Das Geheimnis der Weisen (Autor: Rafael Ábalos)
 
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Das Geheimnis der Weisen von Rafael Ábalos

Rezension von Heike Rau

 

Rezension:

Der Winter 1313 hat es in sich. Alles ist tief verschneit. Dennoch ist Grimpow unterwegs, um Kaninchen zu jagen. Im dichten Nebel stolpert er und sieht sofort, was die Ursache dafür ist. Im Schnee liegt ein Toter. Er sieht aus, als schlafe er. Erschrocken rennt Grimpow zur Hütte, um seinen Freund Durbil zu holen. Der Mann ist eindeutig erfroren. Durbil holt aus seiner Faust einen unscheinbaren Stein und übergibt ihn an Grimpow. In der Satteltasche sind noch mehr Schätze. Durlib möchte die Sachen an sich nehmen, doch Grimpow hat Angst, dass sich später Spuren finden und beide als Mörder bezichtigt werden. Um herauszufinden, wer der Mann war, wird ein Brief geöffnet. Er ist in Geheimschrift verfasst und dennoch versteht Grimpow den Inhalt. Er meint, das liege an dem Stein, den er in der Hand hält.

 

Als der Tote vor ihren Augen zu schmelzen beginnt und schließlich verschwindet, können die beiden kaum glauben, was sie da beobachtet haben. Grimpow will den im Brief enthaltenen Auftrag erfüllen und ihn an Aidor Bilbicum übergeben und dann doch als Gegenleistung den Schatz behalten. Die beiden machen sich auf zur Abtei Brinkum. Unterwegs wird die Satteltasche vergraben. Grimpow und Durlib behalten nur die Dolche, den Stein und ein paar Silbermünzen, um diese gegen Pferde einzutauschen, die sie nach Straßburg bringen sollen. Zu ihrem Entsetzen wurde der Fremde auch von Bruder Brasco bemerkt, als dieser in der Nähe der Abtei vorbeiritt. Der Mönch glaubt aber, ein Gespenst gesehen zu haben. Grimpow und Durlib geben vor, in Straßburg als Steinmetze arbeiten zu wollen, um vom Abt ein Empfehlungsschreiben zu bekommen. Angesichts der Münzen lässt dieser sich dazu überreden und auch die Pferde können gekauft werden.

 

Der Schreck sitzt tief als Fremde ankommen, die den Schimmel des Toten dabei haben. Burumar de Gostelles vom heiligen Orden der Dominikaner, Abgesandter von Papst Clemens V. verlangt Quartier. Grimpow, der seit er den Stein besitzt, über fast schon hellseherische Fähigkeiten verfügt, weiß, dass der Inquisitor und die Soldaten des Königs von Frankreich hinter dem toten Edelmann her waren. Während es einem Mönch gelingt, Crimpow zu verstecken, wird Durlib festgenommen und verhört. Die Münzen, oder vielmehr der Abt, haben die beiden verraten. Grimpow erzählt dem Mönch nun die Wahrheit. Den verwundert das Geschehene nicht. Er bringt die Vorkommnisse mit einer Legende in Verbindung. Grimpow hört zum ersten Mal vom Heiligen Gral. Der Tote, ein Tempelritter, muss demnach ein Auserwählter gewesen sein und Grimpow soll nun die Mission zu Ende bringen, mit dem dieser betraut war. Als Grimpow in einem Buch über den Stein der Weisen liest, glaubt er, dass das genau der Stein ist, der sich nun in seinem Besitz befindet und der ihm so viele Ahnungen beschert hat. Durlib verunglückt unterdessen bei einem Fluchtversuch. Grimpow glaubt, dass dieser den Inquisitor an der Nase herumgeführt hat und noch lebt. Aber sicher ist er nicht. Dann wird der Abt geköpft aufgefunden. Die Mönche verdächtigen den Inquisitor, aber der reist ab, um mit seinen Mannen die Verfolgung des Mörders aufzunehmen. Grimpow kann nun sein Versteck verlassen. Für ihn ist der Weg frei, seine Mission zu erfüllen.

 

Der Autor zieht den Leser von der ersten Seite in seinen Bann. Die Geschichte ist sehr geheimnisvoll. Für Grimpow beginnt ein völlig neuer Lebensabschnitt. Seiner Wissbegier und seiner Aufgewecktheit ist es zu verdanken, dass er diese Herausforderung annimmt. Der Autor beschreibt diesen Weg und die Entwicklung des Jungen sehr glaubwürdig. Allein beschreitet Grimpow die Wegstrecke nicht. Unterwegs trifft er auf Freunde aber auch auf Feinde. Alle Charaktere, auch die weniger bedeutsamen, sind sehr gut ausgearbeitet. Und auch die geschichtlichen Hintergründe sind sehr gut recherchiert. Immer wieder baut der Autor Ereignisse, die von Wichtigkeit sind, mit in die Geschichte ein. Das besondere an diesem Roman ist aber, dass der Leser von Anfang an mit in die Geschichte einbezogen wird. An den Rätseln, die Grimpow und seine Freunde lösen müssen, um hinter das Geheimnis der Weisen zu kommen, kann man sich beteiligen. Sie stehen aber nicht nur im Text. Die Zeichnungen ersetzen in diesem Buch die Illustrationen. Die Rätsel sind aber nicht leicht zu lösen, im Gegenteil, das sind richtig harte Nüsse. Aber da der Autor die Spannung stetig steigert und neugierig macht, versucht man sich daran, praktisch gemeinsam mit Grimpow und seinen Begleitern, die diese Rätsel auch nur stückchenweiße und mit viel Tüftelarbeit lösen können. Manchmal ist die Lösung dann im Nachhinein recht einfach, wenn man nur darauf gekommen wäre. Das Spannende ist, dass man immer mehr den Eindruck erhält, dem Geheimnis tatsächlich auf die Spur kommen zu können. So erwartet man ein furioses Ende. Leider kann der Autor diese Erwartungen ganz zum Schluss dann doch nicht erfüllen.

Die Geschichte ist sehr vielschichtig, aber perfekt ausgearbeitet. Auch die Kulisse stimmt. Geheimnisumwitterte Legenden werden lebendig. Viele verschiedene Stationen, sorgen für Abwechslung: zum Beispiel Grimpows Studium in der Abtei mit dem alchimistischen Labor oder auch seine Zeit als Knappe eines Ritters, der sein Freund wird.

Im Gesamtbild gesehen, wirkt die Geschichte aber dann doch etwas in die Länge gezogen. Man fühlt sich bei der Lösung der Rätsel hingehalten. Hier hätte der Autor die Zügel doch etwas straffer ziehen können.

Dennoch, thematisch ist das Buch ausgesprochen interessant und aufschlussreich.

 

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 202404161420152c28ea55
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Buch:

Das Geheimnis der Weisen

Grimpow

Autor Rafael Ábalos

Aus dem Spanischen von Ilse Layer und Elisabeth Müller

512 Seiten, 19,95 Euro

cbj, Februar 07

978-3-570-13136-7

Erhältlich bei Amazon


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Erstellt: 22.02.2007, zuletzt aktualisiert: 21.03.2024 17:38, 3526