Für alle mutigen Russinenn und Russen, die sich in ihrem Land gegen die gegenwärtige »Herrschaft der Wölfe« auflehnen, in Memorian Peter Bews (1944-2020), so steht es auf den ersten Seiten. Das Buch ist neben Prolog und Epilog in 4 Teile aufgeteilt.
Die Geschichte selbst ist einerseits modern erzählt, also nicht in der Sprache des 19. Jahrhunderts. Andererseits ist sie auch altmodisch, traditionell, Zeit und Thema passend gestaltet.
Der Roman ist kein Werwolfschocker der Prägung Hollywood, sondern erzählt eine historisch-gruselige Geschichte und so breitet Erik Hauser in aller Bedächtigkeit und Langsamkeit, aber auch Ausführlichkeit die Gesellschaft eines russischen Dorfes im 19. Jahrhundert aus. Eine Gesellschaft, die feudal ist. Stipe, der Gutsverwalter, ist Herrscher und Geldgeber in einem und schert sich einen Dreck um Gesetze und gesellschaftliche Rücksicht. Dagegen sind die Narodniki, die Rothemden, revolutionäre Studenten, die von Freiheit, Gleichheit und Gerechtigkeit träumen.
Doch bis dahin ist es weit. Der Mensch lebt mit der Natur, mit dem Wolf, der sein Feind ist. Ein Feindbild das schnell entartet und zu Vergewaltigung und Lynchjustiz führt. Die gesellschaftlichen Konventionen sind nur oberflächlich verankert, bei der ersten Krise des Dorfes bricht das soziale Miteinander auseinander und unter der Fassade der Menschlichkeit kommt das wahre Tier zu Tage. Und der Werwolf ist es, der es nach oben spült.
Die Hauptperson ist Galina die Tochter eines Alkoholikers, die ärmlich bei ihrer Großmutter lebt und einen Wolfshund als Begleiter hat und die die Herrschaft der Wölfe ungewollt ins Rollen bringt. Die Geschichte zeigt einerseits die russische Landgesellschaft, die man sich auch in anderen Ländern wie in Deutschland so vorstellen kann, ein Leben, durchzogen mit Sagen, Mythen und Aberglaube, eine Mischung, die mittlerweile auch wieder in der Gegenwart angekommen ist und längst vergessene menschliche Abgründe zeigt.