Das Erbe der Wölfe (Autor: Erik Hauser)
 
Zurück zur Startseite


  Platzhalter

Das Erbe der Wölfe von Erik Hauser

Rezension von Michael Schmidt

Verlagsinfo

»Es gibt also keine Werwölfe?«

»Erfindungen der Bourgeoisie, das Volk besser in Angst und Knechtschaft zu halten.«

 

Russland in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.

Zwei Dinge fürchtet die Landbevölkerung im Zarenreich ganz besonders: Wölfe und Narodniki, die Rothemden. Man weiß nicht, was schlimmer ist – dass die Wölfe unschuldige Wesen reißen oder die Rothemden mit ihren politischen Auftritten und ihrem Gerede von Freiheit und Gleichheit für Aufruhr sorgen, was zu Strafaktionen seitens des bedrohten Adels führen wird. Der bewaffnete Kampf um die Neuordnung mit grausamen Folgen wird sich bald nicht mehr vermeiden lassen.

In dem unscheinbaren Dorf Sofrino Selo spitzen sich die Dinge zu, als beide dort aufeinandertreffen – Wölfe und Narodniki. Bald wird es unmöglich sein, sie auseinanderzuhalten …

Rezension

Für alle mutigen Russinenn und Russen, die sich in ihrem Land gegen die gegenwärtige »Herrschaft der Wölfe« auflehnen, in Memorian Peter Bews (1944-2020), so steht es auf den ersten Seiten. Das Buch ist neben Prolog und Epilog in 4 Teile aufgeteilt.

 

Die Geschichte selbst ist einerseits modern erzählt, also nicht in der Sprache des 19. Jahrhunderts. Andererseits ist sie auch altmodisch, traditionell, Zeit und Thema passend gestaltet.

 

Der Roman ist kein Werwolfschocker der Prägung Hollywood, sondern erzählt eine historisch-gruselige Geschichte und so breitet Erik Hauser in aller Bedächtigkeit und Langsamkeit, aber auch Ausführlichkeit die Gesellschaft eines russischen Dorfes im 19. Jahrhundert aus. Eine Gesellschaft, die feudal ist. Stipe, der Gutsverwalter, ist Herrscher und Geldgeber in einem und schert sich einen Dreck um Gesetze und gesellschaftliche Rücksicht. Dagegen sind die Narodniki, die Rothemden, revolutionäre Studenten, die von Freiheit, Gleichheit und Gerechtigkeit träumen.

 

Doch bis dahin ist es weit. Der Mensch lebt mit der Natur, mit dem Wolf, der sein Feind ist. Ein Feindbild das schnell entartet und zu Vergewaltigung und Lynchjustiz führt. Die gesellschaftlichen Konventionen sind nur oberflächlich verankert, bei der ersten Krise des Dorfes bricht das soziale Miteinander auseinander und unter der Fassade der Menschlichkeit kommt das wahre Tier zu Tage. Und der Werwolf ist es, der es nach oben spült.

 

Die Hauptperson ist Galina die Tochter eines Alkoholikers, die ärmlich bei ihrer Großmutter lebt und einen Wolfshund als Begleiter hat und die die Herrschaft der Wölfe ungewollt ins Rollen bringt. Die Geschichte zeigt einerseits die russische Landgesellschaft, die man sich auch in anderen Ländern wie in Deutschland so vorstellen kann, ein Leben, durchzogen mit Sagen, Mythen und Aberglaube, eine Mischung, die mittlerweile auch wieder in der Gegenwart angekommen ist und längst vergessene menschliche Abgründe zeigt.

Fazit

Das Erbe der Wölfe ist meines Wissens nach Erik Hausers erster Roman, und es ist einer, der sich zu lesen lohnt. Man muss sich an eine gewisse Langsamkeit gewöhnen, findet dann aber eine vielschichtige Geschichte, die einen fesselnd in den Bann zieht und am Ende ist man heilfroh, in der Moderne zu leben.

Platzhalter

Buch:

Das Erbe der Wölfe

Autor: Erik Hauser

Taschenbuch, 236 Seiten

Fabylon Verlag, 28. April 2022

Cover: Michael Steinmann

 

ISBN-10: 3946773400

ISBN-13: 978-3946773405

 

Erhältlich bei: Amazon

 

Kindle-ASIN: B09WYZN722

 

Erhältlich bei: Amazon Kindle-Edition


Platzhalter
Platzhalter
Erstellt: 10.11.2022, zuletzt aktualisiert: 13.04.2024 08:50, 21271