Druckversion: Dark Poems (Herausgeberin: Alisha Bionda)

Dark Poems herausgegeben von Alisha Bionda

Schwarze Phantastik illustriert von Mark Freier

 

Rezension von Ralf Steinberg

 

Verlagsinfo:

Tobias Bachmann, Barbara Büchner, Frank G. Gerigk, Faye Hell, Florian Hilleberg, Jörg Kleudgen, Markus K. Korb, Guido Krain, David Seinsche und Vincent Voss verfassten düster-phantastische Geschichten inspiriert von den Werken des Künstlers Mark Freier, der es sich nicht nehmen ließ, eine seiner Grafiken selbst mit einem Text zu veredeln.

Alisha Bionda, die schon über ein Jahrzehnt mit dem Künstler zusammenarbeitet, hat alles zu einem bibliophilen Gespinst zusammengefasst.

 

Rezension:

Mark Freier gehört zu den üblichen Verdächtigen, wenn es darum geht für den deutschen Horror-Preis Vincent nominiert zu werden und ihn dann auch noch zu gewinnen.

Eine der Nutznießerinnen seiner düsteren Bilder ist Verlegerin Alisha Bionda, die nun eine schmucke Hardcover-Ausgabe herausbrachte, deren phantastische Geschichten von Mark Freier inspiriert wurden.

 

Nach einem kurzen Vorwort der Herausgeberin startet Barbara Büchner den dunklen Reigen mit Die Männerfresserin.

Die klassisch gehaltene Gothic-Novel glänzt mit einer stimmungsvollen Erzählsituation als Rahmen und einer Binnengeschichte, deren religiös-mystische Wurzeln direkt in die deutsche Schauerromantik zu reichen scheinen. Nicht ganz stringent erzählt, aber ein trotzdem gelungener Auftakt.

 

Der Name Vincent Voss reicht eigentlich schon aus, um in bange Erwartung zu verfallen. Nachbarn erzählt die beklemmende Geschichte eines Studenten, dem die Beobachtung seiner Nachbarn nicht gut bekommt.

Auf wenigen Seiten Welten zerstören und die Hölle entfesseln ist die große Stärke von Vincent Voss, so auch hier.

 

Jörg Kleudgen gehört ebenso zu jenen Horrorautoren, deren Werke immer wieder im Zusammenhang mit dem Vincent-Preis genannt werden.

In Narbenherz gerät der Autor Frank Meyer inmitten heftiger Bemühungen, eine Schreibblockade zu überwinden, in eine abstruse Parallelwelt. Dort hält man ihn für »Narbenherz«, einem eiskalten Killer und schickt ihn auf eine blutige Mission …

Eine solide Gangsterstory mit Mystery-Elementen, deren Twist man leider früh vorhersieht.

 

David Seinsche verbindet Lapua eine Friedhofsspukgeschichte mit einem düsteren Familiengeheimnis.

Die Geschichte zündet nicht richtig und bemüht zu viele bekannte Elemente, um einen eigenständigen Sound zu ergeben.

 

Eine Psychiaterin verfällt der dunklen Psychose eines nächtlichen Eindringlings, der sich vor Silber fürchtet …

Faye Hell schreibt in Almer Mater – Blutlinie gegen die Erwartungshaltung der Leserschaft an. Auch wenn ihr die Überraschung am Ende gelingt, enthält die Story selbst wenig Substanz.

 

Markus K. Korb ist ein routinierter Meister der Horrorgeschichte. In die Die dunkle Schwärze begleiten wir ein junges Paar auf einem Gespensterurlaub nach Cornwall. Heiko liebt nicht nur Schauplätze gruseliger Ereignisse, er will mit der Reise auch die durch einen Seitensprung angeknackste Beziehung kitten. Doch ob dafür Harlaxton Manor der geeignete Rahmen darstellt?

Schnell führt uns Markus K. Korb in seine dunkle Albtraumwelt, verweilt genüsslich in ihr und lässt weder seine Figuren noch uns ungeschoren.

 

Florian Hilleberg wagt in Familaris ein spannendes Experiment. Er schreibt seine Geschichte zum Teil aus der Perspektive einer Katze, die versehentlich in eine Falle gerät. Während wir parallel die verzweifelte Suche des Jungen Felix nach seinem geliebten Kater verfolgen, ziehen sich düstere Wolken über dem Tier zusammen …

Die Szenen aus der Sicht des Katers sind definitiv der bessere Teil der Geschichte. Weniger gelungen sind die eigentlich nicht notwendigen Einschübe um Felix. Die Geschichte verliert dadurch immer wieder an Tempo und Atmosphäre.

 

Schon die Zeichnung von Mark Freier springt förmlich aus dem Buch heraus, der ihr nachfolgenden Story von Tobias Bachmann gelingt das ebenso mühelos.

