Das Erbe der Elfen (Autor: Andrzej Sapkowsi; Die Saga vom Hexer Geralt 1)
 
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Das Erbe der Elfen von Andrzej Sapkowski

Die Saga vom Hexer Geralt Band 1

 

Rezension von Christel Scheja

 

Fantasy und Science Fiction aus Ostblockstaaten hatten es auf dem westlichen Markt immer schwer. Zum einen waren sie oft schwerfälliger geschrieben als die amerikanischen Werke und boten statt Unterhaltung oft den erhobenen Zeigefinger, zum anderen hing den Inhalten immer eine Spur von Mief und Spießigkeit an, die man mit den Klischees aus den Medien in Verbindung brachte.

Auch die Kurzgeschichtensammlungen von Andrzej Sapkowski erlitten dieses Schicksal. Erst als die Hintergrundwelt für ein Computerspiel verwendet wurde, änderte sich das. Nun begannen sich die Leser auch für die Geschichten und Romane zu interessieren, die alles erst begründet hatten.

„Das Erbe der Elfen“ ist nun der erste Band der fünfteiligen „Hexer-Saga“, in dem der Autor die Fäden, die er bereits in den kurzen Erzählungen gesponnen hat, zusammenführt. Das Buch erschien bereits vor gut einem Jahr in einer Geschenkbox und ist nun noch einmal als normales Taschenbuch im Design der Reihe aufgelegt worden.

 

Die Welt in der Geralt und seine Freunde leben ist rau und unerbittlich. Die Könige vieler kleiner Reiche beäugen sich misstrauisch und führen immer wieder einmal Krieg gegeneinander. Bündnisse können schneller fallen als man denkt, und durch Verrat ersetzt werden. Letztendlich muss jeder selbst wissen, was er tut – denn das überleben wird ihm nicht immer leicht gemacht, vor allem wenn man bereits einen gewissen Ruf erworben hat. Im Gegensatz zu den Zauberern haben sich die Hexer darauf verschrieben, Fabelwesen und andere gefährliche Kreaturen zu erleben. Sie arbeiten mit niederer Magie und ihren Waffen und sind der grausamen Wirklichkeit viel näher als andere Zauberkundige. Deshalb behaupten viele Menschen, dass sie kein Herz hätten.

Geralt weiß, dass das nicht stimmt, auch wenn er dies nicht gerne offen zeigt. Denn neben der Zauberin Yennefer hat er nun auch Ciri ins Herz geschlossen, die verschollene Thronerbin von Cintra, die nicht nur von ihren Feinden gesucht wird. Da sie die letzte Überlebende ihres Königshauses ist, wäre die Heirat mit ihr der sichere Weg zum Thron eines ganzen Reiches.

Doch Geralt ist weit davon entfernt, diese Gedanken zu hegen. Er mag das aufgeweckte und lebenslustige Mädchen und bringt ihr viele Dinge bei. Doch lange bleibt sein Tun in der alten Hexerfestung nicht verborgen, so dass er umdisponieren muss. Denn auch für die Zauberer ist Ciri interessant geworden, besitzt sie doch etwas, was denen gar nicht gefällt – angeborene Magie...

 

Man merkt sehr schnell, dass man zumindest einige der Kurzgeschichten kennen sollte, die dem Roman voraus gingen, denn Andrzej Sapkowski verzichtet darauf, die Figuren lange und breit einzuführen. Denn es sind nicht nur Geralt und Ciri, die eine interessante Vorgeschichte besitzen, auch andere wichtige Charaktere wie der Troubadour und Dichter Rittersporn gehen den Weg weiter, denn sie in den ersten Geschichten begonnen haben. Ebenso wenig deutet er an, warum gerade die eine Figur die andere gar nicht oder besonders gerne mag.

Mit Schwierigkeiten findet man in die Handlung, die sich erst einmal mit Alltäglichkeiten beschäftigt und die der Pentalogie zu Grunde liegenden Konflikte aufbaut. Da sind zum einen die Querelen zwischen den Herrschern, die mit Sorge sehen, dass einige von ihnen zu sehr an Macht gewinnen. Der Zauberer Rience entwickelt ein besonderes Interesse an Ciri, Geralt und seine Freunde haben alle Hände voll zu tun, um das Mädchen zu beschützen. Zu allem Übel beginnen nun auch noch die nichtmenschlichen Rassen, vor allem die Elfen gegen die Unterdrückung durch die Menschen zu rebellieren.

Das alles wird recht nüchtern erzählt. Die Charaktere sind sehr lebensnah geschildert, jeder Heldennimbus wird ihnen schnell ausgetrieben. Dazu kommt eine Welt voll schmutziger Schönheit und vielen Grautönen.

Das sind auch die Stärken des Romans. Die größte Schwäche ist wohl die all zu ruhige und bedächtige Erzählweise, die keine rechte Spannung aufkommen lassen will und zu viele verwirrende Inhalte in den Raum wirft.

 

Alles in allem bietet „Das Erbe der Elfen“ sehr viel Atmosphäre und interessante Charaktere, aber gerade bei der Spannung und dem Zusammenhalt der Handlung hapert es, so dass die Geschichte nicht über ein solides Mittelmaß hinaus kommt und sehr viel Geduld von den Lesern fordert. Nur wer sich auf die bedächtige Erzählweise einlassen kann, wird nach der Lektüre des Buches auch zufrieden sein können.

 

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Buch:

Das Erbe der Elfen

Original: Krew Elfów, 1994

Reihe: Die Saga vom Hexer Geralt Band 1

Autor: Andrzej Sapkowski

Taschenbuch, 384 Seiten

dtv, 2008

Übersetzer: Erik Simon

Cover: Darren Winter

 

ISBN-10: 3423247002

ISBN-13: 978-3423247009

 

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 29.04.2010, zuletzt aktualisiert: 21.03.2024 17:38, 10378