Das Cusanus Spiel (Autor: Wolfgang Jeschke)
 
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Das Cusanus Spiel von Wolfgang Jeschke

Rezension von Ramona Schroller

 

Klappentext:

Europa im Jahr 2052: Nach der großen atomaren Katastrophe in Deutschland stellt sich die Frage des Überlebens. Fieberhaft arbeiten Wissenschaftler und ein mysteriöses vatikanisches Institut an möglichen Lösungen. Dabei verdichtet sich eine Vermutung immer mehr: Der Schlüssel zur Rettung könnte in der Vergangenheit liegen.

 

Inhalt:

Die junge Botanikerin Domenica ist mehr als froh, als ihr eine Stelle angeboten wird, denn eigentlich ist ihre Berufswahl alles andere als zukunftsträchtig. Nach einem atomaren Fall Out in Deutschland und dem fortschreitenden Klimawandel sterben immer mehr Pflanzen aus. Stutzig macht Domenica höchstens die Tatsache, daß sie beim Vatikan angestellt wird.

 

Dann aber häufen sich merkwürdige Ereignisse. Freunde und Bekannte Domenicas glauben, sie getroffen zu haben, dabei war sie an den besagten Tagen nicht da. Ihr Freund Bernd fleht sie an, die Arbeit aufzugeben, da es zu gefährlich sein würde, doch sie schlägt seine Warnungen in den Wind.

 

Domenica weiß nicht, daß sie zu einer neuen Spezies Mensch gehört. Zu einer Spezies, der besonderes gegeben wurde, um die Welt zu schützen ...

 

Rezension:

Ein Zeitreise-Roman, gut und schön. In gewisser Weise auch durchdrungen von Endzeit-Mythologie. Das mag das erste sein, was ein Leser sich denkt, wenn er dieses Buch in die Hand nimmt. Aber das ist nur der Anfang ...

 

Ich gebe zu, ich lese immer wieder gern die teilgedruckten Kritiken, wenn sie auf dem Klappentext vorhanden sind. Meist - naja, fast immer - frage ich mich nach der Lektüre des Romans, welches Buch den die Zitierten da gelesen haben, denn das, was ich da gerade in der Hand halte, kann es nicht sein. Hier ist das anders.

 

Andreas Eschbach äußert sich wie folgt: „Atemberaubend gut! Wenn Sie in diesem Jahr - oder in diesem Jahrzehnt - nur noch ein Buch lesen wollen, dann lesen Sie dieses!„ Um es kurz zu machen: Er hat absolut recht!

 

Man merkt auf jeder Seite, daß Jeschke schon einiges mit SF hinter sich hat. Er ist kein Anfänger, dazu muß man nicht einmal den Namen zuordnen können (Jeschke war bis 2001 der Lektor für Science Fiction bei Heyne). Grandios, wie er mit seinen Figuren, der Handlung, der Zeit an sich spielt und den Leser immer wieder auf die falsche Fährte führt.

 

Als Manko kann ich eigentlich nur den leicht ... nun ja, Unbedarfte könnten es behäbig nennen, negativen, traurigen Stil nennen, der das Buch prägt. Um diesen Stil zu begreifen, muß man als Leser schon bis ins letzte Kapitel vordringen. Dann allerdings läuft es einem eiskalt den Rücken herunter, vielleicht fließen sogar ein zwei Tränchen (wie in meinem Fall).

 

Die Erzählebenen können ebenfalls etwas verwirren, ergeben jedoch recht schnell einen Sinn für den Leser. Interessant gerade die Stellen, von denen Jeschke selbst als seine Schwächen im Nachwort spricht: Den historischen Szenen um Cusanus, einem Kardinal im 15. Jahrhundert. Gern hätte ich mehr über diesen Mann erfahren, so wie Jeschke ihn schildert. Auch das Zusammentreffen von Domenica mit Cusanus ist glaubhaft geschildert, geht allerdings leicht in der Szene unter, die noch allzu deutlich von der Flucht der Zeitreisenden geprägt ist.

 

Ansonsten aber hat Jeschke einen Roman geschrieben, den ich einfach nur als großartig bezeichnen kann. Voller Kraft schildert er eine Welt, wie sie dumpfer wohl kaum sein könnte. Vor den Augen des Lesers breitet sich eine Zukunft aus, die wir wohl alle nicht gerade anstreben, die aber durchaus eintreffen könnte. Jeschke beschwört bittere Bilder herauf, die den Leser erschaudern lassen, gerade weil sie doch recht nahe an dem sind, was man seit nahezu zwanzig Jahren immer wieder sieht. Die Rede ist hier von Tschernobyl, nur daß im Cusanus Spiel halb Deutschland verseucht wurde.

 

Jeschke begibt sich damit auf ein dünnes Eis, und ich glaube, das war ihm auch selbst klar. Denn gerade die Atomkraft, die ja günstigen Strom erzeugt, ist immer wieder politisches Thema. Doch Jeschke geht noch weiter, kratzt weiter an Oberflächen und bringt auf diese Weise einen Spiegel hervor, den wir alle nur zu gern für immer vergraben würden (er selbst wohl auch, wenn ich an die veränderte Zeitleiste denke).

 

Ehe ich zu sehr ins Schwärmen gerate und vielleicht noch zuviel verrate, beende ich diese Rezension lieber. Und ich kann jedem nur ans Herz legen, dieses Buch zu kaufen - es lohnt sich!

 

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 202404231740424a88edc2
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Buch

Titel: Das Cusanus Spiel

Autor: Wolfgang Jeschke

Droemer, 2005

703 Seiten

ISBN: 3-426-19700-6

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 31.10.2005, zuletzt aktualisiert: 10.04.2024 18:52, 1464