Spiegel der Seele erzählt die Geschichte einer verrückten Beziehung. Der Ich-Erzähler erinnert sich an seine durchgeknallte Freundin Soul auf dem Heimweg nach ihrer Beerdigung. Er verliert dabei seinen Wohnungsschlüssel und kehrt deshalb in Souls Wohnung zurück. Dort findet er zwischen all den Gemälden ein ganz besonderes Bild …

Mit viel Gespür für ungewöhnliche Szenarien geschrieben, treibt die Geschichte auf ein düsteres Finale zu.

 

Der Illustrator selbst ist ebenfalls mit einem Text vertreten. Die Wiedergeburt spielt im Theatermilieu des Jahres 1967. Das Stück »Der Tod trägt Schwarz« eines Regensburger Lehrers sorgt für Unruhe im Ensemble. Diverse Missbrauchsgerüchte gegen den Autor lassen die Aufführung des künstlerisch völlig unerheblichen Werkes in einem seltsamen Licht erscheinen. Dies Licht verdunkelt sich noch mehr, als der berühmte polnische Regisseur Bruno Stolinski seine Arbeit aufnimmt und Gerüchte über ausschweifende Orgien die Runde machen …

Die Geschichte kann die Erwartungen nicht ausfüllen, die das Setting weckt. Es werden viele Handlungsteile nur angedeutet und nicht auserzählt, die gerade in eine Horror-Story wunderbar hineingepasst hätten.

 

Frank G. Gerigk versetzt uns in Sohn der Düsternis in die Zeit der Türkenkriege. Die ehemalige Fronarbeiterin Lacrima zieht mit ihrem hungrigen Säugling durch ein verheertes Land …

Obwohl die Geschichte klar auf den Plottwist hin konstruiert wurde, gelingt es Frank G. Gerigk auf den wenigen Seiten, ein deutlich Bild jener grausamen Zeit zu entwerfen.

 

Zum Abschluss der Anthologie beweist der in vielen Genres bewanderte Autor Guido Krain, dass er auch im eiskalten Wasser des Horrors zu Hause ist.

Schwesterchens Dunkelheit beleuchtet die von Bösartigkeit beherrschte Beziehung zweier Schwestern. Nach einem brutalen Schubser stirbt Beas kleine Schwester Lisa fast an einer Gehirnblutung und ist danach geistig behindert. Nur in Anwesenheit ihrer Schwester bessern sich ihre Fähigkeiten, wenn auch minimal. Aber Lisa will ihr eigenes Leben, will die Liebe ihrer Eltern und nicht für die verhasste Schwester sorgen müssen …

Eine abgrundtiefe Geschichte, deren Schichten immer gemeiner, böser und schrecklicher werden. Ein ungemein abscheulicher, aber großartig inszenierter Abschluss des Bandes.

 

Auch wenn nicht alle Storys in vollem Umfang überzeugen konnten, eint sie ein sehr interessantes Herangehen an die Zeichnungen Marc Freiers. Dabei wurde die Fantasie der Autorinnen und Autoren auf ganz unterschiedliche Weise angeregt, düster natürlich, aber doch in sehr vielen feinen Abstufungen. Wie die Schattierungen in den Bildern des Künstlers.

 

Fazit:

Alisha Bionda gelingt es in der Horror-Anthologie »Dark Poems« eine Reihe phantastischer Geschichten zu den Illustrationen von Mark Freier zu versammeln, die ihnen jeweils eigene Stimmen verleihen. Düster, schrecklich, grausam oder voll Bösartigkeit – ein tieftönender Chor auf der weitgeöffneten Galerie der Schwarzen Phantastik.

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Buch:

Dark Poems

Schwarze Phantastik illustriert von Mark Freier

Gebundene Ausgabe, 244 Seiten

Arunya-Verlag, 15. September 2017

Cover und Illustrationen: Mark Freier

Vorwort: Alisha Bionda

 

ISBN-10: 395810021X

ISBN-13: 978-3958100213

 

Erhältlich bei: Amazon

 

Kindle-ASIN: B075MNJ9W3

 

Erhältlich bei: Amazon Kindle-Edition

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Inhalt:

Barbara Büchner: Die Männerfresserin

Vincent Voss: Nachbarn

Jörg Kleudgen: Narbenherz

David Seinsche: Lapua

Faye Hell: Almer Mater – Blutlinie

Markus K. Korb: Die dunkle Schwärze

Florian Hilleberg: Familaris

Tobias Bachmann: Spiegel der Seele

Mark Freier: Die Wiedergeburt

Frank G. Gerigk: Sohn der Düsternis

Guido Krain: Schwesterchens Dunkelheit

, zuletzt aktualisiert: 12.04.2024 09:51