Filmkritik von Christel Scheja
Der unter Regie von Japans umstrittensten und kompromisslosesten Action Regisseur Takashi Miike („Krieg der Dämonen – The Great Yokai War“, „Die Hölle von Manila“) entstandene Film „Crows Zero“ basiert auf dem Manga „Crows“ von Horoshi Takahashi. Der Film lief im Westen bisher nur auf einigen Filmfesten und nicht im regulären Kinoprogramm. Nun ist er aber auch auf DVD erschienen.
Die „Suzuran High School“ hat keinen besonders guten Ruf wegen der herausragenden Leistungen und Prüfungsergebnisse, sie ist eher berüchtigt für die Zusammensetzung ihrer Schülerschaft. Wer dort zur Schule geht und nicht Teil einer der brutalen Jugendbanden ist, hat fast schon verloren, er muss damit rechnen, von allen Seiten drangsaliert und gedemütigt zu werden.
Vor allem der grausame und kompromisslose Tamao Serizawa wird von seinen Kameraden wie auch den Lehrern gefürchtet. Er gilt als der unumstrittene Herrscher über die Schule und bestimmt die Richtung.
Eines Tages kommt der junge und charismatisch wirkende Genji auf die Schule. Als Tamao und seine Gang ihn zurechtstutzen wollen, zeigt sich, dass dieser nicht nur eine hübsche Fassade und tadelloses Benehmen besitzt, sondern sich durchaus auch seiner Haut zu wehren weiß.
Niemand ahnt, dass Genji der Sohn eines mächtigen Yakuza Bosses ist und mit diesem eine Vereinbarung geschlossen hat. Wenn es ihm gelingt, die Macht in der „Suzuran High School“ an sich zu reißen, dann ist dieser gerne bereit dazu, seinen Erstgeborenen als Nachfolger in der Führung der Familie anzuerkennen. Denn er selbst hat es bisher nicht geschafft, die Schüler unter seine Kontrolle zu bekommen und hofft nun im Stillen, dass sein Sohn ebenfalls versagt.
Doch Genji weiß ganz genau, was er will und wie er dabei vorgehen muss, um Erfolg zu haben. Schon bald erklärt er Tamao Serizawa und seinen Leuten den Krieg und schart eigene Gefolgsleute um sich, so wie etwa den kleinen Yukuza Ken Katagiri und die Klassenführer Takashi Makise und Shun Izaki. Und während die Gegenspieler ihr Terrain abstecken, beginnt es immer mehr hinter den Kulissen zu gären, so dass der offene Krieg bald unausweichlich wird.
„Crows Zero“ zeigt ein düsteres und schmutziges Japan, fernab der klassischen und schön gepflegten Gärten und Tempel, der hochtechnisierten Konsumtempel im Herzen der Megametropole Tokyo und der sauberen Welt der fleißigen Büroameisen. Stattdessen findet man sich in einer Schule wieder, in der Gewalt zur Tagesordnung gehört und die meisten Schüler nicht mehr als ein Leben am Fließband und in Armut oder Kriminalität zu erwarten haben. Seit vielen Jahren läuft das Spiel von Gewalt, Demütigung und Unterwerfung immer gleich ab.
Mit Genji verändert sich etwas. Der charismatische Rebell bricht mit den Regeln und schafft seine eigenen, Dabei beweist er nicht nur sein Geschick als Anführer, sondern lernt auch etwas über sich selbst. Allerdings sollte man keine besondere Tiefe erwarten, da der Film in erster Linie unterhalten will.
Eingebettet in eine realistisch-düstere und schmutzige Umgebung entwickelt sich die Geschichte. Werden zunächst noch die „Suzuran High School“ und die wichtigsten Figuren vorgestellt, kommt der Film schon bald zur Sache.
Die Herausforderung ist schnell ausgesprochen, der Mittelteil beschäftigt sich damit, wie Genji immer mehr Anhänger hinter sich schart und sein Gegenspieler ebenfalls die Gefährten auswählt, denen er am Ende vertrauen wird. Das ganze wird ist mit einigen Kampfszenen, viel Gewalt und einer angedeuteten Romanze zu einer Schülerin garniert und von martialischen Rocksongs untermalt.
Das alles kann leider auch nicht darüber hinweg täuschen, dass es gerade im Mittelteil immer wieder zu Längen kommt, in denen der Film ins Stocken gerät, weil nicht wirklich etwas passiert. Dafür wird man am Ende wieder mitgerissen.
Heraus kommt ein brutales und schonungsloses Jugenddrama mit viel Action, wie man es nur selten in Japan zu sehen bekommt. Alles in allem darf man aber keine Gesellschaftskritik erwarten, da die Geschichte auf dem Niveau des Mangas bleibt und die Handlung eher dazu nutzt, Kampf- und Gewaltszenen unterzubringen, als wirklich ein zynisch-realistisches Bild der düsteren Seite Japans zu zeigen.
Bild und Ton sind ausgezeichnet, auch die Synchronisation wurde sorgfältig und zur Handlung passend vorgenommen. Extras gibt es bei der Einzel-DVD keine, diese sind der 2-DVD-Special-Edition vorbehalten.
Dementsprechend wendet sich „Crows Zero“ an die Fans von actionreichen Filmdramen, bei denen es nicht so sehr auf die Gesellschaftskritik ankommt, und eben auch die Leser ebensolcher Mangas, die solche dynamischen Handlungen und ausgiebigen Gewaltexzesse auch einmal auf der Leinwand sehen wollen.
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