Daredevil: Das Ende aller Tage
 
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Daredevil: Das Ende aller Tage von Brian Michael Bendis und David Mack

Rezension von Ingo Gatzer


 

Rezension:

Wenn es drei goldene Regeln gibt, die für die meisten klassischen Superhelden-Comics gelten, so dürften es folgende sein: Der Held steht im Mittelpunkt der Handlung, tötet seine Gegner nicht und stirbt natürlich auch selbst nicht. Das von Brian Michael Bendis und David Mack stammende Werk „Daredevil: Das Ende aller Tage“ bricht alle diese Regeln.

 

Ben Ulrich ist ein Reporter der alten Schule. Nachdem Daredevil alias Matt Murdock in einem Kampf getötet wird, versucht der Journalist hartnäckig die Bedeutung von dessen letztem Wort - „Mapone“ - zu enträtseln. Dazu trifft er sich mit früheren Freunden und Gegnern des Schutzteufels. Doch bald verkürzt sich die Lebenserwartung einiger seiner Gesprächspartner rapide. Auch Ben Ulrich selbst gerät in Lebensgefahr. Und dann behaupten noch Augenzeugen, Daredevil sei gar nicht tot.

 

Brian Michael Bendis ist einer der Stars und erfolgreichsten Autoren der Comicszene. Er wurde mit fünf Eisner-Awards ausgezeichnet, hat bereits Stories zu den bekanntesten US-Superhelden verfasst und dabei unter anderem die Geschichte von Spiderman maßgeblich geprägt. Auch an Daredevil hat er – wie sein Kumpel David Mack, der Fans außerdem durch seine Assasinen-Reihe „Kabuki“ bekannt sein dürfte – schon zuvor gearbeitet und kennt sich deshalb hier gut aus. Die Schöpfung des Duos Bendis und Mack ist sehr ansprechend geraten. Die Suche nach der Bedeutung des Wortes „Mapone“ verweist dabei auf „Citizen Cane“ und das berühmte „Rosebud“. Der Bezug wird am Rande auch angedeutet („sein Schlitten“). Das Konzept des Comics, bei dem es weniger um den klassischen Kampf Superheld gegen Superschurke, sondern vielmehr um die Rekonstruktion des Lebens eines Helden – und des dahinter stehenden Menschen - geht, überzeugt. Den Autoren gelingt es, den Charakter von Daredevil bzw. Matt Murdock auszuloten, ohne dass es bei der Lektüre langweilig wird. Leser, die sich mit dem Marvel-Universum ein wenig auskennen, treffen zudem auf diverse Bekannte. Immer wieder wird die eher düstere Handlung durch oft ironische, augenzwinkernde Gags unterbrochen - etwa wenn Ulrich betont, dass er von den alten Rächern spreche und nicht den neuen Alten, sondern den alten Alten. Das darf ruhig als kleiner Seitenhieb auf die in letzter Zeit sich häufig verändernde Besetzung des Superheldenteams gewertet werden.

 

Die Reflexionen der Hauptfigur Ben Ulrich werden in einem anderen Schrifttyp wiedergegeben. Das ist mehr als eine reine Spielerei. Einerseits erfolgt dadurch eine Abgrenzung zum restlichen Text. Andererseits illustriert dieses den Charakter des Reporters. Die Schrift erinnert nämlich an die mit mechanischen Schreibmaschinen erstellten Texte. So sind etwa nicht alle Buchstaben gleich stark ausgeprägt – was damals durch den unterschiedlich harten Anschlag begründet war. Hier illustriert das sehr schön die Figur Ben Ulrich als Journalist der alten Schule und bietet zudem die Möglichkeit, bestimmte Wörter hervorzuheben.

 

Die grafische Umsetzung von „Daredevil: Das Ende aller Tage“ - für die Klaus Janson, Bill Sinkiewicz, Alex Maleev und auch David Mack verantwortlich sind – passt stilistisch hervorragend zum Comic. Filmähnlich wird der Kampf von Daredevil in eine Gespräch von Ben Ulrich mit dem berüchtigten “JJJ“ montiert. Die Panels sind oft sehr detailreich geraten und erzählen auch nebenbei den Niedergang vieler Superhelden. So ist auf einer Titelseite in der Redaktion des Daily Bugle vom Tod des Vorzeige-Superhelden Captain America zu lesen. Das Ganze wird herrlich komisch überspitzt, wenn auf Werbeplakaten Thor für “HAMMER INCURANCE“ wirbt oder „Hulk – Das Musical“ in einem Theater gegeben wird. Zeichnerisch kann sonst vor allem die Mimik der Hauptfiguren gefallen. Nur bei einigen Nebencharakter – etwa Peter Parker – gelingt das nicht vollständig.

 

Kritisieren kann man, dass der Tod von Daredevil sowohl auf dem Buchrücken als auch in der – kurzen, aber sehr informativen Einführung von Christian Endres – verraten wird. Das macht zwar diese Rezension deutlich einfacher, unterläuft aber gleichzeitig einen gewissen Schock-Effekt, den der Tod des Helden zu Beginn sonst auslösen würde.

 

 

Fazit:

„Daredevil: Das Ende aller Tage“ ist ein höchst ansprechender und intelligent gestalteter Comic, der sich durch Geschichte und Umsetzung angenehm von den manchmal stereotypischen Strukturen des Genres abhebt.

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Comic

Daredevil: Das Ende aller Tage

Autoren: Brian Michael Bendis und David Mack

Zeichner: Klaus Janson, Bill Sinkiewicz, Alex Maleev und auch David Mack

Erscheinungsdatum: Januar 2014

Panini - 208 Seiten - Softcover

ASIN: B00I3JUL7C

 

Erhältlich bei: Amazon

Weitere Infos:

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Erstellt: 02.02.2014, zuletzt aktualisiert: 02.03.2024 16:16, 13401