Das Bildnis des Dorian Gray (DVD; Horror; FSK 16)
 
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Das Bildnis des Dorian Gray (DVD; Horror; FSK 16)

Filmkritik von Christel Scheja

 

Zu den Klassikern der phantastischen Literatur gehört sicherlich “Das Bildnis des Dorian Gray”, auch wenn der Autor Oscar Wilde sicherlich andere Aussagen damit treffen wollte. Die Geschichte um den jungen Mann, der ein Bild an seiner Stelle altern und vom Leben zeichnen lässt, ohne zu ahnen, was er sich selbst damit zufügt, wurde bereits oft genug adaptiert und auch verfilmt. Daher steht diese Umsetzung aus dem Jahr 2009 in einer guten Tradition.

 

Alles beginnt damit, dass Dorian Gray vom Land nach London kommt, um dort Anschluss in der guten Gesellschaft zu finden günstige Geschäftsverbindungen und vielleicht sogar eine Ehefrau. Der junge und unerfahrene Mann ist zunächst völlig erschlagen von den vielen Eindrücken auf die er hier trifft, so dass ihn Lord Henry Wotton, der selbst das Leben in vollen Zügen genießt, unter seine Fittiche nimmt und auf ganz besondere Weise in die Welt der Schönen und Einflussreichen einführt.

Dabei lernt Dorian auch den Maler Basil Hallward kennen. Dieser ist genau so wie viele Damen der Gesellschaft von dem guten Aussehen und Charisma des jungen Mannes entzückt und bittet, ihn malen zu dürfen.

So steht Dorian Modell und ist selbst ganz fasziniert von dem Portrait. Dabei spricht er einen folgenschweren Wunsch aus – er selbst möchte immer so bleiben wie das Portrait ihn zeigt und es soll an seiner Stelle altern.

Erst nach Monaten, in denen er sich ganz dem zügellosen Leben hingibt, Drogen, Alkohol, Tabak und Frauen jeden Alters genießt, erkennt er, dass seine Worte Wahrheit geworden sind, denn während sein Gesicht weiterhin unverändert bleibt, beginnt sich das Bild zu verändern. Das bringt ihn aber nicht zur Besinnung , sondern bringt ihn nur dazu, es von nun an immer wilder zu treiben.

Da die Spuren auf dem Portrait immer deutlicher werden, verbirgt er es schließlich auf dem Dachboden seines Hauses und weigert sich es Basil noch einmal für eine Ausstellung auszuleihen. Als der Maler dann noch einmal genauer nachhakt, kommt es zu einer folgenschweren Tat.

Dorian verlässt London fluchtartig und kehrt erst fünfundzwanzig Jahre später wieder nach London zurück ... doch diesmal ist einiges anders. Viele Freunde wenden sich ab und selbst Lord Wotton bleibt ihm gegenüber reserviert, vor allem als Dorian sein Herz für dessen inzwischen erwachsen gewordene Tochter entdeckt.

 

Die Geschichte ist jedem sicherlich sattsam bekannt. Die Umsetzung versucht allerdings mehr als frühere Verfilmung die bigotte und hedonistische spätviktorianische Gesellschaft in Szene zu setzen, in der nach Außen hin zwar Sitte und Anstand gepredigt wurde und man die Höflichkeitsregeln einhielt – hinter verschlossenen Türen aber all die Todsünden beging, die man so verurteilte, Wollust, Ehebruch, Völlerei ...

Dorian Gray erweist sich als die Unschuld vom Lande, die sich davon gefangen nehmen lässt und die Chance bekommt, dies ohne Folgen für sich ausleben zu können. Der Film zeichnet sehr genau nach, wie er langsam immer mehr Grenzen überschreitet und so zu einem Monster wird.

Der Mann, der ihn dazu verleitet hat, merkt erst viel später, was er getan hat – als seine eigene Tochter durch den Dämonen bedroht ist, dessen Geheimnis er jetzt erst ergründet.

Immerhin bekommt Dorian die Chance zur Umkehr.

Die Liebe bringt ihn schließlich zur Besinnung und gibt ihm auch die Kraft, sich dem Ungeheuer in sich selbst zu stellen. Nach der Sünde folgt nun die Reue und Sühne. Das alles ist sehr atmosphärisch in Szene gesetzt. Vor allem Ben Barnes als überirdisch schöner Dorian Gray und Colin Firth als maliziöser Lord Wotton verkörpern ihre Rollen sehr glaubhaft und man nimmt ihnen die Zerrissenheit der Charaktere und ihr Wandel im Verlauf des Filmes durchaus ab.

Es mag vielleicht sein, dass die Geschehnisse des Romans etwas verharmlost und zu sehr angedeutet werden, aber das meiste spielt sich ohnehin in den Köpfen der Figuren ab – wichtig ist nicht, was Dorian tut, sondern wie er auf seine Grenzüberschreitungen reagiert. Und das wirkt mit der Zeit immer beängstigender, so wie sich auch das Entsetzen und die Abscheu über sein Verhalten langsam aber sicher einschleicht.

Alles in allem stimmt die Szenerie und die Stimmung – gerade die spätviktorianische Zeit ist sehr interessant umgesetzt, während der Hintergrund fünfundzwanzig Jahre später etwas blasser wirkt. Aber über allen Zeitebenen liegt das Gefühl drohenden Verhängnisses.

Allein Action sollte man nicht erwarten, da es meist um Begegnungen geht und die Figuren erst am Ende auf Dorians Geheimnis kommen. Und auch in der ersten Hälfte wirkt der Film etwas zu langatmig, so dass man manchmal doch ins Gähnen kommt.

 

 

Fazit:

 

Alles in allem ist „Das Bildnis des Dorian Gray“ eine stimmungsvolle und solide Umsetzung des klassischen Stoffes, die dem heutigen Geschmack entspricht und vor allem Fans gepflegter Phantastik ansprechen dürfte. Der Film kommt weitestgehend ohne Schockeffekte und Gewalt aus, besitzt aber eine zum Geschehen passende düster-melancholische Atmosphäre, die gerade zum Ende hin einen wohligen Schauer hervorruft.

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20241203003310df44d0ab
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DVD:

Das Bildnis des Dorian Gray

Original: Dorian Gray

USA 2009

Regisseure: Oliver Parker

Komponist: Charlie Mole

Format: Dolby, DTS, PAL

Sprache: Deutsch (Dolby Digital 5.1), Deutsch (DTS 5.1), Englisch (Dolby Digital 5.1)

Untertitel: Deutsch

Bildseitenformat: 16:9 - 1.77:1

FSK: 16

Concorde, 30. August 2010

Spieldauer: 108 Minuten

 

ASIN: B003KHG5JA

 

Erhältlich bei: Amazon

 

Darsteller:

Ben Barnes

Colin Firth

Ben Chaplin

Rachel Hurd-Wood


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Erstellt: 30.08.2010, zuletzt aktualisiert: 17.11.2024 13:19, 10923