Das Erbe der Elfen (Autor: Andrzej Sapkowsi; Die Saga vom Hexer Geralt 1)
 
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Das Erbe der Elfen von Andrzej Sapkowski

Die Saga vom Hexer Geralt Band 1

 

Rezension von Christian Endres

 

Andrzej Sapkowskis Episoden-Romane um den Hexer Geralt waren lange Zeit eine Art Geheimtipp unter Fans, die nun auch schon wieder einige Jahre auf die Fortsetzung der Geralt-Saga aus der Feder des polnischen Erfolgsautors warten mussten. Doch nun hat das Warten endlich ein Ende: DTV macht sich nach Neuauflage der beiden Kurzgeschichtenbände daran, auch die fünf ausstehenden Romane um den Hexer aus Riva zu veröffentlichen.

 

Wer nun jedoch hofft, dass der Geist der brillanten Kurzgeschichten sich automatisch im ersten der fünf zusammenhängenden Romane um den weißhaarigen Monsterjäger wiederfindet, wird zunächst enttäuscht: Die Romane sind um einiges komplexer als die bis dato servierten Happen, während die erfrischenden Märchenverbindungen und -Verweise sogar fast gänzlich wegfallen. Doch Sapkowski selbst sagt ja, dass er nach den Kurzgeschichten das Gefühl hatte, nun den nächsten Schritt tun zu müssen.

 

Also haben sich die Saga und ihre Bestandteile weiter entwickelt. Unter dieser Prämisse ist »Das Erbe der Elfen« dann auch angenehm konsequent: Die Geschichte knüpft zwar an die zentralen Ereignisse aus den Kurzgeschichten an und stellt Geralt, Ciri, Yennefer und Rittersporn zeitweise in den Mittelpunkt, wird jedoch zugleich auch um einiges hintergründiger, politischer und epischer; die Gesamtsituation auf dem namenlosen Kontinent wird angespannter und konkreter und vielschichtiger, und endlich erfahren wir auch mehr über die Hexer-Ausbildung in der Hexer-Feste Kaer Morhen.

 

Geblieben sind dagegen die herrlichen, bis zur Vollendung geschliffenen Dialoge und die überwältigende Mittelalter-Atmosphäre. Allerdings hat Sapkowski die Spritzigkeit der Kurzgeschichten auf dem Altar der Genre-Epik geopfert und kämpft im ersten Romanband sogar gegen ein oder zwei Längen. Statt Knackigkeit gibt es nun eben schwelende Rassenkonflikte und noch mehr Könige und Zauberer, die sich in Geralts Belange einmischen. Von größer Bedeutung (und noch größerem Interesse) ist nun außerdem Ciri, das vom Schicksal an Geralt gebundene Überraschungskind.

 

Apropos Überraschung. Es ist das erste Mal, dass ein großformatiges DTV-Premium Paperback mit Klappenbroschur in einer robusten Geschenkbox ausgeliefert wird – »um der Mystifizierung des Inhalts gerecht zu werden«, wie es von Seiten des Verlages aus heißt. Das freut vor allem die örtlichen Buchhändler, die sich auf ein hübsches Gimmick zur Präsentation des plakativ aufgemachten Fantasy-Schmökers einstellen dürfen. Dafür wurde die Preisschraube im Gegensatz zu den ersten beiden Taschenbüchern natürlich angedreht, sodass es abzuwarten gilt, wie die Fans reagieren – andererseits ist es bei Hardcovern, die dem Softcover vorausgehen, preislich meistens ja nicht anders. Ein Hingucker in Laden und Regal gleichermaßen ist die robuste Box allemal, und die beiden Postkarten nimmt man ebenfalls gerne mit.

 

Die Geralt-Saga entwickelt sich also definitiv weiter – formal und äußerlich, primär aber natürlich inhaltlich. Diese Entwicklungen führen die Reihe weg von den locker-flockigen Storys und hin zu – ja, wohin eigentlich? Das steht nach diesem ersten Roman noch nicht ganz fest und wird sich wohl erst mit den Fortsetzungen endgültig zeigen.

 

Für den Augenblick bleibt es schon mal bei der stimmig erweiterten Fantasy-Welt des Hexers Geralt von Riva, mit lebendigen, angenehm vertrauten Charakteren, überwältigender Stimmung und tollen Dialogen.

 

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Buch:

Das Erbe der Elfen

Original: Krew Elfów, 1994

Reihe: Die Saga vom Hexer Geralt Band 1

Autor: Andrzej Sapkowski

Taschenbuch, 384 Seiten

dtv, 2008

Übersetzer: Erik Simon

Cover: Darren Winter

 

ISBN-10: 3423247002

ISBN-13: 978-3423247009

 

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 27.10.2008, zuletzt aktualisiert: 21.03.2024 17:38, 7586