Roman – eigentlich seine erste Wahl, doch hat er etwas mehr Zeit gebraucht und deshalb »Kill Your Friends« als erstes Buch veröffentlich – spielt weit abseits teurer Tanzlokale, heftiger Konzerte, Partys und nicht weniger heftiger Drogen-Orgien (obgleich auch in »Coma« die eine oder andere kleine Line hoch gezogen wird). Für »Coma« begibt sich Niven in die schottische Provinz, die Kreise der schottischen Kleinstadt-Mafia, ins Zentrum einer eigenartigen Familie - und natürlich auf die schottischen Golfplätze mit all ihrem Leid und all ihrer grenzenlosen Freude, die hier näher als sonst wo auf der Welt beieinander liegen...

 

Wer beim Durchzappen allergisch auf das endlose, flimmernde Grün von Golf-Live-Übertragungen reagiert, dem sei Nivens »Coma« schon allein aus therapeutischen Gründen empfohlen. Denn nach der Lektüre weiß man, dass es sich bei der schönsten Nebensache der Welt zweifellos nur um Golf handeln kann (und möchte am liebsten losziehen und sich ein Set Schläger kaufen). Was zeigt, dass Niven ein ziemlich guter Autor ist. Golf muss man erst mal unterhaltsam in einem Buch schildern.

 

Eine Erklärung dafür liefert Niven aber sogar selbst: ›Ein Golfprofi, der alles gibt, muss in seiner eigenen Welt leben‹, analysiert Niven den Golfsport nämlich in »Coma«. An ›einem Ort, an dem nichts anderes existiert als die Verbindung zwischen Schläger und Ball‹. Und bei guten Büchern ist das letztlich ja nicht anders: Der Leser muss in einer vom Autor geschaffenen Welt eintauchen, bis es nur noch das Buch, die Geschichte und ihre Charaktere gibt. Und, mit etwas Glück und wie in »Coma«, ein spitzenmäßiges Finale.

 

Man sieht, wie Niven die Akteure und die Handlung von Loch zu Loch treibt. Wir wissen: Das ist das Finale. In jeder Hinsicht. Es fehlt nur noch ein einfacher Putt, um das Unmögliche zu schaffen. Unsterblichkeit winkt. Der Ball rollt ... und wie auch immer es ausgehen wird, man bewundert das Spiel, die Spannung dieses Finales und freut sich, dass das einfach ein so schöner Tag auf dem Grün ist, an dem alles zusammengekommen ist und am Ende wunderbar zusammenpasst.

 

Ein mit Schwung geschlagener und konstruierter, toll geschriebener Roman zwischen schottischem Kleinstadt-Flair und organisiertem Verbrechen - und mit einer irrsinnig schmackhaften Riesenportion höllisch unterhaltsam geschildertem ... Golf.

 

Aber ist Nivens zweiter Roman jetzt ein Birdie oder ein Eagle? Gute Frage für jemanden, der sonst nur Online-Minigolf spielt. Auf alle Fälle ist »Coma« ein äußerst unterhaltsamer Roman, der problemlos einlocht.

 

Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 2024042508415740787558
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Literatur:

Coma

Autorin: John Niven

Heyne Hardcore, Oktober 2009

Paperback, 400 Seiten

ISBN-Code: 3453675770

Erhältlich bei Amazon


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Erstellt: 01.12.2009, zuletzt aktualisiert: 05.04.2024 13:09, 9682