Das Dampfbein schwingen hrsg. von Ingrid Pointecker
Rezension von Frank W. Werneburg
Verlagsinfo:
Bunt, laut, leise, gefühlvoll, getanzt, gesungen und über den Äther in die Welt hinausgeschickt – 20 musikalische Steampunk-Geschichten entführen auf Bühnen und in ferne Gefilde. Wo das Dampfbein geschwungen wird, ist das Leben zu Hause. Tonleitern reichen zu den Sternen und auf den Straßen beginnen Revolutionen oft als Liedchen zwischen Eingeweihten. Gereichte Hände laden zum Tanz und die Herzen schlagen im Takt des dampfbetriebenen Orchesters. Musik wird gelauscht, gefühlt und geatmet, wo auch immer die Reise hinführt. Und die Vorstellung ist noch lange nicht vorbei, wenn der Vorhang fällt.
Rezension:
Steampunk und Musik – passt das zusammen? Wieso nicht. Dampfbetriebene Musikautomaten gab es ja sogar in der Realität. Weshalb sollten typische Steampunk-Elemente also nicht mit musikalischen Themen harmonieren? Zumindest ein Teil der hier versammelten Kurzgeschichten beweist, dass das Ergebnis durchaus stimmig wirken kann. Meine Formulierung »ein Teil« weist allerdings schon darauf hin, dass jetzt ein großes »ABER« kommt. Auch wenn die meisten Geschichten durchaus gut sind, kommt doch bei den wenigsten das bekannte Steampunk-Feeling beim Lesen auf. Viele würde ich viel eher als SciFi, Fantasy oder auch Mystery einstufen. Oft kommt das Gefühl auf, dass der Autor eine fertige Fantasy- beziehungsweise SciFi-Story in der Schublade hatte, die dann mit ein paar Steampunk-Zutaten schnell für diese Anthologie passend gemacht wurde. Dass meine Bewertung dennoch recht positiv ausfällt, liegt daran, dass ich auch Fantasy und SciFi mag und deshalb über das nicht ganz passende Label hinwegsehe.
Herausheben möchte ich ein paar gelungene Kurzgeschichten, die auch wirklich nach Steampunk ›schmecken‹:
In Der Jungfernflug der Aurora von Iva Moor geht es um eine Band, deren Mitglieder gesuchte Bankräuber sind. Eine Kommissarin versucht alles, ihrer habhaft zu werden. Der Jungfernflug eines großen Luftschiffs könnte eine Fluchtmöglichkeit darstellen. Besonders eine überraschende Wendung kann hier überzeugen.
Peter Michael Meuer erzählt in Tanz in den Wolken von einer Prinzessin, die an Bord des Flag-Luftschiffs den Partner fürs Leben wählen soll. Die Maschinendecks erscheinen ihr aber viel interessanter.
In Chrom und Bronze lässt uns Marius Kuhle die Premiere eines Dampfroboter-Balletts miterleben. Damit beweist er, dass Steampunk auch durchaus humorvoll sein kann.
Fazit:
Überwiegend gute Kurzgeschichten, von denen aber nur wenige wirklich in die Kategorie Steampunk passen.
Nach oben