Das dritte Testament (Autor: Daniele Nadir)
 
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Das dritte Testament von Daniele Nadir

Rezension von Julia Krause

 

Es gibt viele gläubige Menschen auf dieser Welt und viele davon glauben auch, dass das Jüngste Gericht irgendwann über die Erde kommen wird. Es heißt, dass dann die Toten auferstehen, die Gläubigen zu Gott in den Himmel aufsteigen und die Verdammten in der Hölle auf Erden schmoren werden. Es wird Gericht gehalten über jene, die nicht geglaubt und nicht nach Gottes Wort gelebt haben und sie bekommen eine letzte Chance. Diejenigen, die verdammt sind, werden auf der Erde verbleiben, die ebenso zur Hölle werden wird, bis eine neue Welt geschaffen werden wird.

Viele Autoren haben sich schon mit dieser Materie auf die ein- oder andere Art und Weise auseinander gesetzt, es ist ja auch ein reizvolles Thema. Meistens malen sie wahre Horror-Szenarien, voller Blut, Gemetzel und Leid. Daniele Nadir hat einen ganzen Roman geschaffen, der dieses Thema behandelt.

 

Ein kleiner Junge hat Hunger und Durst und weiß sich nicht anders zu helfen, als sein letztes Geld in einem heimeligen Wirtshaus auszugeben, das er vorfindet. Damit kann er sich aber nur etwas zu essen leisten, jedoch nichts zu trinken. Der Wirt schickt ihn zu dem Besitzers des Gasthauses, der in einer Ecke sitzt und bereit ist, ihm etwas zu spendieren, wenn er ihm zuhört. Er erzählt nun eine Geschichte, wie sie der Junge noch niemals zuvor gehört hat.

Es ist 9.30 Uhr am Vormittag. Die Sonne scheint, alle sind glücklich, oder nicht, gehen ihrer Arbeit nach, sehen fern, haben ein Date oder tun das, was Menschen nun einmal tun. Von einem Moment auf den anderen fallen plötzlich alle Telefonnetzwerke zusammen, es gibt kein Fernsehen, keine Übertragungen von Daten, dafür hören alle Menschen auf der Erde, egal wo sie sich befinden, egal ob arm oder reich, krank oder gesund, Säugling oder Erwachsener, ein und dieselbe Stimme. Diese Stimme sagt, dass sie zu Gott gehört und am nächsten Tag das Jüngste Gericht abgehalten wird, bevor die Welt untergeht, dann verstummt sie wieder. Es bricht eine nie gekannte und nie erahnte Panik aus. Menschen bringen sich um, randalieren, strömen in die Kirchen, doch es hilft alles nichts, am nächsten Tag bricht die Hölle los.

Sara gehört zu denen, die zurückbleiben und sie weiß nicht warum das so ist. Überall liegen Leichen, die Erde ist verwüstet und sie ist allein und verzweifelt. Die Welt ist leer, nur sie scheint übrig zu sein und versteht nicht, wie das geschehen konnte. An einer anderen Stelle gräbt sich Judas Ischariot nach seinem langen Leidensweg in der Hölle hinaus auf die Erde. In seiner Nähe ist der Schriftsteller Joe Gould, der ebenfalls nicht begreifen kann, dass er scheinbar allein auf der verwüsteten Erde zurückgeblieben ist. Als dann auch noch Engel auftauchen, die den beiden sagen, dass sie auf einer Expedition in die Hölle sind, wo sie drei zu Unrecht verdammte Seelen aufspüren wollen, machen sich die zurückgebliebenen Menschen mit ihnen auf den Weg.

 

Die Geschichte braucht lange, bis sie endlich richtig losgeht. Fast zu lange, ehrlich gesagt. Bis die Welt untergegangen ist, vergehen vierzig Seiten, bis man endlich alle wichtigen Protagonisten kennen gelernt hat, noch einmal weitere vierzig und bis sie sich endlich begegnen und dann die Engel auftauchen...

Es zieht sich so schrecklich und das ist schade, weil hier viel Potential ruht und die Geschichte nach den ersten zweihundert bis dreihundert Seiten wirklich interessant wird. Nur die Spanne, bis man dort ankommt, ist leider etwas zu langatmig. Die eingebrachten Ideen sind zum Teil wirklich originell und Gold wert, auch die verschiedenen Handlungsstränge, von denen man sich zu Beginn nicht denken kann, was sie denn nun genau bedeuten sollen oder wie sie jemals zusammenlaufen können, finden langsam aber sicher zu einem roten Faden. Es dauert seine Zeit, bis man alle Zusammenhänge begreift, doch wenn man schließlich soweit ist alles zu verstehen, macht diese Geschichte richtig Spaß. Man kann das Buch dann schließlich auch nicht mehr aus der Hand legen und liest sich richtig fest. Doch muss man eben bis dahin durchhalten.

 

Alles in allem liegt hier also ein Buch vor, das einen sehr, sehr langen Start hat, dann jedoch mit seiner Geschichte und den sympathischen und originellen Protagonisten überzeugen kann.

 

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 202404190638577f676bd5
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Das dritte Testament

Autor: Daniele Nadir

Taschenbuch: 780 Seiten

Verlag: Goldmann Verlag (1. August 2008)

Sprache: Deutsch

ISBN-10: 3442465826

ISBN-13: 978-3442465828

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 21.08.2008, zuletzt aktualisiert: 12.04.2024 09:51, 7145