Das Böse vor deiner Tür (Herausgeber: Wulf Dorn und Iver Niklas Schwarz)
 
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Das Böse vor deiner Tür hrsg. von Wulf Dorn und Iver Niklas Schwarz

Unheimliche Geschichten

 

Rezension von Cronn

 

In den achtziger Jahren des vergangenen 20ten Jahrhunderts war es gang und gäbe, dass große Verlagshäuser sich der dunklen Phantastik zuwandten, sprich Horror veröffentlichten. Mit dem Riesenerfolg von Stephen King, der bereits in den siebziger Jahren einsetzte, schwappte eine Welle von Horrorbüchern durchs Land. Mit dabei waren Dean Koontz, Ramsey Campbell, Clive Barker und David Morell, um nur einige zu nennen.

 

Interessanterweise wurden viele der Namen durch Anthologien bei uns bekannt. Storysammlungen wie Das große Horrorbuch oder die Reihe dtv phantastica mit Titeln wie Das Gespenst im Aktenschrank überzeugten mit gut ausgewählten und gut übersetzten Storys.

 

Doch dann wurde es im Laufe der 90er Jahre still und stiller, bis die Horrorwelle abebbte und der Fantasywelle im Zug des Erfolgs von Der Herr der Ringe-Filme Platz machte.

 

Nun erschienen lediglich noch Horrorromane in den großen Verlagen. Für die Kurzgeschichten war lange Zeit kein Platz.

 

Doch nun regt sich etwas in der Verlagslandschaft. Bei Dumont erschienen zwei Storybände rund um Gespenstergeschichten und auch bei dtv ist eine Anthologie erschienen. Sie trägt den Titel Das Böse vor deiner Tür und liegt nun zur Rezension vor.

Wie gelungen ist die Anthologie, die von Wulf Dorn und Niklas Schwarz herausgegeben wurde? Das soll die nachfolgende Rezension aufzeigen.

Inhalt und Kritik

Der Band beinhaltet 16 Kurzgeschichten, mal länger, mal kürzer, die sich alle in Deutschland, der Schweiz oder Österreich verorten lassen. Das war auch der Ausgangspunkt, wie die Herausgeber im Vorwort schildern.

 

Naturgemäß kann man in einer Anthologierezension nicht auf jede einzelne Story eingehen, daher werden einige Highlights genannt, die besonders herausragen.

 

Den Reigen beginnt Andreas Gruber mit Die Nacht unter der Teufelsbrücke. Dass der vor allem als Krimiautor bekannte Andreas Gruber in der dunklen Phantastik seine Wurzeln hat, merkt man der Geschichte schnell an. Routiniert geschrieben, mit einem Hang zum grimmigen Humor. Im Gasthaus Schimmelkrug trifft während eines Unwetters eine illustre Gesellschaft ein, darunter u. a. Mr. Dickens und weitere Engländer. Gruber hatte sichtlich Spaß daran, mit Anspielungen auf berühmte Autoren der Phantastik seine Story zu unterlegen und so nimmt die Nacht voller Ausschweifungen und unheimlicher Vorkommnisse ihren Lauf.

 

Nina Blazon lässt in Das Relikt das Grauen in einem Plattenbau in Berlin auf die Menschen los. Geschickt erzählt die Autorin von einer jungen Familie, die neu in eine Wohnung zieht und dabei auf allerlei Merkwürdigkeiten und Abgründigkeiten trifft, bis schließlich ein Wesen in ihr Leben tritt, das grauenvolle Pläne hat. Sehr stimmig und mit einer guten Beobachtungsgabe für Alltagssituationen versetzt.

 

Das engste Tal ist eine Story von Vera Buck. Hier ereilt das Grauen zwei Wanderer in den Bergen der Schweiz. Die Autorin setzt zwischen die Geschichte immer wieder die Zeilen eines gruseligen Reimgedichts, das wie ein Abzählreim für Kinder wirkt. Die beiden Wanderer erleben schlussendlich in einem verlassenen Bauernhof ein psychologisch-übernatürliches Spiel mit der Realität. Geschickt konstruiert und stilistisch überzeugend.

 

Vincent Voss schickt den Leser mit Frau Tutas und die Hexen aus Wakendorf II in den hohen Norden, wo eine Dorfgemeinschaft sehr merkwürdige Ansichten rund um das Thema Geburt hat. Es gelingt dem Autor die Geschehnisse nah an der Realität anzusiedeln, obgleich sein Thema wie aus einem anderen Jahrhundert wirkt.

 

Den Abschluss macht Kai Meyer, der mit Kalvarienberg die beste Story der Sammlung vorlegt. Die Reise des Erzählers durch die Eifel als Weg der Rückbesinnung auf seine Recherchetour rund um Wegkreuze wird im Laufe der Geschichte zu einer grauenhaften Tour de Force, die in einem wahrhaft grauenvollen Finale kulminiert. Hier zeigt Kai Meyer erneut seine Meisterschaft, indem er Andeutungen streut, die erst nach und nach sich zu einem stimmigen Gesamtbild fügen und schlussendlich auf brutale Weise den Weg des Erzählers beendet. Großes Erzählkino – Chapeau!

Fazit

»Das Böse vor deiner Tür« ist eine Storysammlung, die viele ordentliche, aber auch einige schwache Geschichten enthält. Es gibt aber auch Glanzleistungen, für die sich die Anschaffung allein schon lohnt. Und die Tatsache, dass ein großer Publikumsverlag erneut eine Horroranthologie veröffentlicht, ist ebenfalls unterstützenswert.

Inhalt

Andreas Gruber: Die Nacht unter der Teufelsbrücke

Iver Niklas Schwarz: Kilometer 267

Ivar Leon Menger: Eichendorf

Nina Blazon: Das Relikt

Markus Heitz: Convocantes

Sarah Bestgen: Schlaf, Mama, schlaf

Wulf Dorn: Nachtgänger

Vera Buck: Das engste Tal

Andreas Eschbach: Kalkmänner

Uwe Laub: Nebelgrollen

Annika Strauss: Matilda

Frank Goldammer: Der Fehler

Liza Grimm: Hägglmoo

Thomas Finn: Der Spiegel

Vincent Voss: Frau Tutas und die Hexen aus Wakendorf II

Kai Meyer: Kalvarienberg

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Buch:

Das Böse vor deiner Tür

Unheimliche Geschichten

Herausgeber: Wulf Dorn und Iver Niklas Schwarz

Taschenbuch, 512 Seiten

dtv, 17. Oktober 2024

 

ISBN-10: 3423220724

ISBN-13: 9783423220729

 

Erhältlich bei: Amazon

 

Kindle-ASIN: B0CX4PS4LV

 

Erhältlich bei: Amazon Kindle-Edition


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Erstellt: 20.02.2025, zuletzt aktualisiert: 20.02.2025 17:34, 24270